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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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vervollkommnen. Mit erstaunlicher Wissbegier und beinahe unheimlich anmutendem Lerneifer studierte er die in der Bibliothek gesammelten Texte, Berichte, Dokumente, epische Darstellungen, Romane, Skizzen, Notizen, einfach alles, was zu diesem Thema in San Juan de la Peña aufbewahrt wurde. Im Nebensaal befanden sich neben Bruder Jakob noch weitere Mönche, die mit dem Studium alter Texte oder dem Anfertigen von Abschriften beschäftigt waren. Der Lesesaal war auch gleichzeitig das Scriptorium des Klosters, seine Schreibstube, in der sakrale und auch profane Texte handschriftlich dupliziert wurden. Juan Briz Martinez war ein Anhänger dieser alten Kunst und er liebte es, wenn Texte mit den zugeschnittenen Kielen von Vogelfedern und verschiedenen Tinten immer wieder abgeschrieben wurden, um sie so für die Nachwelt zu bereiten. Geschrieben wurde unter anderem mit Gallustinte, eine im Mittelalter gebräuchliche dokumentenechte schwarze Tinte, die aus Eisensulfat, Galläpfeln, Wasser und Gummi Arabicum hergestellt wurde. Manche Texte wurden mit Dornrindentinte geschrieben, die auf dem Papier eine rotbräunliche Färbung hinterließ. Sie wurde eigentlich am häufigsten verwendet, da sie eine ähnliche Wasserfestigkeit wie die Gallustinte besaß und die Lichtechtheit und Haltbarkeit der Rußtinte ebenfalls implizierte. Rußtinte bestand in der Hauptsache aus den Komponenten Wasser, Ruß und einem Exodat von Akazien, dem so genannten Gummi Arabicum.
    Als der Abt Bruder Jakob erreichte, lächelte er ihn freundlich an. Jakob unterbrach sein Studium, sah auf und lächelte zurück.
    »Morgen ist der Tag Eurer Abreise, Frater Jakob.«
    »Ja, ehrwürdiger Vater«, antwortete Jakob, blickte aber verlegen zur Seite.
    »Was ist, Bruder, quält Euch etwas?«
    »Wisst Ihr, ehrwürdiger Vater, ich glaube, ich habe hier in diesem Kloster gefunden, was ich immer suchte, wonach ich mich immer schon sehnte. Aber nichtsdestotrotz muss ich mein Versprechen, meine Pilgerschaft nach Santiago de Compostela, erfüllen. Ich hoffe, dass Ihr das versteht.«
    Juan Briz Martinez blickte Fra Jakob milde an.
    »Ich glaube, ich bin der Letzte, der dafür kein Verständnis aufbringen würde. Ein jeder Mensch ist in all seinen Entscheidungen frei. Und wenn Ihr es wünscht, Eure Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela fortzusetzen, um ihn zu einem glücklichen Ende zu bringen, dann habe ich nicht das Recht, Euch davon abzuhalten.«
    »Ich danke Euch recht herzlich, ehrwürdiger Vater, und ich gelobe auch zurückzukommen, um meine Studien zu beenden und zu vervollkommnen. Dieser Ort hier, wisst Ihr, ist für mich die Heimat, nach der ich mich schon immer sehnte.«
    »Das freut mich, Jakob, und darum hoffe und bete ich, dass Ihr eine gute Reise haben werdet und gesund zurück kommt.«
    Der Abt unterbrach sich selbst und machte eine kurze Pause. Jakob wagte es nicht, jetzt etwas zu sagen, denn er verstand, dass der Abt seine Gedanken sammeln musste.
    »Darf ich noch eine Bitte an Euch richten, Bruder?«
    »Aber ja doch, ehrwürdiger Vater.« Erwartungsvoll blickte Jakob auf den Abt von San Juan de la Peña nieder, denn er überragte ihn beinahe mit Haupteslänge.
    »Ich habe die Zeichen des Himmels gelesen, Bruder, und sie verheißen nichts Gutes. Ihr wisst, dass ich als Abt für das gesamte Kloster die Verantwortung trage, für die Menschen, die in ihm leben, und auch für die Güter, die in ihm aufbewahrt werden.«
    »Aber natürlich weiß ich das, ehrwürdiger Vater.«
    »Gut, dann werdet Ihr auch meine Bitte verstehen, auch wenn sie Euch zunächst seltsam erscheinen mag. Ich befürchte, dass große Gefahr auf uns zukommen wird. Darum sollten verschiedene Dinge in Sicherheit gebracht werden, insbesondere das Buch Walerans, das Ihr vor einiger Zeit in dieses Kloster brachtet. Diese Dinge sind zu wichtig, als dass sie dem Antichristen in die Hände fallen dürfen. Darum bitte ich Euch, gewisse Dokumente, die ich Euch anvertrauen werde, auf Eure Pilgerschaft mitzunehmen.«
    Erstaunt und mit weit geöffneten Augen blickte Jakob den Abt an.
    »Was glaubt Ihr, woher diese Gefahr kommt, ehrwürdiger Vater?«
    »Ich weiß es nicht genau, Jakob, aber ich spüre sie ganz deutlich.«
    »Wer um alles in der Welt sollte diesem heiligen Ort Schaden zufügen wollen?«, empörte sich Jakob.
    Juan Briz Martinez hob die Schultern.
    »Das weiß Gott allein. Aber ich vernehme seine Signale, dass uns allen die Gefahr droht. Darum muss ich Euch bitten, die höchsten Güter, die

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