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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Aber zuletzt war es nur noch wie ein kleines Tier.‹ Kannst du dir vorstellen, wie Mutti darunter gelitten haben muß? Das war ihr Kind, und sie hat es bestimmt geliebt.«
    Da stand Bert mit einem ächzenden Ton aus dem Sessel auf, er ging zu den Stufen, stieg hinunter und ging noch ein paar Schritte. Dabei schüttelte er unentwegt den Kopf.
    »Hast du wirklich nichts davon gewußt.«
    rief Laura ihm hinterher. Und er schüttelte weiter nur den Kopf. Bert stand minutenlang reglos auf einem Fleck. Laura ließ ihn nicht aus den Augen. Und endlich drehte er sich um. Er wischte mit einer Hand über die Wangen und kam langsam zur Terrasse zurück. Vor Laura blieb er stehen, schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Es tut mir leid, Liebling. Es tut mir so leid«, murmelte er.
    »Ich habe wirklich nichts davon gewußt. Wenn ich auch nur etwas geahnt hätte .«
    Laura nickte einmal kurz und zog die Unterlippe ein.
    »Schon gut, Vati. Es ist ja nicht mehr zu ändern.«
    ›Wenn ich auch nur etwas geahnt hätte …‹ Das kaufte ich ihm nicht ab. Zu deutlich war mir die Unterhaltung mit Lauras Gynäkologen im Gedächtnis. Ein wenig Recherche für Das Haus auf dem Hügel. Woran erkennt man, ob eine Frau geboren hat? Es gibt ein paar untrügliche Zeichen, war mir erklärt worden, die einem Laien allerdings nicht unbedingt auffallen müssen. Dehnungsstreifen im Bereich des Unterbauches, aber die entstehen auch durch Übergewicht. Die Brustwarzen werden bei einer Schwangerschaft dunkler. Ein bräunlicher Streifen wird sichtbar, der sich von der Schamgegend bis zum Nabel hinzieht, später jedoch wieder verblaßt. Am deutlichsten sind die Anzeichen am Geschlechtsteil. Bei einem Dammschnitt bleibt immerhin eine Narbe zurück. Und ohne ärztliche Hilfe war wohl eher ein Dammriß anzunehmen, der anschließend nicht versorgt worden war, folglich eine auffällige Narbe zurückgelassen haben mußte. Und ebensogut war mir die Unterhaltung mit meiner Mutter in Erinnerung. Sie hatte in jungen Jahren mehr als eine alte Frau gepflegt, deren Dammwunde nach einer Geburt unversorgt geblieben war. Einfach, weil es damals nicht üblich war, darum viel Aufhebens zu machen.
    »Sie konnten einem wirklich leid tun, ganz zerfranst waren sie da unten rum. Es sah scheußlich aus. Ich habe immer gedacht, daß ein Mann doch unmöglich noch Gefallen daran finden konnte. Aber die Männer waren früher nicht so empfindlich wie heute.«
    Ich wollte Bert darauf ansprechen, aber das war wohl kaum der richtige Augenblick. Er war so betroffen, schlich förmlich zu seinem Sessel zurück, ließ sich darin nieder wie ein alter Mann. Laura zupfte einen imaginären Fussel von ihrem Kleid.
    »Du hast uns einmal erzählt, daß Steiner von einer Tochter sprach, die sich um ihn gekümmert hätte«, murmelte Laura nach einer Weile.
    »Er hat phantasiert«, erklärte Bert bestimmt. Es schien ganz so, daß er sich wieder gefaßt hatte.
    »So wie sich das jetzt darstellt, war es vielleicht Wunschdenken.«
    Mit sichtlichem Widerwillen gab er preis, was Steiner ihm vor Jahren anvertraut hatte. Und immer wieder kamen die Hinweise:»Er war verwirrt.«
    Oder:»Er war nicht mehr bei klarem Verstand. Er wollte, daß ich irgendeinen Professor aus Freiburg informiere. Angeblich der einzige Fachmann für ein Spezialgebiet der Grenzwissenschaften in der Bundesrepublik. Bender oder Binder oder so ähnlich. Natürlich habe ich niemanden informiert. Dann verlangte er von mir, ein neues Testament für ihn aufzusetzen. Seine Söhne sollten das Haus nur erben, wenn sie bereit waren, hier zu leben und für das Kind zu sorgen. Er behauptete, das Kind habe ihm das Leben gerettet. Es habe ihn mit Milch und Keksen versorgt, als er hilflos auf der Treppe lag.«
    Bert lachte einmal leise auf.
    »Und das ist unmöglich, nicht wahr? Du hast eben selbst gesagt, daß das Kind gestorben ist.«
    Laura nickte mechanisch. Ihre Stimme klang dumpf, als sie begann, das Ungeheuerliche zu schildern, so wie sie es von Frau Greewald erfahren hatte.
    »Aber es war noch hier. Und es war bei ihm, als Frau Greewald ihn fand. Steiner hatte es sich geholt.«
    Laura lachte einmal kurz und hysterisch auf.
    »Er hatte es so auf die Treppe gesetzt, daß er den Kopf in seinen Schoß legen konnte.«

    »Großer Gott«, murmelte Bert. Und nach einer Weile meinte er:»Aber das kann doch auch nicht sein. Überleg doch, Laura. Wir haben im November geheiratet. Da war das Kind doch vermutlich schon tot. Steiner ist im August

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