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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Seite aus wäre das schicklich gewesen, aber bei Herrn Roland ... Nun, man konnte darüber streiten, und von den umstehenden Rittern schien es niemand anstößig zu finden. Gerlin ergab sich also in ihr Schicksal, erwiderte den Gruß höflich und ging auf Rolands Worte nicht weiter ein. Ihr war es gleichgültig, wie er sie nannte. Solange er ihren künftigen Gatten nur möglichst bald zum Ritter schlug.
    Luitgart küsste Gerlin diesmal ebenfalls und reichte ihr den Begrüßungsschluck. Dietrich war nicht zugegen.
    Nachdem die Gräfin und ihr angeheirateter Verwandter auch Rüdiger, Herrn Leon und Herrn Adalbert förmlich auf der Burg willkommen geheißen hatten, folgte ihnen Gerlin in die große Halle. Auf Burg Lauenstein war sie beeindruckend, wesentlich weitläufiger als der Rittersaal der Falkenberger. Gerlin betrachtete bewundernd das gemauerte Kreuzgewölbe und vor allem die vielen, an den Wänden ausgestellten Schilde und Helmzieren: Viel besungene Ritter hatten den Ornemündern gedient oder waren sogar unter Dietrichs Vorfahren. Schild und Schwert seines verstorbenen Vaters nahmen einen Ehrenplatz ein.
    Gerlin schaute nach ihrem Verlobten aus, fand ihn aber zuerst nicht in dem Gewimmel von Rittern und Knappen, die sich ihren Platz suchten. Wie es der Brauch war, hatte man an den Wänden rund um die Halle Tische und Bänke platziert, an diesem Abend zum Teil in zwei Reihen, um für alle Gäste Platz zu schaffen. Die Knappen aßen sonst nicht mit den Rittern, aber zu diesem Mahl hatte man sie dazugeladen - wohl um Dietrich keine Sonderstellung einzuräumen. Gerlin entdeckte ihn schließlich bei den anderen Jungen. Ob Luitgart und Roland ihn unter den Knappen verstecken wollten?
    Gerlin konnte sich das nicht vorstellen, aber jetzt wurde sie auch schon an den Ehrentisch gebeten, der am Kopfende der Tafel, leicht erhöht, aufgebaut war. Es war ein langer Tisch - genau genommen zwei Tafeln mit einmal drei und einmal sechs Plätzen, und wirklich nur etwas oberhalb der gemeinen Ritter platziert. Gerlin lächelte. Auch so konnte man Gästen subtil klarmachen, dass sie zwar dem Brauch entsprechend willkommen geheißen wurden, aber nach Ansicht der Gastgeber auch gern gleich am kommenden Tag wieder gehen konnten.
    »So will ich Euch denn meinen jungen Verwandten Dietrich vorstellen«, nahm Roland von Ornemünde ganz selbstverständlich das Wort, während er Gerlin zur Tafel führte. »Dietrich, du solltest unsere Gäste ehren, indem du dich zu uns gesellst«, rief er, an den Knappen gewandt. Es klang, als hielte der Junge sich unhöflicherweise aus eigenem Entschluss zurück.
    Dietrich hatte nur auf die Einladung gewartet. Er trat sofort näher und winkte Florís de Trillon und Herrn Salomon von Kronach mit sich an die erhöhte Tafel. Gerlin hätte gern Luitgarts und Rolands Reaktion darauf beobachtet, aber sie wandte sich jetzt ihrem künftigen Gatten zu. Dietrich verbeugte sich tief vor ihr. Im Gegensatz zum heutigen Morgen, an dem er nur ein schlichtes ledernes Beinkleid und das leichte Hemd getragen hatte, das die Ritter unter ihrem Kettenhemd anlegten, war er jetzt kostbar gekleidet. Er trug helle Beinlinge, Schuhe aus feinem Leder mit einer silbernen Schnalle und eine lange dunkelblaue Tunika, reich mit Edelsteinen geschmückt. Die Aquamarine betonten seine lichtgrauen Augen, fast schien sein sanfter Blick ihr leuchtendes Blau widerzuspiegeln. Über der Tunika trug Dietrich einen Mantel in dunklem Rot. Der junge Knappe kleidete sich bunt wie ein Mann seines Standes, aber nicht grell wie ein Stutzer.
    »Seid willkommen an meiner Seite, Edle von Falkenberg!«, sagte Dietrich mit fester Stimme.
    Ein vieldeutiger Satz - Gerlin fragte sich, ob er ihn selbst formuliert hatte. Sie nickte ihm zu, verbeugte sich ebenfalls und hob diesmal selbst ihren Schleier. Dietrich schien von ihrem Anblick in vollem Feststaat geradezu gelähmt zu sein, aber Gerlin trat ruhig auf ihn zu und küsste ihn vertraut auf den Mund. Seine Lippen waren trocken und weich - aber sie öffneten sich zu einem glücklichen Lächeln, als sie sich von ihm trennte.
    Dietrich schien einen Augenblick zu brauchen, um zurück in die Wirklichkeit zu finden. Eine leichte Röte überzog sein blasses Gesicht, aber dann fasste er sich. Der Kuss war durchaus schicklich und angebracht gewesen. Gerlin fragte sich, ob er wirklich nicht damit gerechnet hatte. Nun hieß er jedoch formvollendet auch Rüdiger und die Ritter auf der Burg willkommen.
    »Ihr kennt bereits

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