Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
schlafen, verbrachte die meiste Zeit der Nacht an Deck, dachte lange nach, sprach mit niemandem. Wie auch! Theophil schlief tief und fest und der Mann am Ruder sowie die Wachen und der Ausguck verstanden ihn nicht. Er sprach ja kein Arabisch.
Es kam ihm immer noch wie ein Traum vor, dass sein Urahn einst einen Ahnherrn seines Retters vor dem Tode bewahrt haben soll. Aber die Münzen, sie waren ein stichhaltiger Beweis. Was würde ihn in Malta erwarten? Was hatte Caravaggio mit Maria Magdalena zu tun und mit der Rosenlinie? Ob man ihm in Malta helfen würde, das Geheimnis zu enträtseln?
Es war ungewiss, weil Matthias nicht wusste, was Michelangelo Merisi da Caravaggio in Malta verbrochen hatte. Zumindest das würde er bald erfahren und so hatte Matthias das untrügliche Gefühl, bald neuen Gefahren ausgesetzt zu sein.
Kapitel 40
Liebknecht – Die Malteserritter
Großmeister Jean Parisot de la Valette war einst der Namensgeber der neuen Hauptstadt Maltas, Valletta, welche die alte Hauptstadt Mdina nach den Türkenkriegen ablöste.
Der Großmeister träumte von einer gewaltigen Festungsstadt auf dem Hügel Montaña Sciberras. Dafür wurde eigens der italienische Festungsbauer Francesco da Laparelli verpflichtet, der die neue Stadt mit ihren Festungsanlagen planen sollte.
Valletta war weithin sichtbar und strahlte im Glanz der sich neigenden Sonne am späten Nachmittag des 2. August 1626. Die ägyptische Dau hatte gute Fahrt gemacht und die Mannschaft um ihren Kapitän Nuri erwies sich als geschickt. Jeder der Männer war ein ausgezeichneter Seemann.
Das Schiff verlangsamte die Fahrt, als es den Hafen von Valletta ansteuerte. Deutlich erkennbar war, dass die Stadt von einem Ring von Bastionen umgeben sein musste, was Hadschi Sulaiman Ibn Abbas al Mazar auch erklärte und Pater Theophil übersetzte. Es waren die Bastionen Michael, Andrew, Salvatore, Sebastion, Gregor, das Fort St. Elmo, die Bastionen Lazarus, Barbara, Anthony und James. Der südliche Stadtzugang wurde von den Geschützstellungen St. James und St. Johns gedeckt.
»Ich habe noch nie von einer solch befestigten Stadt gehört, geschweige denn eine solche gesehen«, gestand Matthias nach den Ausführungen seines Retters.
»Dann werdet Ihr in Kürze sogar eine solche Stadt betreten«, bemerkte al Mazar augenzwinkernd, als sie die mächtige Seefestung St. Elmo passierten. Die gewaltigen Mauern der Festung ließen jedes Schiff klein und winzig erscheinen.
1. Der Vizekanzler
Die Stadt war mit geraden Straßen und Gassen angelegt. Matthias fiel auf, dass es keine Vorgärten gab und an den Häuserfronten keine Stufen in die Wohnungen, Wirtshäuser oder andere Gebäude führten. Es gab unzählige Brunnen und die Häuserecken waren reich verziert. In den Straßen wurden viele Sprachen gesprochen. Matthias konnte Spanisch, Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch heraushören.
Matthias und Pater Theophil fanden neben der St. Katharina Kirche in der Italienischen Herberge noch Platz. Dank des Umstandes, dass der Pater Matthias’ Reisetruhe gerettet hatte, verfügten sie über ausreichend Geldmittel und Matthias konnte sich auch anhand der päpstlichen Begleitschreiben legitimieren. Nur die Kleidung war verloren, doch Valletta verfügte über ausreichend Tuchhändler und Schneidereien, um neue Kleidung fertigen zu lassen.
Sie beschlossen, den Großmeisterpalast erst am folgenden Tag aufzusuchen und zogen den Besuch eines Badehauses vor.
»Ich bin Giovanni Francesco Abela, Vizekanzler der Malteserritter«, stellte sich ein Mann Anfang vierzig vor. Er trug einen Talar, hatte dünnes Haar und feingliedrige Hände. Er hatte seine Gäste in den großen Hof des Palastes führen lassen, da es im Schatten unter den Arkaden angenehm kühl war. »Leider ist unser Großmeister, Bruder Antoine de Paule, nicht zugegen, bedauerlich, sehr bedauerlich. Hätte er gewusst, dass wir Abgesandte des Heiligen Vaters zu Gast haben dürfen, hätte er seine Reise bestimmt verschoben. Ich hoffe, dass Ihr mit meiner Wenigkeit zufrieden seid. Womit kann ich Euch dienen?«
Vizekanzler Abela verfügte über ein gewisses sprachliches Talent, denn er konnte sich mit seinen Gästen auf Deutsch unterhalten.
»Es ist schön, dass Ihr meine Sprache sprecht, Vizekanzler, so kann ich Euch auch direkt fragen«, war Matthias erfreut. »Ich möchte darum gleich zur Sache kommen. Der Heilige Vater, Papst Urban VIII., hat mich beauftragt, noch einmal die näheren Umstände die zum Tode
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