Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
Angelegenheit vor seinen Lehnsherrn bringen, aber faktisch waren auch hier die Möglichkeiten begrenzt. Zwar bestätigte dieser den schuldigen Ritter nicht in seinem bösen Tun, er griff aber auch wohlweislich nicht ein, hätte er doch ein halbes Heer aufbieten müssen, um dem Usurpator die Burg wieder zu entreißen.
    Einer Frau in Gerlins Position hätte er bestenfalls das angeboten, was meine Heldin sich zunächst auch von Eleonore von Aquitanien und dann von Linhardt von Loches erhofft: einen Witwensitz an einem renommierten Hof und jede Unterstützung bei der Aufgabe, ihren Sohn zu einem tapferen Ritter zu erziehen. Wenn der dann die Schwertleite gefeiert hatte, konnte er das Recht selbst in die Hand nehmen.
    Eine Verzögerung von ein paar Jahrzehnten war bei solchen Auseinandersetzungen übrigens keineswegs selten. Eine Fehde konnte sich über Generationen hinziehen. Sie entschied sich fast nie im Zweikampf nach Hinwerfen des Fehdehandschuhs, wie Bücher und Filme suggerieren. Große Ritterburgen mit Grundherrschaften unterhielten im Mittelalter immer eine große Anzahl von Bewaffneten, schließlich erwartete der Lehnsherr im Kriegsfall Unterstützung. Kam es nun zur Fehde mit einem anderen Adligen, so zögerte man nicht, diese Streitmacht gegen ihn einzusetzen. Eine Fehde war ein Kleinkrieg mit allem, was dazugehörte. Man belagerte sich gegenseitig, zerstörte Äcker und Dörfer und löste das Problem bevorzugt durch Auslöschung der gesamten Familie des Gegners.
    Um Letzteres möglichst zu vermeiden, bemühten sich besonnene Geister ziemlich bald um ein Fehderecht, das die Auseinandersetzung wenigstens einigen Regeln unterwarf. Dazu gehörten die Zustellung des Fehdebriefes drei Tage vor Beginn der Kampfhandlungen und auch kampffreie Tage - der Gottesfrieden. Allerdings verhielt es sich mit dem Fehderecht ähnlich wie mit allen anderen Auflagen und Forderungen, mittels derer man die Handlungen von Rittern zu kontrollieren hoffte: Die Kombattanten konnten sich daran halten - oder auch nicht.
    Jüdische Berater an christlichen Höfen gab es im Mittelalter übrigens recht häufig. Einer davon war zum Beispiel der Wiener Jude Schlom (wahrscheinlich eine Verballhornung des Namens Salomon), der zur fraglichen Zeit Münzmeister des Herzogs Friedrich von Österreich war und als solcher urkundlich erwähnt wird. Die sternkundige Tochter Miriam habe ich dem Herrn allerdings angedichtet.
    In Bezug auf die Darstellung des jüdischen Lebens im 12. Jahrhundert habe ich mich um weitestmögliche Authentizität bemüht. Allerdings differierten die Auflagen, Ge- und Verbote für die einzelnen Gemeinden stark von Ort zu Ort, Grafschaft zu Bistum, Stadt zu Stadt. Die genauen Regelungen für all die Gegenden herauszufinden, in denen mein Roman spielt, war Sisyphusarbeit, und es ist durchaus möglich, dass sich dabei kleine Fehler eingeschlichen haben. Sollte das so sein, so beziehen sie sich aber allenfalls auf regionale Gegebenheiten. Alle erwähnten Einschränkungen, Bedrohungen, Berufsverbote und dergleichen hat es im 12. Jahrhundert in deutschen Landen gegeben. Auch der Mord an der Familie in Neuss ist nicht erfunden - er hat tatsächlich 1194 stattgefunden.
    Was die Pariser Juden angeht, so stimmt es natürlich, dass Philipp II. sie 1181 der Stadt verwies. Ob es tatsächlich weiterhin heimliche Gemeinden von Zwangskonvertiten gegeben hat, die Synagogen und Mikwen betrieben, weiß ich nicht, nehme es aber stark an. Unter ähnlichen Bedingungen im Kastilien des 15. Jahrhunderts war es jedenfalls gang und gäbe, dass man sich morgens aus wirtschaftlichen Gründen taufen ließ - und abends ohne einen Anflug von Gewissensbissen den Sabbat feierte. In Spanien endete dies mit der Einführung der Inquisition. Die französischen Juden hingegen wurden 1198 von Philipp II. zurückgerufen, und Paris entwickelte sich zu einem der Zentren jüdischer Kultur in Europa.
    Gerlin und Dietrich, Florís, Miriam, Abram und Salomon haben viele mehr oder weniger bekannte historische Vorbilder. Sie selbst sind allerdings fiktive Persönlichkeiten. Zwar gab es die Burgen, auf denen meine Geschichte spielt, schon im 12. Jahrhundert, und auf Lauenstein residierten Mitglieder des großen und bis heute bestehenden Geschlechts derer von Orlamünde. Dietrich und Roland von Ornemünde entsprangen allerdings ganz allein meiner Fantasie, ebenso Linhardt. Mit den Vorfahren der heutigen Orlamünder haben sie nichts zu tun. Auch das Rittergut Steinbach bestand

Weitere Kostenlose Bücher