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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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sie nur aus dem Geschichtsunterricht kannte. Ich selbst erinnerte mich noch lebhaft an ähnliche Exkursionen auf den Dachboden meiner Großeltern. Damals war ich zehn gewesen und hatte bedeutend mehr ans Tageslicht gebracht als die magere Ausbeute hier.
    »Wir lassen am besten das gesamte Inventar hier heraufschaffe.«, schlug ich vor. Platz war mehr als genug, und Laura nickte zustimmend. Nachdem wir oben genug gesehen hatten, gingen wir in den Keller. Ich schaltete die restlichen elektrischen Sicherungen ein. Damit war die Küche betriebsbereit. Laura drehte probeweise an einem der Herdschalter, gleich darauf wurde die Platte unter ihrer Handfläche warm.
    »Kochen können wir«, stellte sie fest, machte jedoch gleich eine Einschränkung:»Benutzen möchte ich die Küche nicht.«

    »Warum nicht? Du hast doch immer von einer riesengroßen Küche geträumt, und sie ist perfekt eingerichtet.«

    »Na und«, es klang ein wenig schnippisch.
    »Oben ist Platz genug für eine riesengroße Küche.«
    Irgend etwas schien sie verärgert zu haben, ihre gute Laune war dahin. Ich schob es auf ihren Zustand und tröstete mich damit. Obwohl Laura nicht dazu neigte, Launen zu haben, war die Schwangerschaft doch eine Entschuldigung, die ich akzeptieren konnte. So mußte ich es wenigstens nicht auf einen Streit ankommen lassen. Wie sie da stand, dicht bei dem Herd, den großen Arbeitstisch mit einem unwirschen Blick betrachtend, war ihre Abneigung gegen diese Küche plötzlich greifbar, und es gab keinen vernünftigen Grund dafür. Das allein schon machte mich wütend. Mir widerstrebte der Gedanke, einen der herrlichen Räume im Erdgeschoß für eine Küche zu opfern, wo das so offensichtlich überflüssig war. Zur Wahl stand ohnehin nur Steiners Arbeitszimmer. Darin gab es garantiert keine Anschlüsse für die Spüle und den Herd. Bevor wir gravierende Veränderungen vornahmen, mußten wir gewiß das Einverständnis der Besitzer einholen. Und allein die Vorstellung, unseren Herd, den ich vor Jahren preisgünstig aus zweiter Hand erworben hatte, den Kühlschrank mit seinem altersschwachen Gluckern, die beiden Hängeschränke und die diversen anderen Einzelteile, in Steiners Arbeitszimmer zu verteilen, war lächerlich. Ich kannte Laura, spätestens zwei Wochen nach unserem Einzug würde sie mit größeren Anschaffungen beginnen.
    »Wir können uns das doch leisten, Tom.«
    Das hörte ich schon. Unnötige Kosten, dachte ich, Handwerker, aufgeschlagene Wände, Lärm und Dreck und Unfrieden. Aber Laura machte einen so gereizten Eindruck, daß ich mir diese Gedanken lieber für später aufhob. Die Tür zur Dienstbotenkammer stand offen. Die Stoffpuppe lag nicht mehr auf dem Kopfkissen. Und das war nicht alles, was sich im Keller verändert hatte. Bevor wir wieder hinaufgingen, wurde Laura auf die Klappe aufmerksam. Der mächtige Riegel war jetzt unter den Krampen geschoben und zusätzlich mit einem schweren Vorhängeschloß gesichert. Und das Schloß war abgesperrt. Als die Frau zum letzten Mal kam, stellte sie in der Nähe des Eingangs eine geöffnete Milchflasche hin. Daneben legte sie eine Handvoll Kekse. Das Kind hatte ihre leichten Schritte gehört und war voller Erwartung auf den Eingang zugekrochen. Und als es sich aufrichtete, sagte die Frau leise:
    »Du solltest doch schlafen, Püppchen.
    Warum schläfst du denn nicht.«
    Sie beugte sich herab und strich ihm über das Haar. Das war nicht außergewöhnlich, das tat sie oft, wenn sie Nahrung brachte. Und doch war diesmal etwas ganz anders. Das Kind hatte keine konkrete Vorstellung von Tagen oder Stunden. Doch es lebte in einem festgefügten Rhythmus und hatte ein ausgeprägtes Zeitgefühl. Und als die Frau zum letzten Mal kam, stimmte die Zeit nicht. Milch und Kekse, das war der Abschluß. Danach kam immer die Zeit der Stille. Milch und Kekse brachte die Frau nur dann, wenn sie das Kind nicht mit sich hinaus nahm. Milch und Kekse waren nur Ersatz für den warmen Körper. Und als sich die Frau zu ihm hinabbeugte, fielen ein paar Tropfen von ihrem Gesicht auf das seine. Und Tropfen waren böses Wetter. Wenn Tropfen fielen, brachte die zweite Frau es in höchster Eile zurück. Und oft trug ihr Gesicht dabei einen gehetzten Ausdruck, war ihre Stimme atemlos. Das Kind dachte nicht bewußt darüber nach. Doch es war imstande, gewisse Schlüsse zu ziehen.
    Und es hatte einen feinen Instinkt. Tropfen waren Gefahr. Der erste Impuls war, nach der Flasche zu greifen und von der Milch zu

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