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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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dass sie im Auftrag des Papstes eine Befragung der Hausmutter des Freudenhauses durchführen sollten und wurde daraufhin durchgelassen.
    »Es tut mir Leid«, erklärte der spanische Offizier. »Aber die Befragung dieser Person nimmt Gott gerade selbst vor.«
    »Spottet nicht, Mann! Was soll das heißen?«, antwortete Theophil.
    »Das heißt, dass sie soeben vor unseren Schöpfer getreten ist. Die Hausmutter, die Ihr Melissa nennt, ist tot! Sie wurde ermordet«, gab der Spanier sarkastisch zurück.
    »Dürfen wir die Leiche sehen?«, fragte Matthias, nachdem ihm der Pater alles übersetzt hatte.
    »Bitte, wenn Ihr es so wollt!« Der Soldat führte sie in ein anderes Zimmer, wo eine Frau mit rotblonden Haaren in einem grünen Samtkleid mit starren, offenen Augen tot auf dem Boden lag. Pater Theophil kniete nieder, bekreuzigte sich, murmelte ein Gebet und drückte der Toten die Augen zu. Dann begann er die Leiche zu untersuchen.
    »Sie wurde erdrosselt, mit einer Kette oder etwas ähnlichem«, sagte er zu Matthias.
    »Verflucht!«, entfuhr es Matthias. »Könnt Ihr mir verraten, was das alles zu bedeuten hat? Der seltsame Priester in Porto Ercole, ein Pater, der vor unseren Augen stirbt, eine Fischerfamilie, die verschwunden ist, ein merkwürdiger Erzbischof und jetzt eine tote Besitzerin eines Freudenhauses!«
    Theophil erhob sich und packte Matthias am Arm.
    »Lasst uns gehen, die Spanier schöpfen sonst Verdacht.«
    Draußen auf der Straße mischten sie sich wieder unter das Volk, das immer noch aufgeregt den Tatort beobachtete.
    Eine alte Frau zwängte sich durch die Menge hindurch, sie blickte den Pater an.
    »Ich habe gewusst, dass sie ihm eines Tages auf die gleiche Weise folgen würde«, sprach sie. »Sie hätte mit ihm fortgehen sollen, so wie er es wollte. In die neue Welt. Aber jetzt sind beide tot und so Gott will, im Himmel wieder vereint.«
    »Verzeihung, gute Frau, von wem sprichst du, Schwester?«, fragte Theophil verwundert. Und zu Matthias: »Ich erkläre es Euch gleich!«
    »Von dem Mädchen, das ich einst kannte und diesem verrückten Maler.«
    »Maler? Du sagtest Maler! Was weißt du von ihm?«
    Die Alte musterte Theophil und Matthias eindringlich.
    »Ach nichts, gar nichts! Ich will keinen Ärger!«, maulte die Alte und wollte gehen. Doch Theophil hielt sie fest.
    »Bleib stehen, Schwester. Wir sind im Auftrag des Heiligen Vaters hier.«
    »Ja und?« Ihr Blick war noch immer misstrauisch.
    »Wir suchen ein Bild, dass der Maler einst der Kirche versprochen hatte.«
    Die Alte überlegte einen Augenblick.
    »Wie sieht es mit einer Belohnung aus?«, zischte sie leise, dass es die Umstehenden nicht hören konnten.
    »Die sollst du haben!«, entgegnete Theophil freundlich und zeigte der alten Frau einen prallgefüllten Geldbeutel. Sie stierte mit großen Augen darauf und leckte sich die schmalen Lippen.
    »Kommt!«, sagte sie schließlich, drehte sich um und eilte davon. Matthias und der Pater hatten Mühe, ihr zu folgen.
    Etwa vierzig Schritte weiter verschwand sie in einem Hauseingang, stiegt trotz ihres Alters behände die steilen Treppen hinauf und führte Matthias und Pater Theophil in einen großen Speicher.
    Staunend sahen sich die beiden um. Überall hingen und standen Bilder herum, Skizzen, Kohlezeichnungen, Staffeleien, Pinsel und Farbtöpfe.
    »Hier hat der Verrückte gewohnt«, gab die Alte preis. »Hier hat ihn Melissa oft besucht. Doch dann, eines Tages, wollte sie plötzlich nichts mehr von ihm wissen. Roberto, dieser alte Hurenbock war schuld. Der Verrückte wollte sie freikaufen. Da kam es zwischen den Männern zu einer Schlägerei. Roberto stürzte und verletzte sich am Kopf. War ohnmächtig. Melissa glaubte, das der Maler ihn umgebracht habe. Er floh daraufhin.«
    »Weißt du auch, wie der Maler hieß?«, fragte Theophil. Die Alte schüttelte den Kopf.
    »Er zahlte immer pünktlich. Keine Fragen, kein Ärger. Weiß nur, dass Melissa ihn schon mal Michele nannte.«
    Theophil drehte sich zu Matthias und erklärte ihm jetzt, was die alte Frau bisher berichtet hatte.
    »Das ist ja eine ganze Menge. Sagt Ihr, dass wir uns hier ein wenig umsehen wollen, allein!«, antwortete Matthias.
    Der Pater erklärte es der Alten, gab ihr die versprochene
    Belohnung, worauf sie den Speicher verließ.
    Matthias machte sich sogleich daran, die einzelnen Bilder und Skizzen näher zu betrachten. Aus einer Umhängetasche, die er bei sich trug, holte er das Skizzenbuch heraus, dass ihm Antonio Kardinal

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