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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Barberini mitgegeben hatte. Sorgsam verglich er die zum Teil vagen Skizzen im Buch mit den hier vorhandenen großen Entwürfen und fertigen Gemälden. Ein Ölbild zeigte eine rotblonde Frau, schwanger mit zwei Kindern. Sie hatte große Ähnlichkeit mit Melissa.
    »Was hat er hier nur gemalt«, murmelte Pater Theophil, der jetzt neben Matthias stand.
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte Matthias ebenso leise. Dann betrachtete er noch andere Bilder und stellte fest, dass es eine ganze Serie war. Immer wieder tauchte Melissa auf, mal in einer Berglandschaft, die Matthias unwillkürlich an die Pyrenäen erinnerte, mal in einer Kapelle, die verblüffend der Klosterkirche von San Juan de la Peña ähnelte.
    Plötzlich ahnte Matthias, woran Caravaggio hier gearbeitet hatte. Er suchte weiter, entdeckte weitere Hinweise. Staunend hielt er eine farbige Skizze in der Hand. Es zeigte einen Ritter in den Farben eines Templers, der einen Fuß auf einen roten Drachen gesetzt hatte. Im Hintergrund war wieder Melissa als Madonna mit zwei größeren Kindern und einem Säugling in den Armen.
    »Caravaggio als Malteserritter in der Pose des Heiligen Georgs. Welch’ eine Anmaßung!«, kommentierte Theophil das Bild.
    »Caravaggio? Wieso?«, fragte Matthias erstaunt.
    »Ich kenne sein Gesicht. Es gibt einige Selbstdarstellungen des Künstlers. Aber dies hier…«
    Matthias dachte angestrengt nach. Offenkundig wollte Caravaggio etwas mitteilen. Die Bilder, Gemälde spielten alle auf Maria Magdalena an. Die Kinder, die Rosenlinie. Caravaggio war irgendeinem Geheimnis auf die Spur gekommen, das er zu schützen suchte. Darum wurde er Malteserritter. Er sah sich in der Rolle des Beschützers und darum auch die Darstellung als Heiliger Georg, der den Drachen tötet. Matthias betrachtete das Bildnis eingehender. Das Rot des Drachen entsprach exakt dem Rot des Malteserkreuzes auf Caravaggios Brust. War das Zufall? Gab es einen Zusammenhang? Wollte Caravaggio etwas vor sich selbst, vor den Maltesern schützen? Jetzt kannte er Caravaggios Geheimnis.
    »Was haltet Ihr davon?«, unterbrach der Pater den Augenblick der Stille.
    »Wie schnell kommen wir nach Malta?«, war Matthias Antwort.
3. Der Sturm
    Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,
Zu tauchen in diesen Schlund?
Einen goldnen Becher werf ich hinab,
Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund.
Wer mir den Becher kann wieder zeigen,
Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.
    Der König spricht es und wirft von der Höh
Der Klippe, die schroff und steil
hinausdrängt in die unendliche See,
Den Becher in der Charybde Geheul.
„Wer ist der Beherzte, ich frage wieder,
Zu tauchen in diese Tiefe nieder.“
    Friedrich Schiller
    Die Pinasse machte schnelle Fahrt. Ein kräftiger Südwestwind unterstütze sie und blähte die Segel des Schiffes auf. Matthias stand auf der Galion und genoss den Fahrtwind, der ihm angenehme Frische entgegenbrachte. An Land war es brütend heiß, kaum auszuhalten. An der Küste, links und rechts der Straße von Messina flimmerte die Luft. Doch hier, auf hoher See war die Sommerschwüle erträglich. Fasziniert beobachtete Matthias die Wolkenbilder.
    Am Horizont türmten sich einige Quellwolken auf, manche sahen aus, wie weiße Wollhaufen. Dazwischen mengten sich Wolken, die an riesige Pilze erinnerten. Die Pilze besaßen einen leicht gräulichen Schimmer.
    Pater Theophil gesellte sich zu ihm.
    »Pater, ist das nicht ein überwältigendes Bild. Das unendlich scheinende Meer, die Wolkenpracht am Horizont, der angenehm kühlende Wind«, begrüßte Matthias seinen Begleiter.
    »In der Tat, Commissarius, beinahe paradiesisch. Nur dass unser geschätzter Kapitän da ganz anderer Meinung ist.«
    »Warum, das Wetter ist doch herrlich!«
    »Diese Meinung teilt er leider nicht. Hier in der Straße von messina gibt es so manche Wetterunbilden. Seht Ihr die Wolken, die an Pilze erinnern?«
    »Aber ja, was für ein phantastisches Bild.«
    »Der Kapitän sagt, es seien Gewitterwolken. Er glaubt, dass sich ein Unwetter zusammenbraut.«
    »Wie kommt er darauf?«
    »Der Kapitän ist ein erfahrener Seemann, der schon so manchem Sturm getrotzt hat. Er kennt das Meer und weiß das Wetter besonders in dieser Region richtig einzuschätzen. Wenn wir Glück haben, erreichen wir noch vor dem Sturm den Hafen von Xiphonia. Sichert lieber Euer Gepäck. Wir haben nicht umsonst kalfaterte Reisetruhen gewählt.«
    Ungläubig schüttelte Matthias sein Haupt. Dennoch fügte er sich dem Drängen des Paters

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