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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Grinsen.
    Montag, 31. Mai a.d. 1626
    Die Worte Adolf von dem Bongarts klangen lange in Matthias nach, beunruhigten ihn sehr. War es nur blinder Glaubenseifer und Gehorsam gegenüber der Kirche? Oder steckte etwas anderes dahinter?
    Matthias’ Kutsche hatte Bingen verlassen und fuhr jetzt auf eine Rheinschleife zu. Am anderen Ufer des Stromes lag Eltville. Direkt am Rhein gelegen war die churfürstliche Burg mit ihrem imponierenden Wohnturm zu sehen. Hoch erhob sich der quadratische Bau, blendend weiß gekalkt. Oben wehte die Fahne des Mainzer Erzbischofs, Georg Friedrich von Greiffenclau zu Vollrads, einem der Erzkanzler des Kaiserreichs und in diesem Amte zuständig für die kaiserlichen Belange in deutschen Landen. Hinter Eltville lagen die herrlichen Weinberge des Rheingaus in der Morgensonne.
    Matthias nahm die wunderschöne Landschaft kaum wahr, denn wieder und wieder kehrten seine Gedanken zurück zum Gespräch mit Adolf von dem Bongart, ließen ihn einfach nicht zur Ruhe kommen.
    Gegen Mittag lies Matthias in Mainz rasten und danach mit einer Rheinfähre übersetzen.
    Am Nachmittag erreichte die churfürstliche Kutsche mit dem Advokaten Frankfurt, durch die Galgenpforte gelangte Matthias in die große, reiche Händlerstadt am Main. Die freie Reichsstadt war bekannt durch ihre vielen Warenmessen und auch durch die Buchmesse. Jetzt würde er die Stadt selbst erleben können.
    Beim Anblick der beiden Gehenkten am Galgen vor der Stadt bekreuzigten sich Matthias und sein Kutscher. Die beiden Delinquenten hingen offensichtlich schon seit mehreren Tagen dort, wilde Tiere hatten schon an den Leichnamen gefressen. Matthias entdeckte bei einem der Toten einen gelben Kreis auf dem Rock in Brusthöhe. Ein Judenring, registrierte Matthias betrübt und ließ sich zurück auf seinen Sitz fallen.
    Kaum hatten sie das Stadttor passiert, zog die lebendige Stadt Matthias in ihren Bann. Marktschreier, die wild gestikulierend ihre Waren feilboten, Hufschmiede, die ihre Arbeit auf dem Rossmarkt verrichteten, lenkten Matthias von allen zweiflerischen Gedanken ab. Zuerst erreichten sie den Rossmarkt, dem der Viehmarkt folgte. Pferde, Wagen und Zubehör aller Art wurden auf dem Pferdemarkt angeboten. Hufschmiede verrichteten ihre Arbeit, hatten mit Steinkohle Feuer entfacht, die von Knechten mit Hilfe von Blasebälgen aufgeheizt worden waren. Die Hufschmiede bearbeiteten Eisen und beschlugen damit die Hufe der Pferde. Der Viehmarkt war bunter, noch lauter. Hier wurde Federvieh angepriesen, dort feilschten Händler und Bauern um Bullen und Kühe, Fleischhauer boten frisch geschlachtete Schweinehälften an, Kinder hüteten Gänse und weiter hinten balancierten Frauen Eierkörbe mühsam durch die Menge.
    Schweigsam wie immer, doch sehr geschickt, lenkte Konrad Gropper die Kutsche durch die oft sehr engen Straßen und Gassen, manchmal auch mitten durch die quirligen Menschenmengen. Matthias hatte die Fahrkünste seines Kutschers bereits schätzen gelernt, war Gropper doch erst gestern sicher durch ein Unwetter gefahren, wobei er einem umstürzenden Baum rechtzeitig ausweichen konnte.
    Später erreichten sie das Bornheimer Tor, eines von drei Eingängen zur Judengasse. Das Ghetto grenzte an die Frankfurter Altstadt. Matthias wusste um die Judenstättigkeit, die Frankfurter Judenordnung von 1616, wonach nie mehr als 500 jüdische Familien dort wohnen durften.
    Die Judengasse erstreckte sich in einem Bogen verlaufend östlich der Staufenmauer, die die Frankfurter Altstadt von der Neustadt abgrenzte, kaum so breit, dass zwei Karren aneinander vorbei kamen. Auch war das Ghetto rundum von Mauern umschlossen. Anders als in der übrigen Stadt waren die Häuser in der Judengasse nicht durch Hausnummern, sondern durch verschieden bunte Schilder oder Warenzeichen gekennzeichnet.
    Matthias wies sich den Stadtwachen am Tor zur Judengasse als churcöllnischer Kommissar aus und konnte passieren.
    »Bedenket, Herr Commissarius: Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Tore geschlossen und Ihr müsst die Nacht unter diesem Pack verbringen«, bemerkte der Wachmann spitz.
    »Ich werde Euren Ratschlag gerne bedenken. Sehr freundlich!«, antwortete Matthias mit gespielter Heiterkeit. »Aber siehe Er zu, dass sein Wams bei meiner Rückkehr von den Flecken gereinigt ist und seine Stiefel geputzt sind. Anderenfalls wäre ich genötigt, seinem Herrn Meldung zu machen, dass ein Landstreicher sein Tor hütet«, konterte Matthias den Spott des Soldaten, nun schärfer

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