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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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ließ er sich dennoch nicht ins Bockshorn jagen, sondern baute sich vor Maria auf. »Erst der Kleine, dann du«, beharrte er. »Mach schon mal deinen Frieden mit Gott, denn gleich werde ich dich in die Hölle schicken!«
    Die anderen gaben ihm Recht. Es blieb dabei, als Erstes sollte Maria, dann erst Hafis gegen ihn kämpfen. Hafis beugte sich zu Maria und flüsterte ihr ins Ohr, sie solle ihren Atem kontrollieren und das Schwert nicht als fremdes Glied, sondern als Teil ihres Armes benutzen.
    »Danke, dass du mir helfen wolltest«, hauchte sie, bevor sie aufstand und sich einige Schritte abseits vom Feuer in Positur stellte.
    »Lass von dem Ochsenfrosch noch was für mich übrig«, bat Hafis, und Maria verstand, dass der Perser mit diesen Worten versuchte, den Ägypter so wütend zu machen, dass dieser sich vor lauter Jähzorn vergaß. Und tatsächlich stürmte der Kaufmann auf Hafis los, machte aber kurz vor dem Perser, der aufgeschnellt war, halt, und blickte auf Maria.
    »Lässt du mich warten? Oder hast du die großen Hosen voll? Platz genug ist ja dafür in deinem geräumigen Monatsabort«, rief sie ihrem Gegner gelassen zu, den sie nun nicht mehr aus den Augen ließ. Sie versuchte, seinen Bewegungsrhythmus zu erfühlen. Denn das Einzige, was sie retten konnte, war Schnelligkeit. Wie Hafis ihr geraten hatte, konzentrierte sie sich auf ihren Atem, spürte, wie er ihre Bronchien und Lungen ausfüllte und in den Bauch hinunterfloss wie ein Wasserfall, kontrolliert und langsam, Tropfen für Tropfen.
    Breit grinsend baute sich der Kaufmann ihr gegenüber auf, zog seinen Saif, spuckte aus und bot verächtlich an, auf den Kampf zu verzichten, wenn sie das Schwert freiwillig herausgebe. Ein ungutes Lächeln glitt über Marias Gesicht. Und noch bevor der Dicke damit rechnete, hob sie mit dem Atemholen das Schwert und schlug beim Ausatmen mit aller Kraft gegen den Saif des Kaufmanns, dessen Klinge sie kurz über dem Heft durchtrennte. Klirrend fiel sie zu Boden. Ein Raunen ging durch die Reisenden, die am Feuer saßen und den Kampf verfolgten.
    »Das Schwert schneidet Eisen!«, flüsterte einer voller Bewunderung.
    »Ein Zauberschwert«, fügte ein anderer leise und ängstlich hinzu.
    Der Kaufmann blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen und starrte blöd mit aus den Höhlen tretenden Augen auf den Klingenstumpf.
    »Geh zu deinen Kamelen, meide das Lagerfeuer und verschone uns mit deinem Gequake, dann lasse ich dich am Leben, Ochsenfrosch!«
    Der Dicke ließ das Heft des Saif zu Boden fallen und verfügte sich blass und schlotternd, wie ihm befohlen worden war, zu seinen Lasttieren. Noch war er viel zu erschüttert, um zu begreifen, was ihm widerfahren war.
    Hinter der Fassade eines unbeeindruckten Gesichts dankte Maria Gott für den Beistand.
    »Du hast die Überraschung genutzt, mit dem Schwert kämpfen kannst du deshalb noch nicht«, raunte ihr Hafis plötzlich ins Ohr, der wahrscheinlich schon länger hinter ihr stand, um ihr im Notfall beizustehen.
    »Ich weiß, Azrael hat mich gerettet«, zischte sie ihm zu.
    »Vergiss es nicht.«
    Endlich erreichten sie Luxor. Wie ein glitzerndes Band aus unzähligen Tropfen, das aus der Ferne wie Seide aussah, lag das blaue Wasser des Nils vor ihnen. Malerisch boten sich Ruinen von Tempeln und Pyramiden dem Auge dar. Zwischen den dunkelgelben Steinhaufen neckte das junge Grün von Palmen das ehrwürdige Altertum der pharaonischen Bauwerke. Allerdings täuschte die gute Sicht über die wahre Entfernung, die sie noch zurückzulegen hatten. Erst Stunden später langten sie endlich am großen Strom an. Als die Karawane auseinanderging, warf der Kaufmann Maria aus sicherer Entfernung einen nachdenklichen Blick zu. Sie stutzte, doch dann ließ sie den Kaufmann Kaufmann sein und half Hafis bei der Suche nach einem Interessenten für ihre Kamele. Sie verkauften sie zu einem Spottpreis, im Grunde verschenkte sie die Tiere, denn an der Anlegestelle herrschte jetzt ein Überangebot an Lasttieren, weil viele hier auf ein Schiff umstiegen und ihre Kamele zurückließen.
    Auf keinem der vier Schiffe gelang es ihnen jedoch, eine Passage zu ergattern. Als der Ägypter von einem der Boote, das gerade mit seinen Waren beladen wurde, höhnisch zu ihnen herüberlächelte, wussten sie, wem sie es zu verdanken hatten, dass man sie überall abwies.
    »Das ist nicht die Art, wie sich ein Krieger rächt«, bemerkte Maria bitter.
    »Und auch nicht die eines Dichters«, fügte Hafis hinzu.
    »Ich hätte

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