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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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nickte.
    »Ja, Schwesterherz, und zwar schon bald. Ich muss nach Rom, um dort Pierluigi Carafa zu treffen, der hier in Bonn als apostolischer Nuntius fungiert.«
    »Ja aber ... und dein Sohn? Was wird aus ihm?«
    »Darum bin ich ja auch gekommen. Könntet ihr Euch wieder um den Kleinen kümmern? Kaspar Friedrich ist noch zu jung für eine solch anstrengende Reise.«
    Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen. Gerlinde stand verärgert auf und ging ein paar Schritte hin und her.
    »Warum kann Churfürst Ferdinand nicht einen anderen nach Rom entsenden? Warum musst das ausgerechnet du sein? Ich verstehe das nicht!«, zürnte sie.
    Matthias erhob sich ebenfalls und fasste seine Schwester bei den Schultern.
    »Wie ich schon sagte: Mit meiner Rückkehr habe ich einige wichtige Leute überrascht, den Churfürst höchstselbst inbegriffen. Durch meine Ermittlungen bin ich für viele Beamte eine Gefahr geworden. Der Churfürst kann mich hier nicht schützen und muss außerdem sein Gesicht wahren. Darum schickt er mich nach Rom.«
    »Hast du denn keine Angst, dass deine Reise eine Falle ist?«, erkundigte sich jetzt Sebastian.
    »Ich habe schon daran gedacht, zumindest, dass es einige Wenige gibt, die dies auszunutzen versuchen. Aber auf meiner Reise werde ich stets achtsam sein. Hier zu Hause ist das nicht immer der Fall. Man ist viel mehr abgelenkt.«
    »Ich könnte den Churfürst ersuchen, dich zu begleiten«, bot Sebastian an.
    »Nein, Schwager. Das kann ich nicht annehmen. Du warst lange von zu Hause fort und ich weiß nicht, wie lange mein Aufenthalt in Rom sein wird. Dein Platz ist bei meiner Schwester und deinen Kindern. Außerdem, wer passt denn sonst auf Kaspar Friedrich auf? Ihr nehmt ihn doch in Eure Obhut?«
    »Gewiss, Matthias. Wir nehmen ihn«, lächelte Sebastian.
    »Ja und außerdem ist er furchtbar gern in unserem Haus. Er kennt seinen Vater ja kaum«, ergänzte Gerlinde schluchzend.
    »Ist schon gut, Frau«, beschwichtigte Sebastian Matthias’ Schwester. »Geh und hole Branntwein. Wir wollen auf Matthias’ Reise und eine gute Heimkehr anstoßen.«

Kapitel 6
Doktor Franziskus Buirmann
    Cölln im Mai 1626
    Dunkel war das Viertel, in das man ihn gelotst hatte, weit weg vom Dom. Eng beieinander standen ärmliche Häuser in dunklen, schmutzigen Gassen mit stinkenden Rinnsalen. Buirmann fröstelte bei dem Gedanken, abends allein durch diese schon am Tage düster wirkenden Straßen heimkehren zu müssen. Wer weiß, welch zwielichtiges Gesindel hier lauerte.
    Doktor Franziskus Buirmann war auf dem Weg zu einem geheimen Treffen der Rosenkranzbruderschaft, der er nun schon einige Jahre angehörte. Dereinst war sie durch den Dominikanerpater Alanus de Rupe im flandrischen Douai gegründet wurden. Wenige Jahre später wurde sie durch den Inquisitor Jakob Sprenger in Cölln als Laienbruderschaft neu gegründet. Sprenger erlangte als Mitverfasser des berüchtigten Hexenhammers Malleus Maleficarum Berühmtheit. Natürlich waren dem studierten Juristen Franziskus Buirmann die Gerüchte, dass die Sprenger zugeschriebene und dem Buch vorgestellte Apologia eine Fälschung seien, bekannt. Doch er mochte diesen nicht Glauben schenken, auch wenn sie angeblich durch den seinerzeitigen Sekretär des Inquisitors bestätigt wurden.
    Nach Alanus de Rupe war es der heilige Dominikus höchstselbst, der einen Rosenkranz durch die heilige Mutter Gottes überreicht bekam. Eine Legende, die man nur allzu gern glauben wollte. Was war schon Wahrheit? In diesen unruhigen Zeiten war es wichtig, den Glauben der Menschen an die einzig wahre Kirche zu erneuern. Und dafür war Kirche und Obrigkeit eigentlich jedes Mittel Recht.
    Endlich stand Buirmann vor dem Haus mit der dunklen, schweren Eichentür, in die ein einfacher Rosenkranz eingeschnitzt war. Buirmann fühlte sich unwohl, hörte das dunkle Pochen seines Herzens in seinem Kopf. Er klopfte – kein Geräusch von drinnen! Wieder und wieder. Ungeduldig, drückte er langsam die Türklinke herunter und – die schwere Tür ließ sich zu seiner großen Überraschung leicht öffnen, doch gab sie nur den Blick in einen finsteren Gang frei. Buirmann trat ein und verweilte einen Augenblick, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Welch ein merkwürdiger Ort für ein Treffen, ging es ihm durch den Kopf. Dann setzte er langsam einen Fuß vor den anderen, immer gewärtig, über etwas zu stolpern oder gegen etwas zu stoßen. Unliebsame Überraschungen waren ihm seit jeher zuwider. Doch

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