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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Kampf zurückzuführen sein. Selbst die Bleivergiftung könnte in Wirklichkeit ein Giftanschlag gewesen sein, der aber wie eine Erkrankung getarnt war. Wenn es ein Kampf war, war Caravaggio vielleicht sogar der Verursacher. Also, kein Mord. Und wenn Eure Ausführungen zur Malerkrankheit stimmen, dann war es auch kein Giftanschlag, sondern eine bedauerliche Verkettung unglücklicher Umstände. Caravaggio war kein vorsichtiger Mann. Nein, es ist etwas anderes, dass man ihm selbst nach seinem Tod noch keine Ruhe finden lässt! Darum glaube ich, dass uns der Vizekanzler etwas mitteilen will.«
    »Ihr sagt das, als wüsstet Ihr die Antwort schon.«
    »Mag sein«, antwortete Matthias knapp und sah hinaus aufs Meer.
    »Dann weiht mich ein. Erklärt es mir«, verlangte der Pater.
    »Das kann ich nicht!«
    »Warum nicht? Ihr verheimlicht mir etwas!«, nörgelte Theophil.
    »Ihr würdet es nicht verstehen.«
    »Jetzt beleidigt Ihr mich auch noch!«, empörte sich der Pater.
    »Wenn Ihr das so sehen wollt.«
    »Ihr seid ein impertinenter Mensch, Liebknecht. Bereits in Neapel habt Ihr mich wie einen dummen Jungen dastehen lassen und seid meiner Frage ausgewichen.«
    »Welcher Frage?«
    »Caravaggios Bilder, seine anmaßende Selbstdarstellung als Heiliger Georg, der Drachentöter. Ich fragte Euch, was Ihr davon haltet; Ihr gabt mir bis heute keine Antwort!«, zürnte Theophil jetzt. Matthias klopfte ihm lächelnd auf die Schulter.
    »Denkt nach, Pater. Ihr kennt die Antwort bereits!«
    Kopfschüttelnd setzte er sich in Bewegung und schlenderte in Richtung Stadt.
    »Was, wie? Wartet!«, rief der Pater und eilte ihm hinterher. Er stolperte, fluchte! Na endlich, dachte Matthias bei sich, denkt er nicht mehr wie ein Heiliger.
2. Basilica San Giovanni, Valletta
    Nachdem am Abend der Bote des Vizekanzlers Matthias im Italienischen Haus die Botschaft überbracht hatte, dass seine Exzellenz der Vizekanzler Abela ihn und Pater Theophil am folgenden Tag gegen zehn Uhr in der Frühe vor der Basilica San Giovanni erwarte, machte er noch einen Spaziergang durch das nächtliche Valletta.
    Der Pater hatte sich immer noch schmollend auf seine Kammer zurückgezogen, um sich von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Was hätte er ihm auch noch sagen können? Dass Caravaggio dem Geheimnis der Maria Magdalena auf der Spur war? Dass seine Bilder darauf hindeuten, dass Caravaggio dieses Geheimnis kennt? Der Pater hätte ihn für verrückt erklärt, ausgelacht oder ihm gar Blasphemie unterstellt. Nein, der Hinweis, dass er die Antwort bereits kenne, musste vorerst genügen.
    Matthias musste nachdenken, seine Gedanken klären, seinen Kopf frei machen von den Gedanken um seine Herkunft, seine Ahnherrn. Es war schon harter Tobak, was er in den letzten Wochen alles über seine Familie erfahren hat.
    Da waren sogar familiäre Beziehungen zu Juden und jetzt verehrten selbst Muselmanen seinen Ahnherrn Wilfred vun de Lynde. Unwillkürlich spielte er wieder mit der Münze, die sein Freund Maurus van Leuven einst gefunden hatte. Was der wohl jetzt machte? Ob er die Echtheit des Vermächtnisses der Sophie von Limburg inzwischen geklärte hatte?
    Jetzt galt es erst einmal, sich auf Caravaggio zu konzentrieren. Matthias hatte das unbestimmte Gefühl, kurz vor der Lösung des Rätsels um den Künstler zu stehen. Doch bis dahin musste er noch einige Mosaikteilchen zusammenfügen. Zwei Aussagen deuteten darauf hin, dass die Malteserritter unmittelbar in die Geschehnisse um Caravaggios Tod verwickelt waren. Da war zum einen die des Priesters von Porto Ercole, Giovanni Tomasi. Zum zweiten der Bericht Pater Filippos. Und da war ja auch noch die verschwundene Fischerfamilie und der Mord an der Prostituierten Melissa. Wo waren die Zusammenhänge? Was hatte Melissa gewusst, warum musste sie sterben?
    Plötzlich blieb er stehen, er hatte einen Fehler gemacht. Er hätte die Gemälde, die sie in Neapel gefunden hatten, selbst in Sicherheit bringen müssen. Theophil hatte zwar Erzbischof Buoncompagno eine entsprechende Nachricht zukommen lassen, damit die Bilder abgeholt würden, doch war das auch sicher genug?
    Ärger und ein banges Gefühl stiegen in ihm auf. Er biss sich auf die Unterlippe. Er war sich auch mit einem Male nicht mehr sicher, Caravaggios Geheimnis vollkommen enträtselt zu haben. Irgendetwas lag noch im Verborgenen und schrie danach, ans Licht geholt zu werden.
    Er schaute hinaus aufs Meer, wo sich jetzt Mond und Sterne spiegelten. Die Luft war angenehm

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