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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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verdrehte die Augen.
    »Hm, das schmeckt gut. Und jetzt du.«
    Aber auch das gute Beispiel wirkte nicht. Es saß einfach nur da, die Augen huschten hin und her, die kleinen Hände hielt es reglos im Schoß. Als Laura nach der zweiten Tasse Kaffee zur Toilette ging, rutschte das Kind vom Stuhl. Ich dachte schon, es wollte ihr folgen, aber es ging zur Küchentür, drehte sich dort noch einmal nach mir um, dann lief es hinaus. Anschließend machte Laura mir Vorwürfe.
    »Warum hast du sie denn nicht festgehalten.«

    »Man kann sie nicht zwingen, hierzubleiben«, sagte ich.
    »Sie hat überhaupt nichts gegessen.«
    Laura ging ebenfalls hinaus, suchte eine Weile, rief und lockte, kam unverrichteter Dinge und ein wenig deprimiert zurück. Sie blieb in der Küche. Ich ging hinauf, Danny folgte mir. Während er sich anzog und dann in den Garten lief, setzte ich mich an den Schreibtisch. Lauras Ausgeglichenheit verflog im Laufe des Vormittags völlig. Als sie das Essen auf den Tisch brachte, wirkte sie wieder so versteinert wie in den letzten Tagen. Kurz nach Mittag klingelte das Telefon. Laura nahm den Anruf entgegen. Ich hörte nur ihre Stimme.
    »Nein, wir haben nichts vor. Von mir aus kannst du kommen.«
    Es klang teilnahmslos und beiläufig. Gleich nach dem Gespräch hörte ich, wie der Wagen gestartet wurde. Von Danny erfuhr ich anschließend, wohin und warum Laura unterwegs war.
    »Opa kommt uns gleich besuchen. Mama holt Kuchen.«
    Als Bert kam, war Laura noch nicht zurück. Aber ich schaffte es nicht, ihn gleich mit meinem ungeheuerlichen Verdacht zu überfallen. Bert schien dankbar, Danny und mich alleine anzutreffen. Er nutzte die Zeit, um sich nach Lauras Befinden zu erkundigen.
    »Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht«, sagte er, nachdem ich Lauras Zustand knapp umrissen hatte.
    »Es ist wohl zu spät für eine Entschuldigung, und damit ist ihr auch kaum geholfen. Aber ich sagte ja schon, wenn ich ihr helfen kann, bin ich dazu gerne bereit. Für Marianne kann ich nichts mehr tun. Aber vielleicht kann ich Laura klarmachen, daß Marianne sich durchaus bemüht hat, ihr eine gute Mutter zu sein.«
    Er hatte Fotoalben mitgebracht. Ließ sie mich kurz durchblättern, vergewisserte sich, daß ich keine Einwände erhob. Alte Fotografien, die ihn und Marianne als junges Paar zeigten. Einige der Aufnahmen waren offensichtlich hier im Garten gemacht worden. Das Haus im Hintergrund war deutlich zu erkennen. Auf einem der Bilder saß Bert neben Marianne auf einer bunten Decke im Gras. Ihm gegenüber Steiners Söhne. Zwischen sich hatten sie ein Spielbrett.
    »Das war im Sommer«, erklärte Bert, »während der Ferien. Wenn die Kinder hier waren, verzichtete Marianne immer auf ihren freien Tag. Ich bin dann am Wochenende hergekommen, um mit ihr Zusammensein zu können.«
    Dann erzählte er mir, daß Steiners Söhne bereits Anfang in ein Internat gebracht worden waren. Daß besonders der jüngere sehr darunter gelitten hätte. Daß Steiner die Kinder vorübergehend wieder heimholen mußte. Das alles interessierte mich herzlich wenig. Ich wollte auch nicht hören, wie zärtlich und besorgt Marianne mit den beiden Buben umgegangen war. Mir lag nur Laura am Herzen. Dann ein Hochzeitsfoto, nur eine standesamtliche Trauung. Marianne im eleganten, dunklen Kostüm, das Haar festlich frisiert, das Gesicht so steif wie eine Gipsmaske. Und dann stieß ich auf das erste Bild von Laura. Ein Baby im Alter von drei oder vier Wochen. Im ersten Augenblick fühlte ich mich enttäuscht, gleich darauf kam die Erleichterung. Es gab mehrere Fotos mit dem Säugling. Einmal auf dem Arm einer strahlenden Marianne, einmal auf Berts Arm.
    »Sie sieht nicht aus, als hätte sie zu der Zeit unter einer Psychose gelitten«, stellte ich fest. Bert zuckte mit den Achseln.
    »Aber es war's.«, erklärte er.
    »Es kam in Schüben, tagelang war sie völlig normal, dann kam plötzlich eine Phase. Als Laura sechs Wochen alt war, habe ich eine Säuglingsschwester eingestellt, weil Marianne ...«

    »Das Kind irgendwo einsperrt.«, unterbrach ich ihn. Zuerst starrte Bert mich noch an, dann nickte er schwerfällig.
    »Und du hast dich nie gefragt, warum sie das tat.«
    Jetzt hob er die Schultern, erklärte nach einer Weile:»Natürlich habe ich das, aber es gab keine Antwort.«

    »Es gibt immer eine Antwort«, widersprach ich.
    »Man muß nur an den richtigen Stellen danach suchen. Laura hat eine Antwort gefunden.«
    Bert starrte mich immer noch

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