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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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Azrael«, sagte er stolz.
    Sie verstand nicht, was er meinte.
    Er sah es ihr an. »So heißt das Schwert. Azrael, m a - lik al-maut. «
    Azrael, der Engel des Todes, übersetzte sie bewegt.
    Ihre rechte Hand griff nach dem Heft, während sie die Klinge nicht aus den Augen ließ. Der Perlmuttgriff fühlte sich warm und kühl zugleich an. Als sie das Schwert hob, überraschte sie dessen Leichtigkeit. Sie hatte es sich schwerer vorgestellt. Dass sie die Waffe kaufen würde, hatte ihr Herz bereits entschieden. Jetzt mühte sie sich, verdrossen zu schauen, denn die Begeisterung, die sie sich ansehen ließ, würde nur den Preis nach oben treiben.
    Der Schmied schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn er meinte nur: »Du willst das Schwert, und das Schwert will zu dir. Gib mir, was du mir geben kannst.«
    Erfreut kramte Maria die Hälfte ihrer Golddinare aus einem kleinen Lederbeutel, den sie um den Hals trug, und reichte sie dem Schmied. Der lachte sie zufrieden an, steckte das Geld ein, verschwand noch einmal in seiner Werkstatt und kam mit einer schwarzen Scheide zurück, die er ihr überreichte. Maria zog die Scheide über die Klinge, dann steckte sie das Schwert in ihren Gürtel. Jetzt sah sie äußerst verwegen aus, rechts das Schwert und links den Dolch. Die Bewaffnung entsprach zwar nicht ihrer Gewandung als Sufi, aber das scherte sie nicht. Das Schwert war bei ihr. Nur zum Kampf durfte sie noch niemand herausfordern.
    Hafis blieb wie angewurzelt stehen, als er sie in dieser martialischen Aufmachung sah.
    »Darf ich vorstellen? Azrael, der m a - lik al-maut «, rief sie ihm grinsend zu und zog blank.
    Allerdings wirkte der Sufi nicht sonderlich beeindruckt, was sie ärgerte, bis sie sich daran erinnerte, dass er sich weder für Waffen interessierte noch etwas von ihnen verstand.
    »Jetzt wird es wirklich Zeit, dass du den Schwertkampf lernst!«, brummte er nur. Man sah ihm an, dass ihm Marias neue Leidenschaft unheimlich war. »Lass uns etwas essen und trinken, bevor wir uns einer kleinen Karawane anschließen, die am Nachmittag nach Theben aufbricht. Ich bin in der Schenke dort drüben«, sagte er, auf eine Bretterbude weisend. »Ich bin nämlich mit dem Karawanenführer handelseinig geworden, während du deinen Bedarf an Waffen gedeckt hast.«
    Die Spitze überhörte sie, denn das Ziel Kairo, die Stadt, in der sich ihr Bruder aufhielt, rückte in greifbare Nähe.

Kapitel 27
    U nbehelligt zog die Karawane durch die Sandwüste von Al-Qusayr nach Luxor, die sich zwischen dem Roten Meer und dem Nil ausbreitete. Der Weg war nicht zu verfehlen, denn er wurde von den Abfallhaufen früherer Karawanen flankiert, die teilweise zu kleinen Bergen angewachsen waren.
    Ruhig verlief die Reise für Maria dennoch nicht. Unterwegs provozierte sie fortwährend ein feister, dickbeiniger Kerl in türkischen Ballonhosen, deren Stoffmenge leicht für die Bekleidung von zwei Menschen ausgereicht hätte. Sein roter Turban türmte sich in den Himmel und hätte ein Zelt für Kinder abgegeben. Alles an dem Mann war zu viel, zu viel Fett am Körper, zu viel Speck im Gesicht, ein zu breites Grinsen. Einzige Ausnahme waren die Augen, die, von Wangenschwarte und Jochbeinfett umwachsen, wie winzige Mausaugen wirkten. Wenn er sprach, hatte man den Eindruck, Tausende wünschten, ihm zuzuhören, so laut schallte seine Stimme selbst bei der noch so geringsten Mitteilung. Zudem lag etwas Streberisches in dieser Stimme, die sich immer vordrängelte, als wollte sie alle bescheiden und nur eines sagen: Ich bin hier. Goldringe quetschten sich um seine kurzen Finger, die sich in fortwährender Bewegung befanden wie herumtollende Ferkel. Am stärksten aber erstaunte die Art seiner Fortbewegung, denn bei all der verschwenderisch geratenen Leibesfülle ging er nicht, sondern tänzelte selbstverliebt wie ein eitles Mädchen daher und hielt seinen gezierten Schritt augenscheinlich für grazil. Dass Maria sich als Sufi verkleidet hatte, schützte sie vor den Nachstellungen des dreisten Kerls, der sich offenbar für unwiderstehlich hielt. Glaubte man seinen Prahlereien, besaß er einen Harem mit nicht weniger als einhundert Frauen, und keine von ihnen kam angeblich zu kurz. In einem Harem mochte sich Maria den Prahlhans am wenigsten vorstellen.
    Erkannte der selbst ernannte Frauenkenner schon nicht Marias wahres Geschlecht, so bot sie dennoch An lass für seine Begehrlichkeit. Ihr Schwert hatte es ihm so sehr angetan, dass er sich von Stunde zu Stunde mehr

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