Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
heute schon wieder zu einer Gefahr für unsere Kirche werden. Sie verbreiten im Geheimen die Irrlehre der so genannten Rosenlinie. Ein abscheuliches Verbrechen der Magia, mit dem man versucht, die Herzen und den Glauben der wahren Christenheit zu vergiften. Ihr wisst, wovon ich spreche, Bruder?«, geiferte er weiter.
»Ja, ich weiß, was Ihr meint, und wen Ihr meint. Ich habe das geheime Dossier dieses Anwalts Matthias Liebknecht an meinen durchlauchtigsten Churfürsten gelesen. Erschütternd, welch infamen Lügen er aufgesessen ist. Man wird ihn wohl bremsen müssen.« In Buirmanns Worten lag unverhohlene Freude, denn er hoffte, nun endlich Gelegenheit zu haben, wirksam gegen seinen Widersacher vorgehen zu können.
»Es geht nicht um Liebknecht, Bruder. Für ihn ist gesorgt. Man hat ihn auf eine lange Reise nach Italien geschickt. In Rom wird man Mittel und Wege finden, ihn zum wahren Glauben zurückzuführen. Er ist weniger gefährlich als sein Helfershelfer, dieser Jesuit Maurus van Leuven.«
Überrascht sah Buirmann auf. Maurus van Leuven? Was konnte dieser kleine Gelehrte schon ausrichten?
»So hört denn, Bruder«, fuhr der Mann mit der Goldkette fort, »Ihr müsst van Leuven aufhalten! Unter keinen Umständen darf er auch nur einen einzigen Beweis für die Echtheit des Vermächtnisses jener Sophie von Limburg herbeischaffen! Ihre Anhängerschaft hat vor 400 Jahren schon genug Unheil angerichtet.«
»Wie soll ich denn vorgehen?«, warf Buirmann ein.
»Wenn Ihr wisst, dass Liebknecht nach Italien reist, dann wisst Ihr auch, dass van Leuven nach Villers-la-Ville reist.«
»Soll ich ihn etwa verfolgen und töten? Ich bin kein Mörder, müsst Ihr wissen. Das ist nicht meine Profession!«
Die Stimme des Mannes mit der Goldkette wurde noch unerbittlicher.
»Seid Ihr Euch da so sicher, Bruder, dass Ihr kein Mörder seid?« Betretenes Schweigen füllte für einige Momente das Gewölbe.
»Ich kann Euch beruhigen, Bruder, auf Verfolgungsjagd müsst Ihr nicht gehen. Jedoch solltet Ihr alles, was hier geschieht, genauestens im Auge behalten. Vernichtet alles, was Euch notwendig erscheint, um die Wahrheit über dieses Dokument unter allen Umständen verborgen zu halten. Der Bestand der heiligen Mutter Kirche ist in höchster Gefahr! Und auch Rom und der Heilige Vater! Da reichen ein paar Vaterunser und Ave Maria nicht aus, um unsere Kirche zu schützen. Daher haben wir Euch ausersehen und jetzt ins Vertrauen gezogen, Bruder. Ihr erscheint uns zum Bekämpfen des Bösen am geeignetsten. Euer juristischer Verstand und besonders Eure Erfahrung in der Vernichtung von Hexen und Zauberern ist uns nicht verborgen geblieben. Seid Euch unserer Unterstützung gewiss! Was immer Ihr braucht, lasst es uns wissen und es wird Euch gewährt.«
»Wie kann ich Kontakt mit Euch aufnehmen?«
»Stellt ein Licht im Dachfenster Eures Hauses auf. Dann werdet ihr umgehend Hilfe erhalten ... Ach ja, Ihr solltet auch noch wissen, dass gegen ein Mitglied der Johannisbruderschaft zu Cölln ein Prozess geführt wurde. Vielleicht solltet Ihr die Unterlagen einsehen und dann entscheiden, was damit zu geschehen hat. Nur einer dieser Ritter hatte überlebt, ein gewisser Heinrich von Sayn. Selbst dem legendären Konrad von Marburg gelang es nicht, ihn zu Fall zu bringen. Im Gegenteil, Konrad starb später selbst durch Mörderhand. Also seid auf der Hut, Bruder. Das Böse lauert immer und überall.«
»Ich habe verstanden«, sagte Buirmann. »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
»Nein. Doch Ihr werdet noch einige Zeit hier verweilen, bis wir nacheinander diesen Raum verlassen haben. »Wir wollen nicht zusammen gesehen werden, so dass auch nicht der geringste Verdacht bei unserem geliebten Churfürsten erregt wird.«
Buirmann lächelte still in sich hinein und fragte dann: »Habt Ihr Angst vor Spionen?«
»Ich sagte Euch bereits, Bruder, das Böse lauert überall und der Teufel hat vielerlei Gestalten. Nehmt Platz und wartet, bis wir gegangen sind. Unser Knecht wird Euch dann als Letzten hinauslassen.«
»Aber was ist mit ihm, er hat mich doch gesehen?«, warf Buirmann ein und beobachtete den Mann mit der Goldkette sehr aufmerksam. Er hatte das sichere Gefühl, dass sich das Gesicht seines Gegenübers unter der Maske zu einer hässlichen Grimasse verzog.
»Macht Euch um ihn keine Sorgen. Ein Wort nur und er ist des Todes.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren und ohne jeden Gruß ging der Mann mit der Goldkette jetzt auf die
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