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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Lippen - und Gerlin verstand. Es ging nicht darum, dass kein anderer Ritter ein paar Tage für die Wehrertüchtigung der Lauensteiner Knappen sorgen konnte. Florís sorgte sich um die Sicherheit seines jungen Herrn.
    Gerlin legte ruhig ein weiteres Gewand in die Truhe ihres Bruders. »Von mir aus können wir morgen reiten«, sagte sie gelassen. »Meine Sachen sind gepackt, ich kann gleich Anweisung geben, sie auf einen Wagen laden zu lassen. Oder bevorzugt Ihr Lasttiere, Herr Florís? Wir würden dann schneller vorwärtskommen. Und ... was meine Familie betrifft - Lauenstein liegt ja nicht am Ende der Welt. Mein Vater kann mich und meinen Gatten jederzeit besuchen. Oder wir reiten einmal nach Falkenberg. Wenn ... wenn sich die Lage beruhigt hat.«
    Falkenberg und Lauenstein lagen nicht allzu weit voneinander entfernt. Mit schnellen Pferden waren das kaum mehr als drei Tagesritte. Allerdings war das gebirgige Gelände zum großen Teil bewaldet, und die Straßen waren nicht sehr gut ausgebaut. Der Wagen mit Gerlins Aussteuer würde sie aufhalten.
    Florís schien aufzuatmen, schüttelte allerdings den Kopf.
    »Ihr müsst Euch nicht einschränken, Herrin. Wir bieten immerhin sechs Ritter auf und drei Knappen, die sich auch schon ihrer Haut zu wehren wissen. Wenn wir vier Männer für die Bewachung Eures Wagens abstellen, könnt Ihr immer noch mit einer angemessenen Eskorte vorausreiten. Ihr ... reitet doch, nicht wahr, Herrin?«
    So manches adlige Fräulein bevorzugte das Reisen in einer Sänfte, aber solche Kapricen hatte Eleonore von Aquitanien ihren Zöglingen ausgetrieben. An ihrem Hof lernte jedes Mädchen reiten und übte sich darin, ob es Pferde mochte oder nicht. Die Königin hatte jahrelang mit ihrem Gatten seine Ländereien bereist und empfahl auch ihren Ziehtöchtern wärmstens, ihre Ritter nicht allein über Land zu schicken. »Sie werden euch sowieso nicht treu bleiben«, meinte sie stets freimütig. »Aber habt wenigstens ein Auge darauf, dass sie ihre Mätressen unter halbwegs höfisch erzogenen Weibern wählen. Sonst sehen eure Kinder nachher die Bastarde ihrer Väter auf den Feldern arbeiten. Und die Bauern sind auch nicht dumm. Es schafft Unzufriedenheit, wenn die einen Söhne im Schloss aufwachsen und die anderen Grundholde sind!«
    Eleonore hielt ihre Mädchen folglich auch nicht an, brave Maultiere als Reittiere zu wählen, sondern schenkte ihren Lieblingen kleine, schnelle Vollblutpferde. Gerlin besaß eine lebhafte rotbraune Zelterin. Sie würde genauso schnell vorwärtskommen wie die Ritter auf ihren Hengsten.
    Florís entlockte die Auskunft ein weiteres anerkennendes Nicken.
    »Ich freue mich auf den Ritt mit Euch!«, erklärte er Gerlin mit warmem Lächeln.
    Gerlin gab es zurück. »Auch ich hoffe, ihn zu genießen«, sagte sie. »Vor allem aber sehne ich mich danach, meinen künftigen Gatten endlich von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen. Wann ... glaubt Ihr, dass wir die Ehe schließen können?«
    Über Florís' Gesicht zog ein Schatten. »Herr Dietrich wird zuerst seine Schwertleite feiern müssen ...«, sagte er leise. »Und ... es gibt da gewisse Schwierigkeiten ...«
    Rüdiger spitzte erkennbar die Ohren. Ob der Ritter auf Dietrichs angebliche Unzulänglichkeit im ritterlichen Kampf anspielte?
    Gerlin beschloss, nicht weiter auf diese Bemerkung einzugehen. »Wir werden noch Gelegenheit haben, uns über all die Dinge auszutauschen«, beschied sie Florís mit einem Seitenblick auf ihren neugierigen Bruder. »Schließlich haben wir eine längere gemeinsame Reise vor uns.«
    Peregrin von Falkenberg bedauerte es zwar, sich so bald von seinen Kindern trennen zu müssen, aber auch er sah die Notwendigkeit ein - vielleicht hatte Florís ihm sogar mehr über die Hintergründe seiner Eile enthüllt, als Gerlin bislang wusste. Schwieriger als die Durchsetzung der baldigen Abreise gestaltete sich die Einteilung der Ritter in die Eskorte der Dame und die Bewachung ihrer Aussteuer. Florís de Trillon sprach sich diplomatisch dafür aus, die beiden Truppenteile aus den alten und neuen Rittern Gerlins zusammenzustellen. Adalbert von Uslar sollte mit der Vorhut, Leon von Gingst mit der Nachhut reiten. Auch die Herren Theobald und Friedhelm wurden zur Bewachung der Aussteuer eingeteilt. Nur den neuen Knappen, Rüdiger, wollte Florís offensichtlich unter seiner Aufsicht halten.
    Es war leicht erkennbar, dass der Ritter die schlagkräftigsten Männer seiner Truppe auf die Nachhut konzentrierte.

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