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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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etwa mit Sklavenhändlern?«
    »Wollt Ihr mich beleidigen? So etwas würde Ahmed nie tun. Aber es gibt schon mal Dinge, die nicht ganz auf legalem Wege zu Ahmed gelangen: Kunstwerke und Schätze aus dem Orient, deren Herkunft manchmal zweifelhaft ist.«
    Matthias ging darauf nicht weiter ein. Ahmed, Sulaiman al Mazars Vetter, schien seiner Meinung nach auch ein Hehler zu sein, also jemand, der mit gestohlenen Gegenständen Handel betrieb. Dann lag es auch nahe, dass er auch mit Piraten Geschäfte machte. Aber Matthias wollte al Mazars Gunst nicht verscherzen. Darum schwieg er lieber.
    Die Dau lief jetzt in das große Hafenbecken von Mandraki ein. Vor ihnen erhoben sich die mächtigen Festungsmauern von Rhodos-Stadt mit ihren massiven Wehrtürmen. Das Schiff ankerte in der Nähe einer imposanten Toranlage. Links vom Stadttor standen zwei zinnenbewehrte runde Wehrtürme, die von türkischen Soldaten besetzt waren.
    »Man nennt es das Tor des Meeres«, erklärte Sulaiman al Mazar.
    »Direkt dahinter gelangen wir auf einer Geschäftsstraße zur Agora und zur Straße der Ritter, diese führt direkt zum Palast. Dort befanden sich einst die Herbergen der christlichen Ritter. Jetzt leben in diesen Häusern wohlhabende osmanische Kaufleute. Auch mein Vetter hat dort ein Haus bezogen.«
    Die Straßen von Rhodos-Stadt waren eng und wanden sich einem Lindwurm gleich durch die Stadt, die sich halbkreisförmig um den Mandraki-Hafen erstreckte. Die Hafenmole war von weißen Windmühlen gesäumt, in denen Korn gemahlen und Öl gewonnen wurde. Die Häuser in den Straßen und Gassen von Rhodos-Stadt waren geprägt durch gotische, byzantinische und islamische Bauweise. Gitterfenster, Lauben, spitzbögige Arkaden und Minarette lieferten sich ein für das Auge des Betrachters verzückendes Wechselspiel.
    Rhodos-Stadt zeigte sich Matthias als eine Stadt der absoluten Gegensätze. Nirgendwo sonst prägten antike, christliche, byzantinische und orientalische Architektur ein Stadtbild so sehr wie in dieser Stadt. Rhodos erschien ihm als eine wundersame Welt für sich.
    Die Geschäfte, Warenhäuser, Lager und Werkstätten reihten sich aneinander. Komplettiert wurde das Bild durch die Markthändler, die Obst und Gemüse sowie Waren unterschiedlichster Art feilhielten, Hausierer, Bettler, Barbiere, Scherenschleifer und andere Handwerker.
    Rhodos-Stadt entpuppte sich als eine quirlige, lebendige Stadt in der Inselwelt der Dodekanes, zeigte sich allen Kulturen gegenüber offen und freundlich.
    Wunderschöne Gärten sowie Schatten spendende Platanen prägten ebenso das Gesicht dieser Stadt.
    Nachdem sie das mächtige Seetor passiert hatten, bog Sulaiman al Mazar mit seinen Gästen in die Straße zu seiner Rechten ab. Kurze Zeit später standen sie am Beginn einer langen, kerzengerade verlaufenden, mit Kopfsteinen gepflasterten Straße. Haus stand an Haus. Jedes der Häuser bestand aus zwei Geschossen. Die Erdgeschosse zeichneten sich durch runde und spitze Bögen aus, Arkaden, die von hölzernen Erkern überbaut waren. In ihnen befanden sich einst Lagerräume, Magazine und Geschäfte der reicheren osmanischen Kaufleute. In den darüber liegenden Geschossen befanden sich die Wohnungen.
    »Man nennt das Viertel das Collachium. Früher waren hier viele Arsenale, Hospitäler und die Herbergen der Ritter. An manchen Hauseingängen befinden sich noch Wappenreliefs der Christen«, erklärte Sulaiman Al Mazar. »Daran könnt Ihr erkennen, welche Ritterschaft einst in diesen Häusern gelebt hat. Hier im ersten Haus lebten einst die Ritter von England. Mein Vetter Ahmed bewohnt ein Haus gegenüber der französischen Herberge. Es befindet sich etwa in der Mitte der Straße.«
    Ahmed, der Vetter Sulaiman Al Mazars, war äußerlich das völlige Gegenteil seines Verwandten. Während Sulaiman Al Mazar klein und schmal war, eher asketisch wirkte, war Ahmed kräftig und dick beleibt, mit rundem Gesicht und kleinen, eng beieinander stehenden Augen. Er strahlte in keiner Weise die majestätische Würde seines nahen Verwandten aus, dessen Gesicht erhaben und weise schien. Dennoch besaß er die gleiche Gastfreundschaft. Nachdem seine Gäste Platz genommen hatten, ließ er Tee aus frischen Minzblättern sowie Anisplätzchen herbeibringen.
    »Sulaiman, was führt dich und deine Gäste in mein bescheidenes Haus?«, fragte er zunächst auf Arabisch, um dann die Frage in fließendem Italienisch zu wiederholen.
    »Ahmed, du kannst dir gar nicht vorstellen, welch großes

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