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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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von Damcar offenbarte.«
    »Und dann?«
    »Stieß ich mit deiner Familie zusammen, erst mit deinem Bruder, dann mit dir. Den Rest kennst du!«
    Sie versuchte, in seinen Augen zu lesen. »Wovon träumst du, Hafis?«
    »Von einer sauberen Karawanserei.«
    »Warum wirst du dann nicht Herbergsvater?«, spottete sie ärgerlich, weil er ihrer Frage auswich.
    »Vielleicht keine schlechte Idee. Lass uns an Land segeln.«
    Maria schaute in die Richtung, in die der Perser das Boot lenkte. Unter einem Palmenhain wurden Lehmziegelbauten sichtbar, nicht groß, aber auch nicht ärmlich. Ihre Wände zierten grüne, blaue, rote Farben sowie Töne und Nuancen, die sie nicht genau zuzuordnen verstand. Vor den Türen hingen kostbare Teppiche.
    Sie aßen und tranken in dem Dorf. Die Bauern, bei denen sie übernachteten, nahmen ihnen nicht übertrieben viel Geld ab. Und sie genossen es, wieder einmal in einem Bett zu schlafen.
    Früh am folgenden Morgen brachen sie auf. Sie kamen sehr gut voran. Manchmal musste Maria Wasser schöpfen, wenn zu viel davon durch die Planken getreten war.
    Vor die Wüste mit ihren verwitterten Tafelbergen drängte sich jetzt eine üppige Flora mit unzähligen Facetten von Grün. Pappeln und Pinien reckten sich in den Himmel, während Weiden ihr weit ausladendes Haupt vor ihnen neigten und Dattelpalmen und Sträucher sich um sie versammelten. An einigen Stellen verdeckte Schilf den Übergang vom Ufer zum Fluss. Im Ufergestrüpp entdeck te Maria riesige schwarze und grüne Tiere, die sie an Warane erinnerten. Nur waren diese Ungetüme wesent lich größer als die possierlichen Wüstenechsen. Während Warane einen Kopf mit einem Maul hatten, schien der Kopf dieser Echsen überwiegend aus einem Maul zu bestehen.
    »Wenn sie Flügel hätten, würde ich sie für Drachen halten«, sagte Maria.
    »Wenn sie Flügel hätten, wären wir verloren. Man nennt diese Tiere Krokodile. Sie können gut und gerne doppelte Manneslänge erreichen. Und sie sind immer hungrig. Es empfiehlt sich nicht, ihnen zu nahe zu kommen.«
    Am frühen Abend wies er sie auf eine kleine Bucht an einem Ufer hin, auf dem Ingwergras wuchs. »Lass uns dort die Nacht verbringen.«
    »Und die Krokodile?«
    »Das ist kein Ort für diese Tiere. Außerdem machen wir ein Feuer, das uns Löwen, Krokodile, Luchse und Hyänen vom Leibe halten wird.«
    Hafis hatte in der Tat mit zielsicherem Blick eine gute Stelle ausgesucht. Die Bäume standen in guter Entfer nung, und die Landzunge, die in den Fluss ragte und einen Arm der kleinen Bucht bildete, bot ihnen genügend Platz. Im Wäldchen fand sich reichlich Holz, um ein Feuer die ganze Nacht zu unterhalten. Während Maria Ger ten anspitzte, fing Hafis mit überraschender Geschicklich keit Nilhechte mittels eines selbstgebastelten Spießes. Nachdem er drei ellenlange Tiere gefangen hatte, ent schied er, dass das fürs Abendessen reichen würde.
    Die Fische brieten sie an den kleinen Holzstäbchen, die man nur weit genug übers Feuer halten musste, damit der Fisch nicht zu schnell gar wurde und zerfiel oder das Fleisch gar verbrannte.
    Nach dem Essen schauten sie lange in den Sternenhimmel und schwiegen. Maria spürte seine Nähe, so wie damals, als sie im verlassenen Damcar in seinen Armen gelegen hatte. Mit der Intensität eines Tagtraumes empfand sie wieder das beruhigende Gefühl, das von ihm ausging, als ob man zu Hause angekommen wäre und einem nichts, aber auch gar nichts an Schlimmem widerfahren könnte. Sie genoss die Sicherheit, die er vermittelte. Die dunkle Farbe des Nils in der Nacht glich der seiner Augen, auch in ihrer Tiefe ähnelten sie einander. Gern hätte sie mit ihm gesprochen, nur um seine Stimme zu hören, fand aber trotz eifrigen Nachdenkens kein passendes Thema. Was würde geschehen, wenn sie zu ihm rücken und sich an ihn schmiegen würde? Würde er es ausnutzen? Und was hieß schon ausnutzen? Sie hatte genügend darüber gehört, wie Männer und Frauen miteinander umgingen, sowohl die poetische als auch die prosaische Version. Sie kannte das Hohelied Salomos, hatte aber auch gesehen, was Hunde auf der Straße miteinander trieben. In allem mischte sich das Leben aus Reinem und Gemeinem, aus Hohem und Niedrigem.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hatten sie mehrmals in der Woche Träume bedrängt, die sie beunruhigten. Sie fasste damals Mut und sprach Mechthild darauf an. Schließlich hatte die Oberin sie ein paar Jahre zuvor bereits zu sich genommen und getröstet, als eines schönen

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