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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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spanischen Niederlande allein, immer mit der Hoffnung auf Frieden. Sie konnte sogar den berühmten und erfahrenen Maler Peter Paul Rubens für diplomatische Dienste gewinnen, der offiziell als Künstler umher reiste, aber insgeheim Friedensverhandlungen für die spanische Infantin führte.
    Prinzessin Isabella hatte Maurus ruhig zugehört und die notwendigen Entscheidungen getroffen, nach dem wahren Mörder der Brüder von Villers zu fahnden. Sie hatte ihm sogar eine Eskorte für die Heimreise nach Bonn angeboten, was Maurus allerdings dankend ablehnte. Trotz aller Schrecken, die er erlebt hatte, verwies er darauf, allein und incognito zu reisen, was er als wesentlich ungefährlicher ansah, denn eine Eskorte würde überall auffallen und ihn als wichtige Persönlichkeit kennzeichnen, was Wegelagerer und Meuchelmörder viel eher dazu verleiten könnte, ihm irgendwo aufzulauern.
    Als Maurus das Vorzimmer betrat, wartete dort ein Geistlicher auf ihn, von kräftiger Statur, mit schmalem Gesicht. Er trug einen schwarzen Talar und auffällig waren die großen roten Augen links und rechts einer schlanken Nase. Die hohe Stirn bedeckte ein schwarzes Tonsurkäppchen. Als er Maurus erblickte, erhob er sich von seiner Sitzgelegenheit und strahlte den Jesuiten an.
    »Jean, mein alter Freund!«, rief Maurus begeistert. Die beiden Männer gingen aufeinander zu und umarmten sich herzlich.
    »Maurus, Bruder, was musste ich da für Dinge von dir hören? Du musst mir unbedingt alles erzählen. Ich bin schon ganz gespannt auf deine Geschichte. Halb Brüssel spricht schon davon, dass du von einer höfischen Mätresse aus dem Gefängnis befreit wurdest.«
    »Ja, ja, Jean, ich werde dir schon alles erzählen. Aber lass uns erst einmal die Residenz verlassen.«
    »Ja, das ist eine gute Idee. Wir gehen zum Colleg. Dort können wir in einem Lehrerzimmer in aller Ruhe über deine Abenteuer plaudern.«
    Als die beiden Männer wenig später bei einem guten Glas Wein im Brüsseler Jesuitencolleg zusammensaßen, musste Maurus Jean Bolland, seinem Studienkommilitonen und langjährigen Freund, alles von seinen Abenteuern in den letzten Tagen berichten. So erzählte er von seinem Auftrag, die Echtheit eines mysteriösen Vermächtnisses der Fürstin Sophie von Limburg zu überprüfen. Er erzählte von den Ungereimtheiten, auf die er gestoßen war, sparte allerdings den Hinweis auf ein mögliches Evangelium nach Maria Magdalena aus. Er war sich nicht sicher, ob er es seinem Freund gleich erzählen sollte. Eigentlich war Jean für alles aufgeschlossen, doch sie hatten sich bestimmt fünf Jahre nicht mehr gesehen und Maurus wusste, dass die Zeit einen Menschen durchaus verändern konnte. Und so wollte er erst sicher gehen, dass sein alter Weggefährte noch derselbe war.
    »Und dann hast du es tatsächlich einem Knaben und seiner Mutter zu verdanken, dass man dich nicht wegen Mordes an den Zisterziensermönchen von Villers angeklagt und möglicherweise sogar hingerichtet hätte?«
    »Ja, so ist es, mein Freund. Und ich will auch sagen, dass dieser Knabe wohl etwas Besonderes ist. Er ist ein intelligenter Bursche und hat wohl in den letzten Jahren sehr viel durchmachen müssen. Ich würde ihm gern eine Ausbildung außerhalb von Klostermauern ermöglichen. Wäre es dir möglich, ihm hier einen Platz im Colleg anzubieten? Ich käme selbstverständlich für alle Kosten auf, auch für die Kosten eines anschließenden Studiums.«
    Jean lächelte und klatschte sich vor Vergnügen mit den Händen auf die Schenkel.
    »Das will ich gerne tun, wenngleich ich keinen großen Einfluss mehr am hiesigen Colleg habe. Nachdem ich im vergangenen Jahr zum Priester geweiht wurde, hat man mich als Scholaster nach Mechelen berufen.«
    »Jean, das ist ja großartig! Ich gratuliere dir. Ich wusste schon immer, dass du derjenige von uns beiden bist, der eines Tages Karriere machen würde.«
    »Aber dein Ruf, mein Bruder, ist auch nicht der schlechteste. Wie man hört, erfreust du dich bei deinem Herrn größter Beliebtheit. Immerhin eilt dir ein Ruf als hervorragender Übersetzer und Interpret altertümlicher Schriften voraus.«
    Maurus errötete vor Verlegenheit leicht und wehrte ab.
    »Ach Jean, ich bin keineswegs so bewandert in der Geschichte wie du und auch nicht so gut im Ausdruck. Schließlich bist du ja auch ein anerkannter Hagiograph und Sammler von Heiligenlegenden aller Art.«
    »Das ist wohl richtig, Maurus. Aber wenn ich so dein Leben betrachte, dann ist meines nur

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