Das Geheimnis der Rose
Zimmer erreichten. Nachdem Julia einen Schlüssel aus dem Retikül gezogen hatte, das sie um das Handgelenk trug, wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Schloss zu. Der Schlüssel ließ sich viel zu leicht drehen.
Als ihr klar wurde, dass sie morgens, als sie gegangen war, vergessen haben musste, ihr Zimmer abzuschließen, ließ sie den Schlüssel absichtlich laut im Schloss klappern. Für den heutigen Abend hatte sie schon genug mitgemacht, nun musste sie sich nicht auch noch der Nachlässigkeit und Unfähigkeit beschuldigen lassen. Sie drehte den Türknauf und wandte sich noch einmal zu Damon um. »Du bist deiner Pflicht als Kavalier nachgekommen«, teilte sie ihm mit. »Ich bin sicher an meiner Tür angelangt. Gute Nacht.«
Auf diese plumpe Verabschiedung hin sah Damon sie mit finsteren grauen Augen an, bevor er sich umdrehte und ging.
Mit einem Seufzer betrat Julia ihr Zimmer und suchte nach einer Schachtel Streichhölzer. Vorsichtig zündete sie ein Streichholz an und hielt die winzige gelbe Flamme an die Öllampe auf der Frisierkommode. Dann setzte sie den Glaszylinder wieder auf und stellte den Docht ein, bis ein sanfter Schimmer den Raum erfüllte. Ihr Kopf war von Gedanken erfüllt, die ihr Kopfschmerzen bereiteten. Ihre Umgebung nahm sie überhaupt nicht wahr, so sehr verlor sie sich in ihrem Kummer … aber als sie einen Blick in den Standspiegel warf, sah sie in der Ecke des Spiegels eine Bewegung. Gleichzeitig hörte sie ein seltsam kratzendes Geräusch auf dem Boden.
Sie war nicht allein. Blitzartig durchfuhr sie Angst. Während Julia herumfuhr, stieß sie einen kleinen Schrei aus, bevor das Geräusch durch die Hand eines Mannes erstickt wurde, die sich hart auf ihren Mund presste. Sie wurde gegen einen knochigen, aber unerbittlich kräftigen Körper gepresst. Mit geblähten Nüstern und weit aufgerissenen Augen starrte sie den untersetzten Körper von Lord Langate an, der auf sie zukam. Festgehalten wurde sie von seinem Freund Strathearn. Es waren die beiden Männer, die sie im New Theatre belästigt hatten. Es schien, dass sie sich mit einer Menge Alkohol Mut angetrunken hatten, denn beide stanken, hatten Mundgeruch und waren unerträglich selbstgefällig.
»Du hast wohl nicht erwartet, uns so bald wiederzusehen, oder?« schnurrte Langate und strich sich mit seiner plumpen Hand über die fettigen Haarsträhnen, die er über seinen kahl werdenden Kopf gekämmt hatte. Sein Blick glitt anerkennend über Julias Körper, die sich mit aller Kraft aufbäumte. »Welch herrliches Frauenzimmer du doch bist – so etwas Tolles haben wir noch nicht geseh’n, stimmt’s nicht, Strathearn?«
Der große Mann nickte und gluckste zustimmend.
Langates kleiner Mund öffnete sich zu einem Grinsen, als er Julia ansprach, »Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Wir werden es uns mit dir gemütlich machen und dich danach gut bezahlen. Schau doch nicht so empört, meine Kleine. Ich wette, du hast schon viele gierige Herren unserer Art zwischen deinen hübschen Schenkeln unterhalten.« Er kam näher, ergriff eine von Julias wild fuchtelnden Händen und legte sie auf seinen geschwollenen Schritt. Ein erwartungsvoll lüsterner Ausdruck verzog sein rundes Gesicht. »Da«, summte er. »Ist doch gar nicht so schlecht, oder? Ich glaube, es wird dir gefallen …«
Seinen Satz konnte er nicht mehr beenden. Julia hörte, wie die Tür aufgestoßen wurde, und überraschend wurde sie losgelassen. Sie konnte ihr Gleichgewicht nicht halten und fiel nach vorn. Mit Händen und Knien schlug sie auf den harten Boden. Sie kroch in eine Ecke und drückte den Rücken fest gegen die Wand. Eine Strähne fiel ihr ins Gesicht und nahm ihr die Sicht auf das Geschehen vor ihr. Sie hörte das dumpfe Geräusch von Fäusten, die in wiederholten Schlägen einen Körper trafen, und die Schmerzensschreie, die den Raum erfüllten.
Nachdem sie das wirre Haar zurückgestrichen hatte, erkannte Julia, dass Damon zurückgekommen war, und er schien die Angreifer umbringen zu wollen. Nachdem er Strathearn so verprügelt hatte, dass dieser zu einem jämmerlichen Haufen auf dem Boden zusammengesackt war, wandte er seine Aufmerksamkeit Langate zu und schlug auf den älteren Mann ein, bis dieser um Gnade winselte. Trotz ihres Entsetzens und ihrer Angst merkte Julia, dass Damon tatsächlich bereit war, einen Mord zu begehen. »Bitte hör auf«, keuchte sie. »Es geht mir gut.
Wenn du nicht aufhörst, wirst du ihn umbringen … Damon …«
Als er seinen Namen
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