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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Danny schlief, lag auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht, so wie immer. Selbst das Licht, das Laura kurz aufflammen ließ, um sich zu überzeugen, daß mit ihm alles in Ordnung war, störte ihn nicht. Laura betrachtete ihn unentschlossen, dann ging sie zur Tür und drehte mit sichtlicher Überwindung den Schlüssel um. Für mich war es eine unruhige Nacht. Mehrfach schreckte ich auf, wenn Danny seine Position veränderte. Als Laura einmal aufstand, um ins Bad zu gehen, war ich sofort hellwach. Am Morgen war ich sicher, daß Danny unser Zimmer nicht verlassen hatte und Laura nicht im Keller gewesen war. Ich war an diesem Dienstagmorgen der erste, der aufwachte. Ganz leise schlich ich zur Tür, sie war noch verschlossen. Ich benutzte die Toilette im zweiten Bad, um niemanden mit der Wasserspülung aufzuwecken. Dann wollte ich hinunter in die Küche, um das Frühstück zu machen. Mein erster Blick, als ich von der Treppe in den Gang trat, galt der Tür zur Dienstbotenkammer. Sie stand spaltbreit offen. Ich war mir nicht sicher, ob Laura sie am Abend geschlossen hatte. Ich ging darauf zu und trat auf etwas Weiches, das unter meinem Fuß nachgab. Als ich mich hinunterbeugte, sah ich diesen Stoffbalg. Ich stand mit dem rechten Fuß genau auf dem Rumpf, trat ihn völlig platt. Kopf, Arme und Beine der Puppe ragten in fast grotesker Weise in die Höhe. Ich hob das schäbige Ding vom Boden auf und hielt es sekundenlang unschlüssig in der Hand. Der Mann war eingeschlafen, und zuerst fühlte er nur die kleinen Finger, die über seine Stirn strichen. Sie waren eiskalt und feucht. Als er die Augen öffnete, sah er das Kind direkt neben sich sitzen. Mit einem Arm hielt es einen unförmigen Klumpen aus dunkelgrünem Tuch an sich gedrückt. Den Blick hatte es auf das Gesicht des Mannes gerichtet. Er versuchte zu lächeln, aber die Furcht und der Schmerz machten daraus nur ein Zucken der Mundwinkel.

    »Da bist du ja wieder«, sagte er.
    »Du warst lange weg.
    Wo warst du denn? Hat dich niemand gesehen?«

    Das Kind schaute ihn nur an, und der Mann seufzte.

    »Gibst du mir noch ein bißchen von deiner Milch?«
    Die Flasche stand neben den Beinen des Kindes auf der Stufe, doch das Kind reagierte nicht auf seine Bitte.
    »Die Milch«
    , sagte er und deutete mit dem Kopf zu der Flasche hin.
    »Ich bin durstig, hungrig bin ich auch.«
    Da begriff es. Es hielt ihm die Flasche an die Lippen, nahm sie jedoch gleich wieder fort, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. Dann stieg es langsam und unsicher die Stufen hinunter, hielt sich mit einer Hand an der Mauer fest. Er sah ihm nach, bis es um die Ecke verschwand. Es kam bald darauf zurück, stützte sich wieder mit einer Hand an der Mauer ab und stieg unbeholfen zu ihm hinauf. Setzte immer den rechten Fuß auf eine Stufe, zog den linken nach. In der freien Hand hielt es einen Keks. Zwei Stufen unter ihm blieb das Kind stehen, streckte ihm den Keks entgegen.

    »Das geht ja schon etwas besser mit dem
    Treppensteigen«, sagte der Mann. Den Keks konnte er nicht nehmen. Das Kind kniete sich neben seine Brust und schob ihm den Keks zwischen die Lippen.

    »Wo hast du das hergeholt?«
    fragte er anschließend. Aber es antwortete nicht, schaute ihn nur an. Nach einer Weile stellte er resigniert fest:
    »Du kannst nicht reden. Du kannst mich nicht verstehen. Du kannst auch niemanden zu Hilfe holen. Vielleicht ist es gut so. Alle sind sie fort, nur wir beide sind übrig. Und jetzt willst du zusehen, wie ich hier krepiere, nicht wahr? Hast du darauf gewartet?«
    Er sprach fast eine Stunde lang in der Gewißheit, daß das Kind den Sinn der Worte nicht verstand. Aber den Ton verstand es, die Qual darin, und manchmal legte es ihm wie zum Trost eine Hand an die Wange. Beim ersten Mal zuckte er noch zusammen. Dann gewöhnte er sich an die kleinen Finger. Gegen Abend sagte er:
    »Mit deiner Milch kommen wir beide nicht weit. Die Flasche ist fast leer. Gib mir den Rest, du brauchst ihn doch nicht. Bringen wir es hinter uns.«
    Aber das Kind strich ihm nur über die Stirn. Und nach einer Weile erhob es sich, stieg die Treppe hinunter und verschwand aus seinem Blickfeld. Die Flasche hatte es zurückgelassen. Sie war noch fast zur Hälfte gefüllt, aber für ihn war sie unerreichbar. Als er am zweiten Morgen die Augen öffnete, saß es wieder neben ihm. Er zeigte mit dem Kinn auf die Flasche, deutete mit allen Gesten, die ihm dazu in den Sinn kamen, an, daß er durstig war. Aber auf keine davon

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