Das Geheimnis der Rose
las die Unentschlossenheit in ihrem Gesicht und den plötzlichen misstrauischen Trotz bei dem jungen Mann, der sie umarmt hielt.
»Miss Barry ist keine solche Frau«, sagte Michael Fiske steif und hatte einen Arm schützend um Arlyss gelegt.
Als Arlyss von einem zum anderen sah, waren ihre Gedanken deutlich auf ihrem Gesicht abzulesen …
Fiske, so ernst und hoffnungsvoll, und Lord Wusste Savage, teuflisch gutaussehend und verantwortungslos.
Langsam machte sie sich aus Fiskes Umarmung frei.
Julia empfand tiefe Bestürzung, als sie erkannte, was Arlyss vorhatte. Die Kollegin hatte noch nie einem gutaussehenden Lord widerstehen können, selbst wenn er ganz offensichtlich nicht mehr wollte als eine unterhaltsame Nacht. Im stillen versuchte Julia ihre Freundin zu beeinflussen, nicht die falsche Wahl zu treffen.
Wusste zog eine schwarze Augenbraue hoch, als er Arlyss ansah und seine blauen Augen sie frech einladend anfunkelten. »Würden Sie mich heute Abend beim Feiern begleiten, mein schönes Kind?«
Arlyss brauchte keine weitere Ermutigung. Mit einem bedauernden Lächeln an Michael Fiskes Adresse trat sie zu Wusste und legte ihm mit einem frechen Lächeln die Hand auf den Arm. »Wo wollen wir zuerst hingehen?« fragte sie, und Wusste lachte. Er verabschiedete sich murmelnd von Damon und beugte sich galant über Julias steife Hand. »Meine tiefste Verehrung, Mrs. … Wentworth.« So wie er den Namen sagte, war Julia klar, dass er ihre wahre Identität kannte. Verärgert über seine Unverschämtheit, erwiderte sie sein Lächeln nicht.
Michael Fiskes Gesicht zeigte keine Regung, und sein Blick war auf Arlyss gerichtet, als sie mit Wusste auf der Suche nach einer Mietdroschke fortging.
»Es tut mir leid«, sagte Julia leise.
Fiske nickte und zwang sich zu einem kurzen hoffnungslosen Lächeln. Julias Stirn runzelte sich, als sie ihm nachsah, wie er wieder in das Gebäude stürmte.
Anklagend sah sie zu Damon auf. »Du hättest etwas zu deinem Bruder sagen können. Er hätte Arlyss in der Gesellschaft eines anständigen Mannes lassen sollen, der sich offensichtlich wirklich etwas aus ihr macht!«
»Der Dame stand es frei, sich zu entscheiden.«
»Nun, sie hat die falsche Wahl getroffen. Ich bezweifle stark, dass dein Bruder irgendwelche ehrenhaften Absichten ihr gegenüber hat.«
»Ich würde sagen, du liegst richtig«, sagte Damon trocken. »Wusste hat nur eins im Kopf – und deine kleine Freundin hat ganz deutlich gezeigt, dass sie gern bereit ist, ihm entgegenzukommen.« Als er seine Kutsche kommen sah, nickte er entschieden in diese Richtung. »Der Kutscher ist da. Komm mit.«
Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Ich muss wieder hineingehen und nachsehen …«
»Du kannst hier heute Abend nichts mehr tun. Komm – ich werde nicht ohne dich fahren.«
»Wenn du vorhast, jene Nacht zu wiederholen …«
»Der Gedanke kam mir schon«, sagte Damon mit amüsiert funkelnden Augen. »Aber ich bestehe nicht darauf.
Wenn du möchtest, werden wir nur etwas trinken und uns unterhalten. Ich werde eine Flasche fünfundzwanzig Jahre alten französischen Armagnac öffnen – der beste Brandy, den du je gekostet hast.«
Das Angebot war verlockend, gelinde gesagt. Es war nicht der Brandy, der sie reizte, sondern das beunruhigende Bedürfnis nach seiner Gesellschaft und dem Trost, den er ihr bot. Sie war nicht sicher, ob sie sich seiner Gegenwart anvertrauen konnte, vor allen Dingen nicht in ihrer gegenwärtigen Stimmung. »Lieber nicht.«
»Hast du Angst davor, mit mir allein zu sein?« fragte er leise.
Jetzt war es mehr als eine Einladung, es war eine Herausforderung. Julia hielt seinem Blick stand und spürte Leichtsinn in sich aufsteigen. An Schlaf war nach den schrecklichen Ereignissen des Abends nicht mehr zu denken, und um den nächsten Tag würde sie sich kümmern, wenn er da war. Im Moment waren ein belebender Drink und die Gesellschaft von Lord Savage genau das, was sie brauchte.
Langsam ging sie auf ihn zu. »Ich bin sicher, ich werde es später bereuen.«
Er lächelte und brachte sie zur Kutsche, wo er ihr beim Einsteigen half. Nach einem kurzen gemurmelten Befehl an den Kutscher stieg er in den Wagen und setzte sich neben sie. Die Kutsche fuhr mit einem sanften Schaukeln an, und Julia lehnte sich seufzend in die Samtpolster.
Sie schloss die Augen, hob die Wimpern aber schnell wieder, als sie Damons aufmerksamen Blick spürte. Er starrte auf die zerknitterten, verkohlen Überreste ihres
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