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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Papiere dürfen nicht in die falschen Hände geraten. Es werden gerechte Leute auf Euch zukommen, die sie fordern werden. Aber seid gewarnt, auch falsche werden darunter sein, so wie ein Wolf im Schafspelz, und Euch zu täuschen suchen, denn auch das Böse strebt nach der Macht. Damit sich kein Unbefugter den Schätzen nähern kann, werden sie von einem Löwen bewacht, stärker als alle Armeen der Welt, mächtiger als man es sich jemals vorstellen kann. Sogar der Adler fürchtet ihn so sehr, dass er es nicht auf den letzten Kampf ankommen lassen will.«
    Die beiden Männer waren sichtlich überrascht und irritiert. Klaus fand als Erster seine Sprache wieder.
    »Aber Herr, wie sollen wir die Richtigen von den Falschen unterscheiden können?«
    »Ihr werdet sie erkennen. Hört auf meine Worte. Diese Papiere weisen einen Weg, den aber nur Eingeweihte wissen und lesen können. Ich sage Euch: Drei große Schätze liegen verborgen, einer bei Weiden in Friaul, einer zwischen Schwaben und Bayern – den Ort verrate ich nicht, um Streit und Blutvergießen zu verhindern. Der dritte befindet sich zwischen Spanien und Frankreich. Wer sie findet, wird durch sie zu einem unvorstellbaren Ruhm und Ansehen gelangen. Bei dem Schatz zwischen Schwaben und Bayern wird man überaus wertvolle Kunstbücher finden, außerdem Edelsteine und auch einen Karfunkel. Hier ist das Alter jener Leute, die berechtigterweise die Schätze finden werden. Der Erste ist 32 Jahre alt, der Zweite 50 und der Dritte 28. Gefunden werden die Schätze bald nach dem Abdanken des letzten österreichischen Kaisers.«
    Paracelsus stöhnte vor Schmerzen und sein Körper bebte. Klaus reichte ihm Wasser und kühlte ihm mit einem feuchten Tuch das von Fieber glühende Gesicht. Während Paracelsus versuchte, sich von einem neuerlichen Fieberkrampf zu erholen, zog der Notar Klaus beiseite.
    »Meint Ihr nicht, dass Euer Herr im Fieber phantasiert?«
    Klaus sah den Advocaten verständnislos an.
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Dass alles etwas verworren klingt, mehr wie ein Gebilde seiner Phantasie als sein wirklicher letzter Wille.«
    »Ich möchte fortfahren«, unterbrach Paracelsus die beiden Männer ächzend, noch ehe sie ihre Unterhaltung vertiefen konnten.
    Der Notar wandte sich wieder seinen Schreibutensilien zu, die er auf einem kleinen Tisch neben Paracelsus’ Lager ausgebreitet hatte.
    »Der zwischen Frankreich und Spanien verborgene Schatz ist ebenfalls von immenser Größe, aber kleiner als jener. Er wird dann gefunden werden, wenn der erwähnte Löwe von Mitternacht her seinen Lauf vollführt, um des Adlers Klauen stumpf zu machen. Erst dann wird allenthalben Frieden und Einigkeit herrschen. Zuvor aber wird es Zeichen geben. Vorher laufende Boten werden die Ankunft des Herrn ankündigen. Übrigens – der Schatz, der zwischen Bayern und Schwaben gefunden wird – besteht aus einer Botschaft, die größer ist als die von zwölf Königreichen, außerdem aus einem Karfunkel so groß wie ein Ei. Kein Kaiser könnte ihn bezahlen. Und zum Schatz zwischen Bayern und Schwaben gehört nämlich auch meine höchst geheime Kunst. Derjenige, der nach Gottes Willen und Ratschluss die rechte Tür zu diesem Schatz aufschließen darf, der wird einen Karfunkel und andere Edelsteine finden. Sie liegen in einer Truhe verschlossen, die von Menschenhand geschaffen ist und selbst aus lauter Gold und Edelsteinen besteht. Der Schlüssel dazu liegt oben auf. Die Truhe steht in einem goldenen Sarg, der goldene Sarg in einem silbernen, der silberne in einem aus Zinn. Gott, der Allmächtige, wird den, der diesen Schatz findet, in allem Glück und Sieg mit seiner göttlichen Macht stärken und ihm Gewalt verleihen, alles Böse klein zu halten und das Gute zu erschließen. Wenn das alles soweit ist, wird man auch erkennen, was ich, Theophrastus, gewesen bin.«
    Es kamen noch ein paar Anweisungen und Anmerkungen, ehe Paracelsus mit seinem Diktat fertig war. Mit letzter Kraft unterzeichnete er dann das Dokument. Er wusste, dass er sich auf die beiden Männer verlassen konnte, als er die Papiere zwischen ihnen aufteilte. Klaus, sein Diener und sein bester Schüler, den er je ausgebildet hatte, war die Verlässlichkeit in Person. Und der ehrwürdige Notar stand Kraft seines Amtes über den Dingen und war so über jeden Zweifel erhaben. Er würde die Unterlagen wirklich nur an die wahren Befugten ausgeben.
    Nachdem der Notar das Haus verlassen hatte, blieb Klaus allein mit Paracelsus zurück.

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