Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Geschäftspartner und Gönner, ist mit Kepler bekannt. Jedenfalls besuchte Kepler ihn und hadert schon wegen der Belagerung, da er nicht zurück nach Linz kann. Wenn Ihr Kepler sucht, dann bleibt hier. Er logiert zurzeit in demselben Gasthof, in dem ich Euch unterbringen wollte.«
»Wenn das so ist, dann nehme ich die Invitatio gerne an«, antwortete Matthias freudig. »Wo, sagtet Ihr noch, ist das Gasthaus?«
»Hier gleich nebenan, das Haus mit der roten Fassade. Man nennt es das alte Runtingerhaus. Die Runtingers waren einst altes Kaufmannsgeschlecht, sehr wohlhabend, aber leider im Stamm erloschen. Seit vielen Jahren nun schon wird das Haus als Gasthof genutzt.«
»Habt Dank, Goldberg, so werde ich mich dort ebenfalls einquartieren. Ich werde später noch einmal vorbeischauen«, verabschiedete sich Matthias vom älteren Kaufmann.
Matthias gute Kleidung und sein gewichtiges Auftreten machte es ihm leicht, doch noch ein Unterkunft im Gasthof zu finden. Er war noch mit dem Auspacken einiger Kleidungsstücke beschäftigt, als es klopfte.
Gropper meldete sich bei Matthias.
»Verzeiht, Herr, ich habe die Pferde und den Wagen in der Stallung versorgt«, meldete Konrad Gropper. »Außerdem habe ich die Bitte, mich jetzt entfernen zu dürfen.«
»Warum?«
»Ich habe einen Bärenhunger. Ich geh jetzt mit dem Stallknecht zur Wurstbraterei.«
Matthias schaute auf.
»Gut, gut, geh nur, Gropper.« Er hielt einen Moment inne. »Weißt du was, ich komme mit! Bratwurst habe ich auch schon lange nicht mehr gegessen. Darauf hätte ich jetzt Appetit. «
»Wie Ihr wünscht, Herr«, entgegnete Gropper überrascht, wusste doch im ersten Moment nicht so recht, wie er sich verhalten sollte.
Matthias klopfte Gropper auf die Schulter und meinte: »Komm, mein getreuer Paladin.« Matthias eilte die Stufen zur Gaststube hinunter und stand schon lachend vor dem Gasthaus, als Gropper ihm, immer noch verwundert, folgte. Gemeinsam gingen sie mit dem Stallburschen die Straße hinunter zur Steinernen Brücke.
»Gropper, habe ich dir eigentlich schon gedankt?«, fragte Matthias seinen Kutscher.
»Herr, Ihr habt mir nichts zu danken. Ich bin Euer Diener«, wiegelte der grobschlächtige Kutscher verlegen ab.
»Nur nicht so viel Bescheidenheit, Gropper. Du weißt ganz genau, ohne dich und diesen Jungen, Ephraim Trachmann, wäre ich wahrscheinlich schon tot.«
»Aber Herr, nein.«
»Doch, Gropper. Ich meine es ganz ehrlich. Du stehst mir treu zur Seite – wie ein Freund.«
Sie kamen vorbei am Regensburger Salzstadl, einem mehrgeschossigen grau-grün getünchten Bau mit einem hohen, spitz zulaufenden Satteldach. Wenige Schritte dahinter fanden sie die Wurstküche. Dort verzehrten sie dann beide mit großem Appetit mehrere lecker riechende schmackhafte Bratwürste. Matthias bestellte Senf dazu, den Gropper erst ablehnte, da er ihm zu teuer war. Doch dann ließ er sich von seinem Herrn überreden und genoss die Bratwürste mit dem scharf würzigen Geschmack des Senfs. Dazu trank ein jeder einen großen Krug Bier. Nach dem Schmaus begaben sie sich auf den Heimweg. Wieder zurück im Gasthof erkundigte sich Matthias beim Wirt sofort nach Kepler.
»Wenn Ihr diesen Sterngucker meint, Herr, dann solltet Ihr einmal bei Hillis anklopfen. Soweit ich weiß, ist er dort auf Visite.«
Matthias bedankte sich und ging zum Haus der Hillis. Ein Hausdiener öffnete ihm.
»Der Herr wünschen?«, fragte er näselnd. Zwei eng beieinander stehende Augen musterten Matthias dabei abschätzend.
»Ich heiße Matthias Liebknecht. Ich bin Gesandter des Churfürsten aus Cölln und würde gerne einen Gast dieses Hauses sprechen, Johannes Kepler!«
Der Diener machte eine leichte Verbeugung und bat Matthias zu warten. Nach einem kurzen Augenblick kehrte er zurück.
»Bitte tretet ein, Herr. Ich soll Euch in den Salone führen.« Erst jetzt bemerkte Matthias den leichten italienischen Akzent des Dieners und folgte dem vorauseilenden Lakaien. Kurz darauf trat Kepler ein. Kepler hatte braunes gewelltes Haar, einen ausladenden Schnauzbart und einen grau melierten, am Kinn lang auslaufenden Vollbart. Auffällig waren die hohen Wangenknochen und die lange schmale, gerade Nase. Keplers Gesicht, umrahmt vom weißen Rüschenkragen, wirkte müde. »Ihr seid ein Gesandter des Cöllner Churfürsten?«, eröffnete Kepler das Gespräch, »und wünscht mich zu sprechen? Darf ich erfahren in welcher Angelegenheit?«
»Darf ich mich zunächst vorstellen? Mein Name ist Matthias
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