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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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... ich habe mich entschieden!«, sagte er dann stolz. »Ich mag nicht mehr darüber reden, aber wisse, dass der Dienst bei Roland von Ornemünde mich genau zu dem Ritter macht, der zu werden ich mir geschworen habe. Und nun lass mich in Ruhe, Schwester. Geh und bete. Bete für deinen Dietrich, er mag es nötig haben.« Damit ließ er Gerlin stehen und folgte seinem Herrn.
    Gerlin blieb fassungslos zurück. Sie meinte, ihren Bruder nicht mehr zu kennen. Aber jetzt hatte sie keine Zeit, sich damit zu befassen. Ein Diener hatte ihr eben gemeldet, dass ihr Vater eingetroffen war, und sie musste überlegen, wie sie ihm die Sache mit Rüdiger beibringen konnte. Bald schon begann die Messe und anschließend die Schwertleite.
    Wie betäubt betrat Gerlin schließlich die Kirche und suchte ihren Platz neben Frau Luitgart, während ihr Vater zu den Männern ging, aber keinen Platz mehr neben Roland und seinem Sohn fand. Florís winkte ihn schließlich zu sich, und Gerlin sah, dass er mit ihm tuschelte. Er wies auf Dietrich - anscheinend zeigte der Aquitanier ihm seinen künftigen Schwiegersohn.
    Die Knappen hatten die vordersten Bankreihen vor dem Altar bereits eingenommen, und die ersten Choräle erklangen.
    Dietrich trug an diesem Tag eine Tunika aus Goldstoff über seinem weißen Unterkleid und einen purpurnen Mantel. Auch die anderen Knappen waren reich gekleidet. Der Bischof von Bamberg, Otto II. von Andechs, war gekommen und las die Messe, Herr Adalbert und Florís hielten sich bereit, den Ritterschlag zu vollziehen, nachdem er das Schwert eines jeden Knappen gesegnet hatte. Dietrich würde in der Mitte der Schar an der Reihe sein, es war sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, keine Vorzugsbehandlung zu erfahren, und so weihte man die Knappen in der Reihenfolge ihres Alters. Florís begann mit dem ältesten.
    Ein aufgeregter Knabe namens Burghardt von Cleve trat als Erster vor den Bischof und errötete, während der ihn mit seinem Schwert gürtete und die rituellen Worte sprach: »Herr, segne dieses Schwert, sodass es ein Schutz für die Kirchen, Witwen und Waisen und alle Diener Gottes sei vor der Raserei der Heiden!«
    Burghard war schwärmerisch veranlagt, und Florís überlegte, dass er dem Jungen am kommenden Morgen sicher würde ausreden müssen, dem König und Kaiser auf den Kreuzzug zu folgen. Vorerst versetzte er dem erregten Knaben mit ernster Miene die Collée, einen leichten Schlag mit der Hand. Herr Leon von Gingst legte dem frischgebackenen Ritter die Sporen um, dann war der nächste an der Reihe.
    Als Dietrich schließlich vortrat, übernahm Florís den Dienst mit den Sporen, während Adalbert von Uslar feierlich den Ritterschlag vollzog. Aber der alte Ritter war nicht bereit, gleich wieder abzutreten. Er genoss diesen Augenblick ebenso wie sein Schützling und mochte nicht darauf verzichten, Dietrich ein paar feierliche Worte mit auf den Weg zu geben: »Von heute an seid Ihr ein Ritter, und es geziemt sich, dass ich Euch erzähle, was zur Ritterlichkeit gehört. Ein Ritter muss kühn, höfisch, großzügig, treu und von angenehmer Rede sein, unerbittlich seinen Feinden gegenüber, offen und freundlich zu seinen Freunden. Der hat ein Anrecht auf den Ehrennamen Ritter, der sich mit Waffen bewährt und damit die Anerkennung der Leute erlangt. Trachtet deswegen danach, an diesem Tag und an allen folgenden Tagen Eures Lebens, Taten zu vollbringen, die der Erinnerung wert sind, denn jeder neue Ritter sollte einen guten Anfang machen!«
    Dietrichs Augen leuchteten auf, als der alte Ritter ihn anschließend umarmte - nicht unbedingt dem Brauch entsprechend, aber freundlich und ermutigend. Er schien beflügelt, als Florís ihm die Sporen anlegte - goldene Sporen in seinem Fall, hier konnte er sich der Bevorzugung nicht entziehen.
    Gerlin lächelte ihrem versprochenen Gatten zu, und Dietrich strahlte so glücklich zurück, als habe er seinen schicksalhaften Kampf bereits bestanden und als stünde sein Name bereits in goldenen Lettern im großen Buch der Ritterschaft.
    Gerlin fragte sich flüchtig, ob der Junge den Kampf mit Roland ebenso fürchtete wie seine Freunde und Berater. War ihm klar, dass dieser »Verwandte« womöglich seinen Tod wollte? Dietrich hatte in den letzten Wochen kein Wort davon erwähnt, aber er war nicht dumm und auch nicht mehr derart gutgläubig wie vielleicht noch vor ein paar Wochen. Dazu mochte unter anderem Salomon beigetragen haben. In der letzten Zeit hatten sehr viele Vorträge über

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