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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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selbst. Doch in der vergangenen Nacht hatte ich wieder einen Traum und ich muss gestehen, dass ich ihn nicht das erste Mal hatte. Er war so aberwitzig und unwahrscheinlich, ja so unglaubwürdig, dass ich ihn verdrängt hatte. Doch jetzt belastet er meinen Geist und mein Gewissen.«
    »Erzähle mir davon, Schwester.«
    »Im Traum erschien mir eine Frau. Sie hatte drei Kinder, Ein Mädchen namens Tamar, die Erstgeborene. Ein Sohn folgte, Jesus, nach seinem Vater genannt, und sein jüngerer Bruder Josef, der das Geschlecht der Familie fortführen sollte. Ein riesiger, grausamer Drache erschien und bedrohte die Mutter mit ihren Kindern. Der Drache wollte sie alle verschlingen. Doch dann kamen ihr der Erzengel Michael und die Heerscharen des Himmels zu Hilfe. Dann erschien unser Herr Jesus Christ und sprach: „Du bist der Fels. Auf dir werde ich meine Kirche bauen.“ Dann erschien Philippus und sprach zu mir: „Der Soter liebt sie mehr als alle Jünger!“ Schließlich offenbarte sie sich selbst und sprach zu mir: „Die Frucht meines Leibes brachte eine Rose hervor aus dem Stumpfe Jesse.“
    Er nannte mich stets liebevoll Miriam, denn ich bin Miriam von Magdala und überbringe dir seine Botschaft. Er ist betrübt. Er ist betrübt über den Stand der Christenheit, betrübt über das Versagen der Kirchenoberen und lässt allen Christenmenschen sagen, dass sie seinen Zorn, den Zorn Gottes, herauf beschwüren, sollten sie nicht eine radikale Umkehr in ihrem Glauben vollziehen«, erzählte die Nonne von ihrem Traum.
    Schweigen. Der Beichtvater der Nonne musste sich ob des eben Gehörten erst einmal sammeln.
    »Pater, sagt, was hat das zu bedeuten?« Die Nonne schaute auf.
    Wieder Schweigen. Der Franziskaner, das Gesicht starr, dachte nach, wählte sorgsam seine Worte.
    »Ich fürchte, Satan versucht Besitz von dir zu ergreifen, indem er dir im Schlaf seine höllischen Dämonen entsendet, um dich zu verführen, seine gotteslästernden Visionen zu verkünden. Maria Magdalena ist eine Sünderin, eine Hure vor dem Herrn . Niemals hätte er . . . « Der Pater sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Gibt es noch mehr, was Du zu beichten hast?« Der Franziskaner beobachtete die Nonne scharf – keine Regung, nicht einmal ein Augenzucken!
    »Nein!«, antwortete sie fest und wusste, dass es eine Lüge war. Angst erfüllte ihr Herz und sie wagte nicht, dem Pater den Rest des Traumes zu erzählen.
    »Bereust du deine Sünden, deinen sündigen Traum?«
    Die Nonne nickte.
    »Ja, hier endet meine Beichte im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Ich bereue, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe, in Taten, Worten und Gedanken, dass ich gesündigt habe in meinen Träumen. Erbarme dich meiner, oh Herr.«
    »Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den heiligen Geist zur Vergebung der Sünden gesandt. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.«
    »Diese und alle meine Sünden tun mir von Herzen Leid, mein Jesus, Barmherzigkeit.«
    » Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine patris et filii et spiritus sancti – so spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Zur Buße bete einhundert Rosenkränze. Der Herr hat dir die Sünden vergeben. Geh hin in Frieden. Amen.«
    »Amen.«
    Der Franziskanerpater verließ die Sakristei und ließ die Nonne allein zurück. Augenblicklich füllten sich ihre Augen mit bitteren Tränen. Wie sollte sie ihren Wunsch erfüllen? Wie sollte sie nach Bonn gelangen und einen Teil ihres Vermächtnisses bergen? In einem Grab, unterhalb des Münsters?
    Niemals würde man ihr Glauben schenken, sie eher der Besessenheit bezichtigen oder Schlimmeres! Verzweifelt betete sie und bat Gott um Verzeihung.
    Einen Tag später erschien der churfürstliche Generalvikar Johannes Gelenius im Kloster Sankt Clara zu Cölln, nahm die Nonne Sophia Agnes von Langenberg in Gewahrsam und verbrachte sie am 28. Mai anno domini 1626 in die churfürstliche Burg nach Lechenich. Die Nachricht ihres Beichtvaters hatte seine Besorgnis erregt und den Generalvikar zum Handeln gezwungen. Für ihn stand außer Zweifel, dass Satan bereits die Träume der Klarissin beherrschte, dass sie den Beischlaf mit Satan, den Incubus, bereits vollzogen hatte und nun ein Wolf im Schafspelz war, eine Hexe im Nonnenkleid.

Kapitel 14
Liebknecht – Reise nach Frankfurt, Judengasse
    Der 27. Mai

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