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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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übrigens - vielleicht erinnert er sich ja mal daran, unter wessen Banner er seinen ersten Kampf gewann, wenn er gerade mal wieder einen Juden erschlagen will! Jedenfalls macht der Besitz des Stofffetzens ihm Mut. Was meint Ihr, wie der zuhaut, wenn er glaubt, dass ihm der Erzengel die Hand führt! Am Ende des Tages wird er mir dankbar sein.«
    »Und wenn nicht, bist du längst auf und davon!«, meinte sein Vater missbilligend.
    »Bescheiden wie ich bin, warte ich die Dankesbezeigungen meiner Kunden nicht immer ab«, gab Abram bereitwillig zu, wobei ein Grinsen über sein Gesicht zog. »Aber ich sehe schon, ich störe hier. Wenn Ihr mir gerade noch die sperrigeren meiner Waren mitgebt, überlasse ich Euch Eurer ehrlichen Arbeit - und dem Dienst an dieser Blüte des Hofes, diesem Stern am Firmament der Ritterschaft ...«
    Er verbeugte sich nochmals vor Gerlin, griff in den Wagen seines Vaters und förderte ein paar in Leinen gebundene Stöcke oder Lanzen heraus. Damit machte er sich winkend auf den Weg zu den Stallzelten. Augenblicke später war er im Turniergetümmel verschwunden.
    »Das schwarze Schaf unserer Familie«, bemerkte Salomon bekümmert. »Aber Ihr müsst gehen, Fräulein Gerlin, die ersten Ritter reiten in die Schranken, und die Knappen wären zu Tode enttäuscht, wenn Ihr auf den Tribünen fehltet. Ich werde von hier aus zusehen. Euch ist ... weiter nichts eingefallen, um Herrn Dietrich ...« Er sprach nicht weiter.
    Gerlin schüttelte den Kopf. »Wir können nur hoffen und beten«, sagte sie leise. »Vielleicht irren wir uns ja.«
    Herr Salomon zuckte die Schultern. »Das gebe der Ewige«, murmelte er. »Hat den Jungen das Pferd gefreut?«
    Gerlin dankte ihm im Namen ihres versprochenen Gatten, aber jetzt formierten sich die ersten Ritter wirklich auf dem Turnierplatz, der Herold kündigte sie an. Gerlin lief zu den Tribünen, nahm ihren Platz bei den Frauen ein und gönnte sich jetzt einen Pokal unverdünnten Weines. Sie brauchte Stärkung, um die folgenden Kämpfe zu überstehen und die Blicke der Frauen zu ertragen. Um sie herum saßen die Schwestern der anderen jungen Ritter - und zweifellos wäre jede gern die Frau des Grafen Dietrich von Ornemünde zu Lauenstein geworden. Vielleicht nicht gleich, aber in angemessener Zeit - wenn Dietrich sein Lehen behielt.
    Gerlin lächelte in die Runde und konzentrierte sich dann auf das Geschehen in der Kampfbahn. Dort gab es keine Überraschungen. All die jungen Ritter waren ungeschickte Kämpfer, und Gerlin ertappte sich mitunter bei der Überlegung, dass es reines Glück war, wenn überhaupt einer von ihnen beim Tjost im Sattel blieb.
    Dann aber wurde es Nachmittag, und schließlich erhob sich Roland, der dem Turnier bislang vorgestanden hatte, um sich für den Schaukampf zu bewaffnen. Gerlin sah auch Dietrich auf dem Abreiteplatz. Er ritt seinen neuen Schimmel warm und sprach mit Florís und Herrn Salomon - wohl um sich letzte Instruktionen zu holen. Zu Gerlins Verwunderung verstand sich der jüdische Gelehrte durchaus auf die Kampfkunst, seine Erklärungen kamen bei dem aufgeweckten Jungen mitunter besser an als die Ausführungen von Florís und Adalbert. Der Medikus sprach von »Hebelarm« und »Aufprallwinkeln« und Dietrich folgte aufmerksam seinen Berechnungen. Auch jetzt erklärte er dem Jungen noch einmal geduldig, wie er den Schwung des angaloppierenden Streithengstes nutzen konnte, um mehr Kraft in den Stoß mit der Lanze zu legen.
    »Seht zu, dass Ihr gerade Strecken reitet, Herr Dietrich, und legt die Lanze so ein, dass Euer ganzer Körper sie stützt und führt, nicht nur Euer Arm!«
    Dietrich allerdings hatte nur Augen für Gerlin, als sie nun zu ihm und seinen Ratgebern trat. Auch die anderen Frauen hatten die Tribüne verlassen. Im Saal wurden erneut Erfrischungen gereicht, während die Kampfbahn für Roland und Dietrich geglättet wurde.
    Gerlin lächelte dem Jungen zu. Dietrich trug eine glänzende neue Rüstung, die kaum Verzierungen aufwies, sondern schlicht gehalten war. Stolz führte er den Schild seines Vaters.
    »Ich bin gekommen, um Euch mein Zeichen zu bringen, mein Herr Ritter«, sagte Gerlin freundlich. »Ab heute dürft Ihr es offiziell tragen!«
    Dietrich nickte eifrig und wies auf das Band, das sie ihm bei ihrem ersten Treffen geschenkt hatte. Er hatte es bereits um seine Lanze gewunden.
    »Ich werde es zu Eurer Ehre tragen!«, erklärte er fest. »Es wird meinen Mut beflügeln und meine Schwerthand stärken.«
    Dietrichs

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