Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
besonders noch mal für Eure freundschaftlichen Dienste, die Ihr mir bereits erwiesen habt. Gehabt Euch wohl und Gott sei mit Euch.«
»Warum habt Ihr den Rabbi nicht gefragt, ob er uns unseren Papyrus übersetzen könnte?«, schimpfte Pater Theophil draußen auf der Straße.
Matthias blieb stehen und sah ihn ernst an.
»Pater, wollt Ihr, dass noch mehr Menschen von diesem Evangelium erfahren, Menschen, die nicht unseres Glaubens sind? Die Übersetzung hat Zeit genug, bis wir wieder in Rom zurück sind. Habt Ihr das verstanden?«
Voller Unverständnis schüttelte der Pater den Kopf und ging weiter.
»Fragt lieber Sulaiman al Mazar oder seinen Vetter Ahmed, wie wir ein Schiff bekommen, das uns nach Patmos bringt.«
Während Theophil die beiden Araber befragte, wurde eine Gruppe Gefangener durch die Straßen getrieben. Sie waren mit Seilen an den Hälsen miteinander verbunden. Ihre Hände und Füße waren mit Ketten gefesselt. Die Männer waren nackt. Nur ihr Geschlecht war von einer Schürze bedeckt. Für einen kurzen Augenblick glaubte Matthias, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Doch dann wurde er von Theophil abgelenkt.
»Al Mazar wird uns nach Patmos bringen, Commissarius. Er hat Gefallen an unseren Abenteuern gefunden. Wir können morgen in See stechen.«
» Maschallah, Maschallah «, lachte Sulaiman al Mazar.
»Was hat er gesagt?«, fragte Matthias.
»Wie Gott will«, meinte er.
»Er glaubt wohl, dass es Gottes Wille sei, uns helfen zu müssen.«
»Ja, das mag sein. Fragt ihn doch einmal, was mit diesen Männern dort ist.«
Matthias zeigte in Richtung der Gefangenen, die jetzt um eine Ecke verschwanden.
»Es sind Sklaven. Man bringt sie zum Sklavenmarkt«, antwortete Theophil.
»Warum wollt Ihr das wissen?«
»Es ist merkwürdig, aber einer der Männer kam mir bekannt vor. Lasst uns sehen, was dort passiert.«
Sie eilten den Gefangenen hinterher, die auf dem großen Platz nebeneinander Aufstellung genommen hatten. Männer versammelten sich darum und es wurde lautstark gehandelt.
»Es ist eine Art Versteigerung«, erklärte al Mazar.
»Der Meistbietende bekommt den Zuschlag.«
»Kann man sich die Männer aus der Nähe ansehen?«
»Das ist Euer gutes Recht. Jeder kann sich die Ware anschauen, die feilgeboten wird. Wollt Ihr Euch einen Sklaven kaufen?«
Matthias antwortete mit einem Lächeln und ging zu den Männern hin, deren Schicksal mit der Sklaverei besiegelt war. Langsam schritt er die Reihe ab und schaute sich jeden Einzelnen genau an. Plötzlich blieb er stehen. Dann drehte er sich zu Theophil und sagte: »Sagt dem Sklavenhändler, dass ich diesen Mann hier kaufen möchte.«
»Aber um alles in der Welt, Commissarius, was wollt Ihr mit einem Sklaven?«
»Pater, macht, was ich Euch sage. Ich will diesen Mann hier kaufen!«
»Ihr seid verrückt, Commissarius, die Sonne ist Euch wohl zu Kopf gestiegen. Aber bitte, wie Ihr wollt.«
Der Sklavenhändler beäugte Matthias misstrauisch. Ein anderer Mann bot ebenfalls auf den Sklaven.
»Dieser Türke da will den doppelten Preis zahlen«, erklärte Theophil.
»Dann sagt dem Sklavenhändler, dass ich bereit bin, den vierfachen Preis zu zahlen. Und nun macht schon, Pater.«
Verständnislos schüttelte Theophil den Kopf und unterbreitete dem Sklavenhändler Matthias’ Angebot. Der lächelte daraufhin breit und schritt auf Matthias zu.
»Er will das Geld«, bemerkte Theophil.
Matthias zog einen Geldbeutel heraus und zahlte den geforderten Preis. Daraufhin gab der Sklavenhändler zwei seiner Leute einen Wink, die dem Gefangenen die Fesseln lösten und von den Anderen befreiten.
Matthias packte den Mann bei den Handfesseln und zog ihn hinter sich her.
»Komm mit!«, sagte er barsch.
Der Sklavenhändler und seine Männer gaben grinsend den Weg frei.
»Ich fasse es einfach gar nicht. Wie konntet Ihr so etwas tun?«
Theophil starrte Matthias entgeistert an.
»Kommt, lasst uns hier sofort verschwinden«, zischte er.
Al Mazar begriff als Erster, was Matthias meinte, gab Nuri und Ahmed einen Wink, die den Sklaven unterhakten und fortführten.
In einer Seitengasse dann:
»Maurus, Maurus, alter Freund, ich bin’s, Matthias!«, rief der Advocatus und drückte den halbnackten Mann an sich.
»Was ist mit ihm?«
Al Mazar sagte etwas zu Theophil. Der drehte sich zu Matthias.
»Man hat ihm wohl berauschende Mittel gegeben, damit er nicht versteht, was mit ihm geschieht.«
»Dann lasst ihn zu Ahmeds Haus bringen. Er soll sich dort
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