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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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Vormittags ohne Vorwarnung Blut aus ihrem Körper schoss und sie erschrak, weil sie glaubte, sterben zu müssen. Was es mit der Blutung, die nun alle Monate wiederkehren sollte, auf sich hatte und wie man damit umging, lernte das Mädchen, das keine Mutter mehr besaß, von ihr. Also lag nichts näher, als ihr auch von den hitzig-unangenehmen Träumen zu berichten, die sie des Nachts heimsuchten. Damals hatte die Begine sie beeindruckt, denn diese erklärte ihr alles, was es mit Männern und Frauen und der Lust auf sich hatte. Sie verteufelte die körperlichen Bemühungen nicht, auch wenn sie selbst es nicht besonders schätzte und für sich ablehnte, mit einem anderen Menschen in geschlechtlichen Kontakt zu treten. Zwar verdammte sie den Beischlaf nicht, hielt ihn aber auf dem Weg zur Vervollkommnung, auf dem Weg zu Gott für nicht besonders hilfreich, denn letztlich führte nur die Überwindung des Körpers durch den Geist zum Allerhöchsten. Und Maria gab ihr Recht, obwohl sie keinerlei Erfahrung damit hatte, wovon sie sprach. Irgendwann hör ten die Träume auf, so plötzlich, wie sie gekommen waren.
    Suchten Hafis und sie nicht beide nach dem wahren Leben, nach dem Glück, nach einer Heimat? Und lag die Voraussetzung, diese Heimat zu finden, denn nicht darin, den Leib zu überwinden? Das Glück bestand doch in der Leichtigkeit, und der Körper bedeutete nur Schwerkraft, war der berühmte Klotz am Bein, der das in die Lüfte Springen behinderte. Galt es nicht, den Kör per, der nur eine Quelle des Leides und des Schmerzes war, zu überwinden? Obwohl von Priestern und Mönchen Keuschheit verlangt wurde, hielten sich die wenigsten daran. Wie konnte Gott zulassen, dass seine Diener seine Gebote ignorierten? Oder kam die Verpflichtung zur Keuschheit gar nicht von Gott und war am Ende Menschenwerk? Dieser Vorstellung widersprach ein gewichtiges Argument: Alle Menschen, die sie achtete, hatten sich daran gehalten, im Gegensatz zu Kreaturen, die sie hasste, wie der Bischof August von Virneburg, der zudem noch der Sünde der Sodomie huldigte.
    Hafis erhob sich. Fragend schaute sie ihn an.
    »Ich will ein Bad nehmen«, sagte er und zog sich aus. Das Obergewand, die Hose, sogar den Lendenschurz legte er ab. Sein Körper zog ihre Blicke magisch an. Als ob sie ihn durch ihr Schauen berührte, fühlte sie eine Hitze in sich aufsteigen, die ihr wohltat, zugleich aber auch etwas Unangenehmes hatte. Von seinem Hinterkopf wanderten ihre Augen den wohlgeformten Hals hinab zum breiten Schultergürtel, der sich zur schlanken Taille verjüngte. Die runden Pobacken luden dazu ein, mit flacher Hand daraufzuschlagen. Oberschenkel und Waden wirkten kräftig, jedoch nicht dick. Hafis war weder fett noch ein Muskelprotz, aber auch kein Hänfling, und vor allem nicht schwach. Man sah ihm die weiten Wanderungen, das viele Unterwegssein, das sein Leben ausmachte, an.
    »Komm mit«, rief er ihr zu, dann tauchte er in das dunkle, geheimnisvolle Wasser ein, auf dessen Oberfläche nur ein paar Flecken Mondlicht schimmerten. Einladend klang das Plätschern, verführerisch sein genussvolles Prusten in der Art kleiner Jungen, naiv, voller Freude am Balgen mit dem fremden Element, sehnsuchtserweckend schließlich das Eintauchen seiner Arme beim Schwimmen. Da hielt es sie nicht mehr. Auch sie zog sich aus, ohne darüber nachzudenken oder Scham zu empfinden, und lief in den Fluss.
    Wohlig umgab sie das kühlende Nass wie ein schwarzer Umhang aus Leinen. Mit der flachen Hand schlug er über die Wasseroberfläche, schleuderte ihr übermütig Millionen von Wassertropfen ins Gesicht und lachte dazu, als gäbe es nichts Komischeres als sie, wie sie nach Luft schnappte. Diese Frechheit wollte sie nicht dulden und schlug erst mit der rechten, dann mit der linken Hand Wasserwellen zu ihm, um gleich noch einmal von vorn damit zu beginnen.
    »Halt, halt«, rief er lachend, »ich ergebe mich.« Lautlos watete er auf sie zu. Kleine Wellen berührten ihren Hals. Dann stand er vor ihr. Nur ihre Köpfe und Hälse ragten über die Wasseroberfläche. Und während sie einander in die Augen schauten, spürte sie ihn, den sanften Druck, das Verlangen, das still, aber unbezwingbar von ihm ausging und so natürlich war wie Sternenlicht in der Nacht und der Sonne Glut am Tag, wie Gehen und Stehen, wie Sitzen und Liegen, wie Atmen.
    Unter Wasser nahm sie seine Hand und raunte ihm nur zu: »Komm!«
    Sie stürmten aus dem Fluss und liebten sich im Ufer, zunächst langsam,

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