Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
Vom Netzwerk:
fielen. Die zweite Frau trug es in den dunklen Raum zurück. Dort legte sie es gleich auf die weiche Unterlage, strich noch einmal über sein Gesicht.
    »Armes Püppchen«, sagte sie leise.
    »Ich wußte nicht, daß du noch hier bist. Ich wußte es wirklich nicht. Ich dachte immer, sie hätte dich mitgenommen.«
    Als die zweite Frau ging, blieb der Eingang ein Stück weit offen. Das ist die Geschichte einer Puppe. Und es ist die Geschichte eines Mannes, der mit solchen Geschichten sein Geld verdient. Und wenn mir vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, daß ich eines Tages glaube, was ich schreibe … Auch vor zwei Monaten hätte ich noch darüber gelacht. Jetzt ist mir das Lachen vergangen. Ich sehe mich heute noch da unten im Gang stehen, die Stoffpuppe in der Hand, die Stirn in Falten. Die Eisenklappe stand ein Stück weit von der Mauer ab. Ich drückte sie ganz automatisch zu und ging in Lauras Zimmer. Das Bett war ganz ohne Zweifel benutzt worden. Es war nicht direkt zerwühlt, aber die Kuhle im Kopfkissen, der Abdruck eines Körpers auf der Steppdecke, waren unverkennbar. Mit einem raschen Blick überzeugte ich mich, daß sonst alles in Ordnung war. Laura hatte die neuen Zeichnungen nicht offen herumliegen lassen. Sie lagen zusammengerollt und in einer Papphülle verstaut auf dem Regal. Und die Kladde mit den Fernsehspots lag oben auf dem Sekretär. Ich klemmte mir die Puppe unter den Arm und strich das Bettzeug glatt. Dann fiel mein Blick auf das Fenster. Es war noch eines von diesen alten, zweiflügligen Fenstern, bei denen ein Holzkreuz die Scheibe in kleine Vierecke zerteilt. Auf einem der Flügel befand sich ein Griff, mit dem eine Stange bewegt wurde, die jeweils oben und unten einrastete. So wurde das Fenster geschlossen. Und normalerweise haßte Laura alles, was geschlossen war. Sie hatte den rechten Flügel am Abend einen Spalt weit offen gelassen. Und um zu verhindern, daß das Fenster von außen weiter aufgedrückt werden konnte, hatte Laura die Stange auf eines der bunten Holzklötzchen gedrückt, wie sie zu Dutzenden in Dannys Spielkiste herumlagen. Eine sichere Methode war das nicht, wie sich jetzt zeigte. Der Fensterflügel stand fast ganz offen. Das Holzklötzchen lag auf dem Fußboden. Dem Abdruck auf dem Bettzeug nach zu schließen, war es ein kleines Kind gewesen. Oder ein erwachsener Mensch hatte nur auf dem Bett gesessen, sich vielleicht mit einer Hand auf das Kissen gestützt. Danny hatte unser Schlafzimmer nicht verlassen, darauf hätte ich jeden Eid geschworen. Ebenso war ich überzeugt, daß Laura nicht hinuntergegangen war. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß jemand bei uns eingestiegen war, nur um die Puppe aus dem Winkel zu holen. Als wir das Haus besichtigten, hatte sie auf dem Bett gelegen. Da hatte ebenfalls ein Fenster im Keller offengestanden. Und da war ein kleines Mädchen im Garten gewesen. Eins und eins ergibt zwei. Aber daß ein kleines Kind nachts unbeaufsichtigt im Dorf herumstrolchte, konnte ich ebenfalls nicht so recht glauben. Außerdem hätte ein kleines Kind die Puppe auf dem Stapel Vorhänge nicht so ohne weiteres erreicht. Ich zog die Klappe auf, um mir die Sache anzusehen. Der blaue Müllsack war etwas nach hinten gekippt. Die Samtvorhänge dahinter waren ebenfalls verschoben. Der gesamte Plunder war durcheinandergeworfen. Ein kleines Kind konnte das unmöglich getan haben. Es hätte sich einen Stuhl aus der Küche holen müssen, um sich mit dem Gerümpel zu beschäftigen. Ich richtete alles wieder soweit her, legte die Puppe einfach zurück auf die Vorhänge. Dann ging ich in die Küche und brühte den Kaffee auf. Was dabei an Gedanken durch meinen Kopf zog, behagte mir gar nicht. Laura! Sie mußte die Puppe bei der Hausbesichtigung ebenso bemerkt haben wie ich. Eine Puppe auf dem Bett ihrer Mutter. Und Laura hatte vom ersten Augenblick an ein großes Interesse an diesem verdammten Winkel gezeigt, hatte nicht eher Ruhe geben können, bis er geöffnet war. Laura suchte wie besessen nach etwas, von dem sie nicht einmal wußte, was es war.
    »… dann gehe ich mit ihm zu einem Arzt«, hörte ich sie im Geist sagen. Schlafwandeln, ich hatte vor Jahren darüber gelesen, als Laura mir noch regelmäßig Lektüre über alle möglichen und unmöglichen Phänomene aus der Bibliothek heimbrachte. Alles was mir dazu jetzt in den Sinn kam, war der Zusammenhang mit Pubertät und der Hinweis:»Bei kleinen Kindern äußerst selten.«
    Aber Erwachsene, die an

Weitere Kostenlose Bücher