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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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schmeichelte Oudenaarde Theophil. »Wenn Ihr einmal der Kirche überdrüssig seid, dann kommt zu mir, ich hätte bestimmt Verwendung für Eure Talente.«
    Theophil schüttelte lachend en Kopf. Der Kaufmann gefiel ihm, nicht, weil er ihn für seinen Lebensretter hielt, sondern mehr ob seiner Bildung, der geschliffenen Ausdrucksweise. Endlich ein Mann, mit dem man sich ungezwungen unterhalten konnte, mit Verstand, Humor und dem Herz am rechten Fleck. Dieser Commissarius war ein Griesgram, warum sollte Balduin Oudenaarde falsch sein? Hätte er sonst sein, Theophils, Leben gerettet? Eher nicht.
    »Was macht eigentlich Euer Freund, der Commissarius?«, erkundigte sich der Kaufmann.
    »Ach der, der spielt Schach mit Sulaiman al Mazar«, antwortete Theophil mit leichter Bitternis in der Stimme, die Balduin Oudenaarde nicht entging. Er rückte näher heran.
    »Dieser Commissarius, er gängelt Euch sehr, hab ich Recht?«, fragte er flüsternd.
    »Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann«, druckste er Pater rum. »Es ist halt nur – ach ich weiß nicht, ob ich Euch das erzählen sollte.« Theophil machte einen Schritt zur Seite und versuchte so, eine gewisse Distanz zu wahren.
    »Ich verstehe schon, Pater. Es ist diese Mission im Auftrag seiner Heiligkeit. Ihr habt etwas entdeckt und Euer Freund verbietet Euch, darüber zu sprechen.«
    »Liebknecht ist nicht mein Freund!«, platzte der Pater jetzt heraus. »Und verbieten kann er mir schon gar nichts. Was wäre er denn ohne mich? Er spricht weder das Italienische noch eine andere Sprache fließend. Deutsch und Latein, das beherrscht er, sonst nichts.«
    »Aber warum begleitet Liebknecht Euch denn?«
    »Ach, dieser Commissarius ist ein ganz passabler Ermittler. Papst Urban wünschte, dass er den Tod Caravaggios noch einmal untersucht.«
    »Wer ist Caravaggio?«
    »Ihr kennt Caravaggio nicht? Er ist ein berühmter Künstler gewesen.«
    »Verzeiht mir meine Unwissenheit, Pater. Aber was die Kunst betrifft, da bin ich völlig unbedarft. Was hat er denn so gemacht? Und warum sollte dieser Commissarius Liebknecht seinen Tod noch einmal untersuchen?«
    Für einen kurzen Moment sah Pater Theophil den Kaufmann Balduin Oudenaarde nachdenklich an.
    »Was soll’s. Ich werde Euch die Geschichte kurz erzählen, Ihr werdet gewiss niemandem damit schaden können.«
    »Nein, gewiss nicht«, lächelte Oudenaarde und lauschte gespannt Theophils blumigen Worten, in denen er die bisherigen Ereignisse beschrieb und dabei nicht versäumte, seine Arbeit und Verdienste ins rechte Licht zu rücken.
    »Aber das ist ja spannend, gar dramatisch«, pfiff der Kaufmann anerkennend durch die Zähne. »Jetzt verstehe ich Euren Groll gegenüber diesem Commissarius. Gewiss hättet Ihr das alles allein herausgefunden. Aber sagt mal, was steht denn jetzt auf diesem sagenhaften Papyrus?«
    »Das weiß ich nicht, noch nicht. Es ist wohl Hebräisch oder Aramäisch, Sprachen die ich nicht beherrsche.«
    »So, aber da wird sich gewiss jemand finden lassen, der Euch das übersetzt. Aber was hofft Ihr in Filerimos zu finden, Pater?«
    Theophil sah sich nach allen Seiten um, vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, beugte sich vor und wisperte Balduin Oudenaarde ins Ohr:
    »Den Rest eines geheimen, verbotenen Buches. Ein verbotenes, ketzerisches Evangelium.«
    Oudenaarde riss die Augen weit auf.
    »Nein, sagt dass das nicht wahr ist.«
    »Doch, es ist wahr, so wahr ich hier stehe.«
    Der Brügger Kaufmann japste.
    »Wenn das so ist, dann würdet Ihr dem Heiligen Stuhl mehr als nur einen großen Dienst erweisen, wenn Ihr das Buch findet. Ich will mir gar nicht ausmalen, welche Möglichkeiten sich Euch eröffnen würden.«
    »Wie meint Ihr das, Herr Oudenaarde?«
    »Überlegt doch! Ihr wäret sozusagen ein Retter der Kirche, ein Mann der es noch ganz weit bringen würde, dem man vielleicht sogar eines Tages den Stuhl Petri anbieten würde, ach, was sage ich! Anbieten müsste!«
    »Ja, das wäre schon möglich«, säuselte der Pater versonnen.
    »Ich mache Euch einen Vorschlag! Lasst mich Euch helfen und Euer Verbündeter sein, Pater!«
1. Rhodos – Die Straße der Ritter
    Schon von weitem waren die mächtigen Mauern, die Rhodos-Stadt auch zur Seeseite hin schützten, zu sehen. Matthias, Pater Theophil und Sulaiman al Mazar standen an der Reling der Dau und betrachteten durch ein Fernrohr die Insel und die sich immer schneller nähernde Hafeneinfahrt von Mandraki, wie der Hafen von Rhodos-Stadt genannt

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