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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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ein schmutziges Bett legen.«

    »Laß mich doch in Ruhe«, flüsterte sie. Und weil es so erstickt klang, fiel mir ihr Weinen auf. Ich ging zum Bett und setzte mich zu ihr auf die Kante, legte ihr eine Hand auf die zuckende Schulter.
    »Was ist denn los mit dir.«
    Keine Antwort, ich sprach weiter.
    »Es ist doch ein bißchen viel, nicht wahr? Wir hätten warten sollen bis nach der Renovierung. Jetzt stehst du hier mitten im Chaos. Und ich bin dir keine große Hilfe.«
    Lauras Kopf flog förmlich zu mir herum. Ich konnte ihr Gesicht deutlich erkennen. Vom Gang her fiel ein breiter Lichtstreifen auf das Bett. Und ihr Gesicht war voller Wut.
    »Wir hätten kaufen sollen«, stieß sie hervor,
    »sofort kaufen. Wir hätten sagen können, besucht uns doch mal, wir würden uns sehr freuen. Ich würde ihr diese Kammer zeigen. Ich würde zu ihr sagen: ›Damit hast du wohl im Traum nicht gerechnet, daß ich einmal Herrin in diesem Haus bin. Vielleicht nehme ich mir auch ein Dienstmädchen. Wenn Tom weiterhin so erfolgreich ist, können wir uns das leisten. Und eine Dienstbotenkammer haben wir ja schon.‹ Und ich hätte endlich das Gefühl haben können, daß es mich nicht mehr interessiert, was in ihrem kranken Kopf vorgeht.«

    »Komm wieder mit hinauf«, bat ich. Aber Laura schüttelte den Kopf. Sie drehte sich auf den Rücken, starrte mit leerem Blick zur Decke hinauf.
    »Vielleicht verstehst du das nicht. Ich laufe hier herum, und ich denke die ganze Zeit, wie mag das gewesen sein? Hausmädchen, was hat sie hier gemacht? Staub gewischt, nehme ich an. Die Betten der Herrschaften frisch bezogen. Die Bäder aufgewischt, wenn Steiners Söhne darin herumgeplanscht hatten.«
    Laura verschränkte die Arme unter dem Nacken. Sie schaute zur Decke hin, während sie weitersprach.
    »Weißt du, daß sie daheim nie einen Finger gerührt hat? Morgens kam eine ältere Frau, die hat ihr die ganze Arbeit abgenommen. Gekocht hat sie manchmal, das hat sie hier wohl nicht tun müssen. Vati sprach doch von einer Köchin, oder.«
    Ich erinnerte mich nicht genau, aber ich nickte, und Laura richtete sich halb auf. Auf einem Unterarm abgestützt, schaute sie mich nachdenklich an.
    »Und sie war gesund. Vati sagte, sie war gesund. Aber ich habe sie nicht krank gemacht, ich nicht. Das lasse ich mir nicht länger einreden. Es hat etwas mit diesem Haus zu tun. Da bin ich ganz sicher. Warum sonst dieses Theater? Ich laufe hier herum, und ich habe das Gefühl, als müßte ich jeden Augenblick darüber stolpern.«
    Laura klopfte mit der Hand auf den Bettbezug. Staubpartikel stiegen in der Lichtbahn auf.
    »Hier hat sie gelegen«, sagte Laura,
    »jede Nacht. Und sie haben sie nicht schlecht behandelt. Was haben sie dann mit ihr gemacht? Ich will das wissen. Ich frage mich die ganze Zeit schon, wie sie überhaupt zu dieser Stellung gekommen ist. Ich weiß gar nichts von ihr.«

    »Komm wieder mit hinauf«, bat ich noch einmal. Aber Laura schüttelte den Kopf.
    »Ich bleibe noch eine Weile hier. Sie ist doch meine Mutter.«
    Das Kind hatte den Ausdruck Mutter nie gehört. Es kannte nur die Frau und die zweite Frau. Es konnte ihre Stimmen unterscheiden und ihre Schritte, auch ihre Gesichter und ihren Geruch. In seinem Schlaf waren sie ihm zu Anfang noch manchmal erschienen. Da waren zuerst die Schritte gekommen, dann kamen die Stimmen. Ihre Hände strichen über seine Wange, und ihre Arme zogen es fest an ihre warmen Körper. Dann vergingen die guten Bilder, wurden verdrängt von den Hammerschlägen, von dem mächtigen Schatten, den Er in das helle Viereck warf. Aber schließlich vergingen auch die schlimmen Bilder und Geräusche. Es blieb nur noch der Schlaf. Das Kind erwachte daraus von einem leichten Scharren, das vom Eingang her in seine Ecke drang. Zuerst lag es ganz still und wartete auf die Frau. Der Eingang wurde geöffnet. Und der Schatten, der sich im hellen Viereck abzeichnete, machte ihm wieder Angst. Er war groß und wuchtig. Es machte sich ganz klein in seiner Ecke. Da flammte ein grelles, rundes Licht auf. Wie eine kleine Sonne wanderte dieses Licht über den rauhen Boden, huschte hin und her, kam immer näher. Das Kind richtete sich auf, zog die Beine eng an den Leib und duckte sich. Das Licht griff nach seinen Füßen. Und das Kind stieß einen hellen, schrillen Ton aus. Der Mann vor dem Eingang hörte den Schrei, gleichzeitig zerrte der Lichtkegel die kleinen Beine aus der Ecke. Der Mann schrie ebenfalls auf, starrte noch einen

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