Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
wir hier verwalten, mitzunehmen und vor den Feinden Gottes zu verbergen. Nur so kann sicher gestellt werden, dass auch Eure Studien eines Tages ihre Vollendung finden.«
Jakob schnappte nach Luft.
»Ich bin Euer Mann, ehrwürdiger Vater, egal, was kommen oder mir passieren wird. Ich bin Euer Mann.«
Juan Briz Martinez nickte zufrieden.
»Ich habe es gewusst, Fra Jakob. Ich wusste es von Anfang an, dass meine Wahl die richtige war.«
Einige Tage später verließ Frater Jakob das Kloster San Juan de la Peña in den Pyrenäen und begab sich auf die letzte Etappe seiner Pilgerschaft nach Santiago de Compostela. Aber Jakob ging nicht zu Fuß. Er war der Leiter eines Wagentrecks, der den großen Schatz des Klosters San Juan de la Peña nach Santiago de Compostela schaffen sollte.
Kapitel 9
Am Tag vor Himmelfahrt a. d. 1626
Bonn, churfürstliche Residenz
Verwundert schaute Matthias von seiner Schreibarbeit in seinem Bureau auf, als ihm Johann Schilling, der Sekretär des Churfürsten, höchstpersönlich die Nachricht überbrachte, dass seine Durchlaucht, Churfürst Ferdinand von Wittelsbach, Matthias’ Anwesenheit in Cölln am nächsten Tag erwarte, da seine Eminenz vorhabe, die Messe zu Christi Himmelfahrt höchstpersönlich im Dom zu zelebrieren. Der Churfürst erwarte anschließend seinen Advokaten zur Consultatio.
»Gut, gut, ich werde zu rechter Zeit im Dom sein«, entgegnete Matthias dem churfürstlichen Sekretär.
»Sehr wohl, Herr Commissarius«, entgegnete Schilling mit einer leichten Verbeugung, »ich werde es seiner Durchlaucht berichten.«
Daraufhin begann Matthias augenblicklich, seine Fahrt nach Cölln vorzubereiten und wurde dabei unverhofft von Maurus van Leuvens Eintreffen unterbrochen.
»Van Leuven, seid mir gegrüßt. Wir waren doch erst gegen Mittag verabredet?«, sagte Matthias.
»Liebknecht, ich fürchte, aus unserem Ausflug heute wird nichts«, antwortete Maurus sehr enttäuscht.
»Oh, weshalb denn?«
»Der Churfürst wünscht morgen meine Anwesenheit in Cölln.«
Matthias lächelte verschmitzt.
»So, dann können wir ja zusammen reisen! Der Churfürst hat auch mich nach Cölln beordert. Unser Ausflug könnte dann ja gewissermaßen doch noch stattfinden, der sollte uns nämlich nach Cölln führen.«
Erstaunt blickte Maurus auf.
»Ja, so packt denn einige Sachen für die Nacht ein und was Ihr sonst noch so braucht – und vergesst Eure Zeichnungen nicht! Wir können ja dann in St. Maria ad Gradus übernachten. Dort im Stift bin ich immer willkommen«, fügte Matthias hinzu.
Maurus’ Miene verfinsterte sich im selben Moment.
»Van Leuven, was ist denn jetzt? Ihr macht ein Gesicht als sei Euch gerade der Leibhaftige in Persona begegnet.«
»Muss es unbedingt St. Maria ad Gradus sein?«
Maurus’ Verlegenheit war nicht zu übersehen.
»Warum, welcherart Ursach hat Eure Verstimmung?«
»Ich war dort längere Zeit, nun ja, zu Gast«, antwortete Maurus kleinlaut.
»Ihr sprecht in Rätseln. Erklärt es mir! Aber bitte fasset Euch kurz, uns bleibt nicht mehr viel Zeit«.
»Nun, als ich damals das Vermächtnis des Münzmeisters und Notaren Johann Helman in den Kellerräumen des Domarchivs fand, machte Weihbischof Gereon von Gutmann daraus einen Fall speciali modo und ordnete gleichzeitig strenge Geheimhaltung an. Alle Schriftstücke wurden in das Stift St. Maria ad Gradus gebracht, das daraufhin zum Archivum secretum erklärt wurde. Die Räume, in denen die Fundstücke gelagert wurden, durfte ich nicht verlassen. Sie waren mir Wohnstatt und Gefängnis zugleich – für eine sehr lange Zeit.«
»Ah, nun verstehe ich Euch«, lächelte Matthias. »Dann müssen wir eben einen gemütlichen Gasthof für uns finden. Doch packt jetzt Eure sieben Sachen und lasst uns losfahren. Wir haben noch viel zu tun«, drängte Matthias weiter zum Aufbruch.
Sie verließen Bonn des Nachmittags in einer churfürstlichen Kutsche durch die Cöllner Pforte im Norden gelegen und fuhren vorbei am Kloster Dietkirchen mit seiner imposanten dreischiffigen Basilika. Vorbei an Wein- und Obstgärten, die die Landschaft prägten, führte sie ihr Weg nach Cölln. Kaum hatten sie das Kloster Dietkirchen passiert, frischte der Wind auf und trieb dunkle Wolkenfelder von Westen her auf das Rheinland zu, so dass der Himmel in kürzester Zeit vollkommen bedeckt war.
Misstrauisch blickte Maurus aus dem Wagenfenster und beobachtete den dunkler werdenden Himmel.
»Ein Unwetter zieht auf, Liebknecht.«
»Was stört Euch
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