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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Johannes des Täufers stand. Ein Mann in einer Soutane trat heraus, blickte aufmerksam in alle Richtungen und stellte fest, dass er alleine war. Schließlich entledigte er sich des Priestergewandes und warf dieses achtlos zurück in den Beichtstuhl. Zufrieden lächelnd, verließ auch er die Kirche.
    »Ihr müsst mir das Skizzenbuch aushändigen, Commissarius«, forderte Pater Theophil vehement, nachdem er Matthias’ Kammer in der italienischen Herberge betreten hatte. Kopfschüttelnd, mit einem Lächeln auf den Lippen blickte der Commissarius den Pater an.
    »Aber Pater, das Buch ist bei mir in Sicherheit. Vertraut mir!«
    »Vertrauen? Ihr verlangt von mir Vertrauen? Wie soll ich Euch vertrauen, wenn Ihr mir wichtige Details verschweigt? Das Buch ist der Schlüssel. Darum muss es sofort nach Rom zurück. Gebt es heraus! Ich werde mich dann eben alleine um eine Passage kümmern.«
    »Nein!«, wurde Matthias jetzt energisch. »Das Skizzenbuch allein ist es nicht. Es ist nur der Köder, dem wir folgen sollen oder um genauer zu sein: dem ich folgen soll!«
    »Was soll das heißen? Könnt Ihr einmal in klaren Worten mit mir sprechen, damit ich es verstehe? Diese ständigen kryptischen Andeutungen hängen mir langsam zum Halse heraus, mit Verlaub gesprochen. Ach, Gott möge mir meinen Zorn verzeihen«, knurrte der Pater.
    Matthias blickte den Pater lange fragend an. Erneut schüttelte er den Kopf, setzte sich auf einen der beiden Stühle an einen kleinen Tisch, der neben einem Kleiderschrank, einer Spiegelkommode und einem Bett das Zimmer zierte.
    »Also hat man Euch nicht eingeweiht?«, fragte er schließlich.
    »Eingeweiht, ja du lieber Himmel, in was denn bitte schön?« Theophils Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen. War er nur ein guter Schauspieler, ein Komödiant oder war er tatsächlich ahnungslos? Diese Frage galt es für Matthias vorrangig zu klären.
    »Dann hat man Euch nichts gesagt?«
    »Werter Commissarius! Das Einzige, was man mir mitgeteilt hat, ist die Tatsache, dass Ihr einen Übersetzer braucht und dass ich einen sechzehn Jahre alten Leichnam untersuchen sollte, den wir leider nicht gefunden haben.«
    Matthias schwieg, beobachtete den Pater wie ein Löwe seine Beute, majestätisch, herablassend, sich seiner Überlegenheit völlig bewusst. Theophil zeigte keine Reaktion, blickte nur verständnislos drein.
    »Schließt die Fensterläden«, hörte er den Commissarius sagen.
    »Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen? Was soll das denn jetzt?«
    »Macht, was ich sage, los jetzt!«, forderte Matthias nachdrücklich.
    »Wie Ihr wollt«, fügte sich Theophil in sein Schicksal, verschloss die Fensterläden und setzte sich auf den anderen Stuhl. Indes entzündete Matthias im abgedunkelten Zimmer eine Kerze. Dann holte er das Skizzenbuch hervor.
    »Setzt Euch, Pater und hört mir einfach zu.« Theophil setzte sich auf einen Stuhl und sah Matthias gespannt an. »Ich wurde von Antonio Barberini genötigt, diese Ermittlungen durchzuführen, um einen Freund vor dem Scheiterhaufen zu retten. Die unklaren Umstände um den Tod Caravaggios aufzuklären war nur ein Vorwand. In Wirklichkeit ging es nur darum, das Geheimnis dieses Skizzenbuches zu ergründen, um so einem verbotenen Evangelium auf die Spur zu kommen. Nur darum ging es die ganze Zeit. Rom will dieses unselige Evangelium um jeden Preis. Nur darum geht es, Pater. Wenn wir nur mit dem Skizzenbuch nach Rom zurückkehren, stehen wir wieder am Anfang. Ich stehe wieder am Anfang.«
    »Soll das heißen…«, unterbrach Theophil, doch Matthias deutete ihm zu schweigen.
    »Lasst uns nachdenken und die Fakten sprechen lassen. Nach einer schriftlichen Aussage Pater Filippos, Gott sei dem armen Teufel gnädig, hatte Caravaggio nur dieses Skizzenbuch bei sich. Sonst nichts! Nach Aussage des Vizekanzlers hatte er aber etwas Brisantes gefunden, womöglich eine Ketzerschrift. Aber diese wurde nirgendwo erwähnt. Da stellt sich doch die Frage, was wird hier gespielt, verschweigt man uns bewusst etwas oder war Caravaggio so geschickt, seinen größten Trumpf perfekt zu tarnen?«
    Staunend sah Theophil Matthias jetzt an. Der lächelte nur.
    »Seht Ihr! Vielleicht verrät uns sein Skizzenbuch mehr, als bisher offensichtlich ist. Darum will ich es noch einmal ganz genau untersuchen. Wir dürfen dabei nichts außer Acht lassen, auch das nicht, was vor unseren Augen scheinbar verborgen ist. Habt Ihr schon einmal etwas von Sympathetischer Tinte gehört, Pater?«

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