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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Familie.
    Unglücklich ging Julia im Zimmer auf und ab und schlang die Arme um die Taille. Sie würde einen anderen Mann finden, vielleicht in ein paar Jahren … einen Mann, der nicht diese fordernde Anmaßung besaß wie Lord Savage. Er würde einen sanfteren Charakter haben, ihre Unabhängigkeit billigen und nichts zu tun haben mit der seltsamen, unmöglichen Vergangenheit, die sie mit Damon teilte.
    Aber genau diese Vergangenheit würde sie immer verbinden, gleichgültig, wie sehr sie sie zu verdrängen suchten.
    Sie und Damon waren durch dieselben Kräfte geformt – und gehemmt durch Jahre des geheimen Wissens um den anderen. Es war ein Fehler gewesen, ihrem Mann aus dem Weg zu gehen, gegen jede Vernunft zu hoffen, dass er auf wundersame Weise verschwände, ihren eigenen Namen und ihr Leben zu ändern, um sicherzugehen, dass sie sich niemals träfen.
    Sie hätte nicht weglaufen dürfen sie hätte ihn schon vor langer Zeit treffen sollen.
    Unglücklicherweise war es dafür zu spät. Sie wusste, dass das Los der Zwangsehe, das sie teilten, die aufflackernde Leidenschaft zwischen ihnen, das prickelnde Vergnügen an der Gesellschaft des anderen niemals bei einem anderen Menschen zu finden wären. Wenn sie ihn über alles stellte, was ihr lieb und teuer war, wäre ihr eine reichliche Belohnung als Entschädigung gewiss. Aber ihren Beruf zu opfern, wäre das gleiche, wie einen Teil von ihr selbst zu amputieren, und sie würde ihn schließlich hassen, weil er die Leere nicht füllen könnte, die in ihr bliebe.
    Julia lehnte sich an das Fenster und drückte die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. Ihr Blick wurde durch winzige Wellen und Verzerrungen in dem Glas verzerrt. Lady Ashton wäre besser für Damon, dachte sie. Pauline wollte nichts anderes, als seine Frau zu sein und seine Kinder zu bekommen – und sie würde keine Kompromisse von ihm verlangen, auf die er nicht eingehen konnte.
    Nach einer schlaflosen Nacht zog Julia sich lustlos an und ging zum New Theatre, einen Schleier über das Gesicht gezogen. Um diese frühe Morgenstunde gab es keine neugierigen Schaulustigen. Sie betrat das Theater und sah Logan Scott allein auf der Bühne stehen. Sein Gesicht war dem neu gemalten Hintergrund zugewandt, den er prüfend betrachtete. Etwas an seiner Haltung verriet, dass er mit anderen Dingen beschäftigt war, dass er Gedanken nachhing, die niemand je erfahren würde.
    Als er hörte, wie Julia sich der Bühne näherte, drehte er sich zu ihr um. Ihr frühes Auftauchen schien ihn nicht zu überraschen. Er half ihr auf die Bretter, und sein Griff war fest und sicher, bevor er sie losließ. »Sie sehen grauenvoll aus«, sagte er.
    »Ich konnte nicht schlafen.« Julia zwang sich zu einem Lächeln. »Mein Gewissen hat mich gequält.«
    »Sie täten gut daran, ihr Gewissen vollkommen zu vergessen«, riet ihr Logan. »Ich habe es schon vor Jahren getan und seitdem jede Nacht wie ein Baby geschlafen.«
    »Sie müssen mir verraten, wie Sie das gemacht haben«, sagte sie.
    »Ein andermal. Ich habe eine Nachricht für sie.« Sein Ausdruck war unergründlich. »Im Capital wurde eine Nachricht abgegeben und dann hierhergeschickt. Offensichtlich gibt es einen Krankheitsfall in Ihrer Familie.«
    »Meine Mutter«, sagte Julia rasch, während ihr Herz beunruhigt schlug.
    »Ihr Vater, glaube ich. Die Einzelheiten kenne ich nicht.«
    »Mein Vater …« Julia schüttelte verwirrt den Kopf. »Das kann nicht sein. Er ist niemals krank, er …« Sie schwieg und starrte ausdruckslos vor sich hin, alle Worte verloren sich in der Stille. Es musste etwas Furchtbares geschehen sein. Eva hätte sonst niemals nach ihr geschickt. Es war unmöglich, sich ihren Vater krank, ans Bett gefesselt, vorzustellen. Während ihrer Kindheit hatte sie niemals erlebt, dass er eine Erkältung hatte.
    »Haben Sie vor, ihn zu besuchen?« fragte Logan.
    »Ich kann nicht … keine Zeit … schließlich hat das Stück morgen Premiere …«
    »Ich werde die morgige Vorstellung absagen. Wir haben statt dessen nächsten Dienstag Premiere.«
    Verwirrt sah Julia in seine lebhaften blauen Augen. Logan sagte niemals eine Vorstellung ab – das war eine seiner strengsten Regeln. »Weshalb?« fragte sie leise.
    Er überhörte die Frage. »Können Sie bis Dienstag zurück sein?«
    »Ja, ich glaube schon.« Sie war gerührt von seiner unerwarteten Freundlichkeit. »Die meisten Intendanten in Ihrer Situation würden mich nicht gehen lassen. Ich hätte das niemals

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