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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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geringschätziges Lächeln um Lauras Lippen. Das war zuviel. Ich erhob mich, ging auf die Tür zu. Ohne mich umzudrehen, erklärte ich im Hinausgehen:»Ich habe leider keine Zeit für eine ausgedehnte Pause, Ich habe zu arbeiten.«
    Zu arbeiten! Im Zusammenhang mit dem, was ich seit dem Morgen geleistet hatte, kam mir das Wort mit einem Mal lächerlich vor. Stillsitzen, Gruselgeschichten auf Papier bringen. Zeitvertreib. Ich fühlte mich plötzlich wie der typische Vertreter einer übersättigten Generation. Behütete Kindheit, sorglose Jugend, freie Auswahl auf die Zukunft. Das Wort Entbehrung nur ein Begriff aus zehn Buchstaben. Man hatte mich nie in die Pflicht genommen. Hatte mich spielen lassen. Und aus lauter Langeweile schuf ich eine Horrorvision nach der anderen. Ich hatte niemals richtige Angst oder Sorge vor dem nächsten Tag gehabt. Und jetzt, wo zum erstenmal ein wirkliches Problem vor mir auftauchte, spielte ich weiter, als ginge mich die Sache nichts an. Für gewöhnlich neige ich nicht zu solchen Aktionen der Selbstzerfleischung. Früher hatte es mich nicht gestört, wenn Laura abgehetzt aus der Agentur heimkam, über den Putzeimer stolperte, lauwarme Viertelpfünder auf den Tisch legte. Oder sich verschwitzt und keuchend in unsere kleine Küche begab, um noch rasch ein Rührei oder etwas Ähnliches zu brutzeln, weil ich wieder einmal vergessen hatte, für eine Mahlzeit zu sorgen. Weil ich wieder einmal die Ungeheuer tanzen ließ. Es hatte mich nie gestört, und wir waren uns darüber einig gewesen, daß es so sein mußte. Die tanzenden Ungeheuer waren eben mein Beruf. Damit verdiente ich meinen Anteil am Rührei. Und ich hatte in den letzten Stunden nichts anderes getan als in den letzten Jahren. Und ich hatte auch in den letzten Jahren gewußt, daß Laura dazu neigte, ihre Probleme in sich hineinzufressen, sie vor sich herzuschieben. Bis sie dann darüber stolperte und ein paar kleine Details ausspuckte. Ich stand mitten in der Halle wie der sprichwörtlich begossene Pudel und war nahe daran, die Treppe hinunterzustürmen, Laura in die Arme zu nehmen und mich tausendmal für mein Versagen zu entschuldigen. Aber dann ging ich doch zurück ins Wohnzimmer, setzte mich an das kleine Tischchen und begann in verbissenem Eifer, auf die Tasten einzuschlagen. Siebte Szene, Nacht. Schwach ausgeleuchtetes Schlafzimmer. Sandy und der junge Journalist nebeneinander im überdachten Bett. Von weit her ein leises, feines Klirren. Sandy erwacht, in ihrem Gesicht beginnt es zu leben. Die Gardinen bauschen sich vor dem halboffenen Fenster. Die Gardinen störten mich erheblich. Es war so abgegriffen. Immer wenn es in einer Schlafzimmer-Szene unheimlich wurde, mußten die Gardinen herhalten. Als ob es keine anderen Möglichkeiten gäbe. Sandys Gesicht verändert sich weiter, trägt schließlich unverkennbar die Züge der jungen Cheryl. Das Bild wird unscharf. Wolfgang hatte mich davor gewarnt, derartige Anweisungen in den Text einzubringen. Das wäre Sache des Regisseurs, hatte er erklärt. Und die wenigsten Regisseure sähen es gerne, wenn ihnen der Drehbuchautor Vorschriften machte. DAS BILD WIRD UNSCHARF! Fast hätte ich den Satz noch unterstrichen. So ging das nicht. Zuerst mußte ich mit dieser Wut fertig werden. Laura wollte doch gar nicht reden, wollte nicht bedrängt oder getröstet werden, hatte es nie gewollt. Laura wollte sich und aller Welt beweisen, daß sie ihrer Kindheit und Jugend zum Trotz eine starke, dynamische Persönlichkeit war. Und ich … Verdammt, ich hatte den ganzen Morgen über hart gearbeitet. Und soweit ich das beurteilen konnte, waren mir die Szenen gut gelungen. Wenn ich so weitermachte, würde ich ein ansehnliches Sümmchen für dieses Drehbuch erhalten. Ich hatte es nicht nötig, mir hier meine eigene Wand zum Abkratzen zu suchen. Ich konnte meine Zeit besser nutzen. Und wenn ich meine Zeit nutzte, hatte ich das Geld, die Leute zu bezahlen, die mir die Dreckarbeit abnahmen. Notfalls auch einen Arzt, der Laura ein wenig beistand. Es war ein großartiger Gedanke. ICH HATTE DAS GELD! Und ich würde es auch morgen, in einer Woche, einem Monat, ich würde es auch in einem Jahr noch haben. Einfach, weil ich auch morgen, in einer Woche, einem Monat, weil ich auch in einem Jahr noch mit den uneingestandenen Ängsten meiner Mitmenschen Klavier spielen, weil ich aus den unerschöpflichen Labyrinthen meines Kellertreppenwinkels immer neue Ungeheuer zu Tage fördern konnte. Über mir waren die

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