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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Laura ruhig.
    »Ich habe ein altes Foto gefunden. Es zeigt sie da unten in ihrem Bett. Sie hat sich bestimmt nicht selbst fotografiert. Oder haben Sie das gemacht.«
    Jetzt schüttelte Brigitte Greewald den Kopf.
    »Nein! Ich .«
    Sie brach ab, begann wieder zu stammeln.
    »Ich war doch nachts nicht hier. Nach dem Abendessen bin ich meist gegangen. Ich habe immer daheim geschlafen.«
    Lieber so als andersrum, ging es mir durch den Kopf. Und ich war mir plötzlich sicher, daß Laura mit ihrer Vermutung richtig lag. Ein gutaussehender Mann und ein junges Mädchen. Die Ehefrau auf Konzerttournee. Und zwei schlafende Kinder im ersten Stock. Auszuschließen war es nicht. Laura erkundigte sich nach Steiners Ehe.
    »War sie glücklich.«

    »Ja, sehr«, sagte Frau Greewald, machte jedoch gleich eine Einschränkung:»Aber sie war halt viel unterwegs. Deshalb haben sie Annchen ja ins Haus genommen. Damit jemand bei den Kindern war und natürlich für den Haushalt. Sie hat sich auch später noch viel um die Kinder gekümmert. Da war Frau Steiner zwar hier, aber sie hat den ganzen Tag gespielt, saß immer nur am Flügel, von morgens bis abends. Gerade, daß sie zu den Mahlzeiten an den Tisch kam. Damals habe ich immer gedacht, die Frau Steiner ist krank. Sie spielte so sonderbare Lieder, die hat sie sich selbst ausgedacht.«
    Brigitte Greewald nickte versonnen vor sich hin.
    »Im Keller hörte man sie sehr gut. Und manchmal war einem zum Weinen, so traurige Lieder. Wenn er aus der Kanzlei kam, wurde es noch schlimmer. Da hat sie oft geweint. Ich sah es ihrem Gesicht an, wenn ich das Essen brachte. Und manchmal habe ich gehört, wie er sie anbettelte, daß sie aufhört zu weinen. Aber sie konnte nicht. Die Musik war ihr Leben.«

    »Warum hat sie dann aufgehört?« fragte ich.
    »Hat er sie gezwungen, auf ihre Karriere zu verzichten.«
    Brigitte Greewald zuckte flüchtig mit den Achseln, erklärte jedoch gleichzeitig:»Nein, bestimmt nicht. Er war sehr stolz auf sie. Ich weiß noch, sie haben ein Fest gegeben, das war im März. Da kam sie von einer Tournee zurück, sechs Wochen hatte sie gedauert, quer durch Europa war sie gereist. Er saß abends immer vor dem Radio, wenn eines von ihren Konzerten übertragen wurde. Da kam ich ins Zimmer, und er sagte zu mir: ›Hören Sie sich das an, Brigitte. Ist sie nicht wundervoll? Ach, was sag ich, genial ist sie, meine Elisabeth.‹ Und schon eine Woche, bevor sie zurückkam, begann er hier mit den Vorbereitungen. Annchen mußte das Haus putzen, vom Keller bis zum Dachboden, alle Vorhänge wurden gewaschen, alle Teppiche geklopft. Und ich stand den ganzen Tag in der Küche. An die dreißig Leute hatte er eingeladen.«
    Brigitte Greewald zeigte auf die Trennwand zum Eßzimmer.
    »Da stand er, hatte einen Arm um sie gelegt, strahlte wie ein Weihnachtsbaum. Und vor all den Menschen sagte er: ›Wenn sie jemals aufhören sollte zu spielen, werde ich auf Knien vor ihr auf dem Boden liegen und sie anflehen, weiterzumachen.‹ Und alle haben in die Hände geklatscht, als er das sagte.«
    Laura hatte die ganze Zeit über schweigend zugehört, hatte nur manchmal kaum merklich vor sich hin genickt. Und bei dem Satz ›Annchen mußte das Haus putzen‹ hatte sie kurz die Lippen aufeinandergepreßt.
    »Warum hat Frau Steiner dann doch aufgehört.«
    fragte ich noch einmal.
    »Weil sich das dritte Kind ankündigte? Weil dieses Kind vielleicht nicht von ihrem Mann war? Weil sie es auf keinen Fall haben wollte und versuchte, ihren Zustand so lange wie möglich zu verbergen.«
    Brigitte Greewald starrte mich an, als hätte ich sie persönlich eines schweren Verbrechens angeklagt. Nach einer vollen Minute Schweigen murmelte sie:»Davon weiß ich nichts.«

    »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte ich, warf einen Blick zu Laura hin. Sie saß mit gesenktem Kopf da, lächelte vage.
    »Meine Frau hat ein altes Tagebuch gefunden«, fuhr ich fort, den Blick jetzt wieder auf Brigitte Greewalds Gesicht geheftet.
    »Daraus geht eindeutig hervor, daß Steiners Frau schwanger war. Er selbst schien deswegen sehr verzweifelt zu sein. Später, nach seinem Unfall, erzählte er meinem Schwiegervater etwas von einer Tochter, die sich rührend um ihn gekümmert hätte. Aber hier gab es keine Tochter. Was ist aus dem Kind geworden? Es muß Ende geboren sein.«
    Als ich es aussprach, sah ich uns plötzlich auf dem Standesamt sitzen, hörte Laura sagen:»Fünfter Oktober.«
    Und im gleichen Augenblick schoß mir durch den

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