Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
nachdenklich gestimmt. Nur mit Hilfe des Würzburger Fürstbischofs war es ihm gelungen, die vom Hochmeister des Deutschen Ordens angebotene Eskorte abzuwehren. Ganz sicher spürte der Criminalcommissarius, dass die Eskorte nicht seinem Schutz, sondern vielmehr seiner Überwachung dienen sollte. Aber Philipp Adolf von Ehrenberg verstand Matthias’ Anliegen, unauffällig zu reisen und intervenierte bei Johann Eustach von Westernach, so dass dieser zähneknirschend zustimmte. Matthias war aber auch klar: Der Hochmeister würde Spione auf ihn ansetzen und versuchen, so seine Schritte zu überwachen. Er musste also auf der Hut sein.
Freudig wurden sie in Regensburg von Jehuda Goldberg begrüßt, der seinen zukünftigen Eidam Ephraim Trachmann bereits sehnsüchtig erwartete. Jehuda Goldberg war der einzige Jude, der derzeit in der Stadt lebte. Alle anderen Mitglieder der einst großen und bedeutenden jüdischen Gemeinde von Regensburg waren vertrieben oder tot. Jehuda Goldberg hatte unglaubliches Glück, da er mit dem Fernhändler Hildebrand Hilli Geschäfte machte. Goldberg war sozusagen sein Hoffaktor, kümmerte sich um finanzielle Dinge in Hillis Firma. Und so ermöglichte ihm Hilli auch, eigene Geschäfte zu machen. Das Geschlecht der Hillis war nicht nur alt eingesessen in Regensburg, sondern auch einflussreich. So hatte Jehuda Goldberg das Glück, in Regensburg wohnen zu dürfen. Er wohnte in derselbenen Straße wie die Hillis, nur drei Häuser weiter zwischen Fisch- und Weinmarkt, nahe dem Donauufer.
Dort sollte Ephraim Trachmann nun leben, Jehuda Goldbergs siebzehnjährige Tochter Schoschanah heiraten und dem Geschäftsfreund seines Vaters beim Fernhandel behilflich sein. Besonders sollte Ephraim für Goldberg auf weite Reisen gehen, um den An- und Verkauf von Tuch und Gewürzen auszuweiten. Ephraim träumte von Reisen nach Indien und China oder in die neue Welt, nach Amerika.
Matthias und Konrad Gropper wurden anfangs von den Goldbergs höflich, doch reserviert behandelt, sie waren Gojim für sie, Nichtjuden. Zwar hatten sich die Goldbergs mit den Regensburgern arrangiert, doch das betraf eben nur das Geschäftliche. Außenseiter blieben sie dennoch, immer mussten sie auf der Hut sein vor Übergriffen und Verleumdungen, am besten sie versuchten, in keiner Weise auffällig zu sein. Hatte der Mob erst einmal einen geringen Anlass gefunden, dann konnte auch Hillis Einfluss sie nicht mehr schützen.
Ephraim aber berichtete seinem zukünftigen Schwiegervater über die Abenteuer der Reise und so schwand allmählich das Misstrauen Liebknecht und seinem Kutscher gegenüber und wandelte sich in wahre Gastfreundschaft. Und so richtete Jehuda Goldberg dann vor dem Abendmahl das Wort an Liebknecht.
»Ich danke Euch aus ganzem Herzen, dass Ihr Ephraim die Mitreise gestattet habt. Seid vielmals bedankt, ehrenwerter Commissarius.« Jehuda Goldberg reichte Matthias die Hand, der den kräftigen Händedruck gerne erwiderte.
»Es war mir eine Ehre, werter Herr Goldberg. Euer baldiger Schwiegersohn ist ein mutiger und kluger, junger Mann. Ich habe ihm einiges zu verdanken«, entgegnete Matthias ehrlich erfreut.
»Dann seit ein paar Tage mein Gast. Ich kann Euch im Gasthof nebenan unterbringen, mein Haus ist leider zu klein. Ich würde mich freuen, wenn Ihr Ephraims und Schoschanahs Hochzeit mit uns feiern würdet.«
»Ich danke Euch für diese Ehre, doch leider muss ich ablehnen. Ich bin auf dem Weg nach Rom und muss noch nach Linz. Durch die Ereignisse der letzten Wochen habe ich schon zuviel Zeit verloren«, lehnte Matthias die Einladung ab.
»Nach Linz? In Oberösterreich?«, fragte Goldberg erstaunt.
»Ja, genau. Aber warum seid Ihr so erstaunt?«
Mattias war ein wenig überrascht.
»Ja, habt Ihr es denn noch nicht gehört, ehrenwerter Commissarius? In Linz wird gekämpft. Die Stadt wird von diesen protestantischen Bauern und ihrem Anführer Stefan Fadinger belagert. Da kommt keine Maus raus, geschweige denn rein.«
»Oh, das ist ja furchtbar!«, bemerkte Matthias.
»Ja, da wird Eure Reise nach Linz wohl warten müssen, Commissarius«, bedauerte Goldberg. »Darf ich fragen, wen Ihr in Linz besuchen wolltet?«
»Einen Wissenschaftler, einen Astrologen und Mathematiker.«
»Ihr meint nicht zufällig Johannes Kepler?«, fragte Jehuda Goldberg vorsichtig.
»Aber ja, woher wisst Ihr, ich meine, kennt Ihr Kepler etwa?«
Der Jude zögerte erst etwas, begann dann aber doch zu erzählen:
»Hildebrand Hilli, mein
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