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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ist, rühre ich dich nicht an«, sagte er leise.
    Gerlin hob ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht entgegen. »Ich möchte ja, Florís. Aber ich ... ich kann nicht. Ich sehe immer noch Dietrich vor mir und ...«
    Florís stürzte seinen Wein herunter. »Da war etwas zwischen dir und ... dem Juden«, flüsterte er.
    »Woher weißt du?« Gerlin war ehrlich erstaunt, so sehr, dass sie gar nicht darauf verfiel, irgendetwas zu leugnen. Dabei hatte sie es ihrem Gemahl nicht sagen wollen. Wenn er es wusste, wurde alles nur schwerer.
    Florís lachte gepresst. »Herrgott, Gerlin, jeder, der nicht blind und taub war, musste wissen, dass er dich liebte.«
    Gerlin errötete. »Florís, bei Gott und allen Heiligen ... beim Leben meines Kindes ... in Lauenstein habe ich nie daran gedacht! Ich hätte Dietrich ... ich hätte dich niemals betrogen. Und es war doch auch ... unmöglich ...«
    »Offensichtlich nicht«, sagte der Ritter trocken.
    Gerlin richtete sich auf. »Florís, ich werde mich nicht dafür entschuldigen. Es war ... es war ein Wunder, eine Liebe zwischen den Welten, es war, wie gesagt, unmöglich. Vielleicht muss ich mich einmal vor Gott dafür rechtfertigen. Mag sein, dass er mich gestraft hat, indem er Salomon am Morgen danach sterben ließ - dieser Liebe blieben nur wenige Stunden, Florís! Oder sein Gott strafte ihn ... Ich weiß es nicht, und ich denke auch nicht darüber nach. Ich ... ich würde verrückt werden beim Gedanken an einen solchen Gott. Aber vor dir muss ich mich nicht rechtfertigen, Florís de Trillon. Ich bin deine Gemahlin. Du kannst mich jetzt nehmen, oder du kannst warten. Aber niemand kann auslöschen, was war ...«
    Florís trat an ihr Bett. Er hätte sie gern in die Arme genommen, hätte ihr gequältes Gesicht zu gern geküsst. Aber sie hatte Unrecht: Es wäre sehr einfach, zu zerstören, was war. Nicht das, was Gerlin mit Salomon verbunden hatte, aber die zarte, frühlingsblumenhafte Liebe, die auf Lauenstein zwischen Gerlin und Florís gewachsen war. Sie hatte keine Zeit gehabt, Blüten zu treiben, aber ihre Wurzel war noch im Boden. Sie würde wieder austreiben, und dieses Mal würde sie blühen. Wenn er sich nur Zeit ließ ...
    Florís kämpfte um ein Lächeln. »Möchtet Ihr ... dass ich mein Schwert zwischen uns lege?«, fragte er förmlich.
    Gerlin schaffte es noch nicht, das Lächeln zu erwidern, aber in ihren Augen blitzte doch eine erste neue Hoffnung auf. Sie hatte höfisches Geplauder schon immer geliebt. »O nein, Herr Ritter ... ich ... ich vertraue Eurem Ehrenwort ... Ihr werdet mich nicht anrühren, bis ...«
    ... bis wir uns im Kreis der Ritter Eide schwören ... So hätte es die mit ihrem Ritter entflohene Prinzessin im Artus-Roman gesagt, aber hier passten diese Worte natürlich nicht.
    Schmerzlich empfand Gerlin den Widersinn ihrer Gefühle. Alles war genau so, wie sie es sich damals am Hof der Herrin Aliénor mit ihren Freundinnen ausgemalt hatte: die Hochzeit mit einem wunderschönen Ritter auf einer wunderschönen Burg, gesegnet von einem leibhaftigen König ... ein weiches Bett, ein Schlafgemach, dessen Boden mit Blumen bestreut worden war ... Gerlin nahm jetzt erst ihren Duft wahr. Und sie lag hier und weinte?
    »... bis der Schnee schmilzt und das Herz meiner Eiskönigin zu neuem Leben erwacht ...«, sagte Florís sanft. »Ich erinnere mich ... Ihr seid eine Frühlingsbraut ... Habt keine Angst, Gerlin, ich werde warten ...«
    Er hob eine Rosenblüte vom Boden auf und legte sie vorsichtig auf das Kissen neben seiner Frau. Dann wünschte er ihr eine gute Nacht und durchstreifte die Kemenate auf der Suche nach einem eigenen Lager. Zu seiner Überraschung fand er ein weiteres Bett in einem der Nebenräume. Hatte man hier an eine Kinderfrau gedacht? Eine Zofe oder eine Amme? Dafür hätte man das Lager allerdings nicht mit Kissen und Pelzen wohnlich einrichten müssen. Vorerst hatte Gerlin schließlich keine Bedienstete, und nicht jede Frau mochte ihr Gesinde in der Wohnung, die sie mit ihrem Gatten teilte. Florís streckte sich auf der unverhofft bequemen Bettstatt aus und dachte an die Herrin Aliénor. Vielleicht hatte sie gewusst, dass der Winter lang sein konnte.
    Am nächsten Morgen erhellte strahlender Sonnenschein die Festung Loches. Gerlin war ein wenig befangen. Sie trat Florís schon voll bekleidet gegenüber, als er aus seiner Schlafkammer kam, begrüßte ihn aber freundlich mit einem Frühstück aus Griesbrei und Honig. Damit fütterten sie auch Dietmar, den

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