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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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warteten im Dunkel des Treppenhauses. Es war zwar niemand zu sehen, doch das konnte trügerisch sein. Wachen konnten schon mit schussbereiten Musketen oben auf den Mauern Stellung bezogen haben und nur darauf warten, dass man sie sah. Nuri, der Kapitän, machte den Laut eines Vogels nach. Ein Mann mit einer Laterne erschien auf dem Deck der Dau und gab ihnen ein Lichtzeichen. Nuri gab den anderen Zeichen, ihm leise zu folgen. In Windeseile überquerten sie den Pier und gingen an Bord. Eine Luke im Deck tat sich auf und gab den Weg in den Laderaum frei.
    »Versteckt Euch dort«, sprach Sulaiman Ibn Abbas al Mazar, der wie aus dem Nichts plötzlich neben ihnen stand.
    Theophil nickte, Matthias und der Fremde verstanden es auch ohne Übersetzung. Keuchend ließen sie sich im Laderaum zu Boden sinken. Einer der Seeleute reichte ihnen eine Lampe hinunter. Im trüben Licht der Öllampe saßen sie da und sahen sich an.
    »Danke«, krächzte Theophil als erster.
    »Nichts für ungut«, fühlte der Fremde sich angesprochen. »Doch ohne die Hilfe Eures Freundes und der Muselmanen wären wir jetzt entweder tot oder säßen in einem Gefängnis der Malteser.«
    »Beides keine erstrebenswerten Aussichten«, fügte der Pater sarkastisch hinzu.
    »Wer seid Ihr eigentlich«, fragte Matthias jetzt den Fremden mit forschendem Blick. »Und was habt Ihr mit dem Pater zu schaffen?«
    »Verzeiht, wenn ich mich bisher nicht vorgestellt habe, mein Herr. Aber irgendwie fehlte es mir bisher an Gelegenheit, wenn Ihr versteht, was ich meine! Aber um es kurz zu machen: Ich heiße Balduin Oudenaarde, bin Kaufmann und in Brügge zu Hause. Ich kam von einem Geschäftsfreund und war auf dem Weg in meine Herberge, als ich in den Überfall auf Euren Freund geriet. Zwei der Banditen konnte ich in die Flucht schlagen, drei hat er wohl selbst getötet.«
    Ungläubig blickte Matthias zu Theophil.
    »Stimmt das?«
    »Ich, iiiich weiß es nicht. Irgendwer schlug mich nieder. Unser Kaufmann hier weckte mich, ich hatte einen blutigen Dolch in der Hand und seht meine Kleidung. Überall ist Blut!«
    »Und der Mann, dem Ihr die Beichte abnehmen wolltet, was ist mit dem? Gehört der auch zu der Bande?«
    »Der Mann, Luca«, flüsterte Theophil entsetzt. Dann besah er sich seine blutverschmierten Hände. »Sein Blut klebt an meinen Händen. Ich weiß nicht, ob ich ihn getötet habe.« Ungläubig und zitternd blickte er zu Matthias.
    »Gehörte er zur Bande?«, wiederholte Matthias.
    »Nein! Aber er ist tot!«
    »Beruhigt Euch erst einmal wieder. Al Mazar wird uns nach Rom bringen. Wir konnten uns verständigen. Macht Euch also keine Sorgen. Wir werden alles aufklären.«
    Theophil richtete sich auf.
    »Filerimos«, murmelte er. »Ja, er sagte Filerimos. Das liegt auf Rhodos. Ein altes Kloster, versteht Ihr? Dort müssen wir hin!«, schrie er darauf.
    Kapitän Nuri verstand dankbar lächelnd und froh, nicht nach Rom segeln zu müssen. Er setzte einen neuen Kurs:
    Rhodos, im Reich der Osmanen!

Kapitel 42
Im Reich der Osmanen
    Es war eine Nacht ohne Sterne, der Mond hatte sich hinter einer Wolke versteckt. Im Schutze der Finsternis trieb ein leichter Südwestwind die Dau am Fort Sankt Elmo vorbei. Keiner der Seeleute auf dem Schiff wagte auch nur, laut zu atmen. Die Besatzung im Fort war noch nicht alarmiert, ihre Flucht noch nicht entdeckt. Endlich hatten sie die offene See erreicht. Vorläufig war sie in Sicherheit. Matthias, Pater Theophil und der Kaufmann aus Brügge standen jetzt auf Deck und blickten zurück nach Malta, dessen letzte Lichter allmählich von der Dunkelheit verschluckt wurden.
    »Wenn ich mir eine Frage erlauben darf, meine Herren«, bemerkte jetzt Balduin Oudenaarde. »Was wird jetzt aus meinen Geschäften, von meiner persönlichen Habe ganz zu schweigen?«
    Theophil war es, der als erster antwortete:
    »Seid versichert, mein Retter, man wird euch dafür entschädigen.«
    »Wie wollt Ihr das anstellen? Ihr seid ein Pater und dürftet folglich über keine Reichtümer verfügen.«
    »Ich werde für Euren Schaden aufkommen«, mischte sich Matthias ein. »Benennt mir Eure Forderung und ich werde sie begleichen.«
    Theophil hob abwehrend die Hand.
    »Nein, nein, das kann ich unmöglich annehmen, werter Commissarius. Schließlich sind wir auf Anweisung des heiligen Vaters hier in diese missliche Lage geraten. Man wird sich in Rom sicherlich erkenntlich zeigen und unseren Freund angemessen belohnen.«
    »Rom? Ihr seid im Auftrag des Papstes unterwegs?

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