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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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Gestärkte weiße Spitzenkragen betonten die Schultern. Das Haar zierten feine Seidenbänder, Gold – oder Perlenschnüre. Hochsitzende Taillen wurden durch Seidenbänder betont. Die vornehme Blässe der gebleichten und weiß gepuderten Gesichter ließ manche der Damen maskenhaft unwirklich aussehen.
    Breite, mit Federn geschmückte Filzhüte zierten die Häupter der Männer, die zumeist neben Bärten schulterlanges Haar trugen. Die Hosen reichten bis unters Knie, darüber einen langen Überrock mit weißen Manschetten und weißem Kragen. Die Füße steckten entweder in Stulpenstiefeln oder vornehmen Schnallenschuhen.
    Westernach trug einen schwarzen Uniformrock mit dem typischen Kreuz des Deutschen Ordens auf der Brust. Den Hals zierte eine weiße Spitzenkrause. Dazu schwarze Beinkleider und braune Stiefel. Auf eine Kopfbedeckung hatte er verzichtet. Er trug seine hohe Stirn mit einem schmalen Haarkamm in der Mitte gerne zur Schau. Das scharfe Kinn und die kantigen Wangenknochen umrahmte ein schmaler, kurz geschorener Bart, der von einem ausladenden hochgedrehten Schnauzbart unter der schlanken Nase überschattet wurde.
    »Dieser Empfang findet jedes Jahr im Frühjahr statt«, erklärte Westernach Matthias. »Ein guter Brauch, um das Verhältnis zwischen dem Deutschen Orden und der Stadt Mergentheim und ihrer Bürger zu stärken.«
    »Verstehe«, kommentierte Matthias kurz und knapp, der sich bei dieser Menschenansammlung unwohl fühlte. Das vornehme Getue, die blasierten, höfischen Gespräche waren ihm schon immer ein Gräuel. Nicht, dass er grundsätzlich etwas gegen viele Menschen oder ein gutes Gespräch hatte. Das liebte er sogar. Aber unnützes Vertun von Zeit, inhaltlose, ja gar geistlose Gespräche, vornehmes Getue, wo Demut und Zurückhaltung angebracht gewesen wäre, waren für ihn der Anfang aller Dekadenz.
    Schließlich nahm sich Matthias ein Glas mit französischem Schaumwein, der immer mehr in Mode kam, und prostete höflich den anderen Gästen zu, während er das perlende Getränk notgedrungen trank.
    Der Hochmeister musterte ihn amüsiert, als Matthias der Duft des Perlweins in die Nase stieg und er niesen musste.
    »Mögt Ihr lieber etwas anderes, Liebknecht?«
    Matthias lächelte verlegen.
    »Ehrlich gesagt, wäre mir ein trockener Rotwein wesentlich genehmer.«
    Westernach winkte einen Lakaien heran und orderte Badischen Rotwein. Kurz bevor die Tafel eröffnet wurde, erschien noch ein weiterer Kleriker, dessen Eintreten Westernach mit einem huldvollen Lächeln wahrnahm.
    »Gelobt sei Jesus Christus, Pater«, begrüßte der Hochmeister den Mönch freudig. »Liebknecht, darf ich Euch einen ganz besonderen Freund vorstellen? Das ist Pater Eberhard vom hiesigen Dominikanerkonvent. Pater Eberhard, das ist der chur-cöllnische Commissar Matthias Liebknecht.«
    »Ich freue mich, einen solch berühmten Mann kennenlernen zu dürfen. Gelobt sei Jesus Christus, Commissarius.«
    »Gelobt sei Jesus Christus, Pater. Aber wieso berühmt? Man scheint hier mehr über meine Persona zu wissen als ich zu glauben vermag!«, stellte Matthias fragend fest.
    Der Mönch lächelte huldvoll, verbarg seine Hände in den weiten Ärmeln des Habitus, seines Gewandes.
    »Es mag wohl an den Flugschriften liegen, den Zeitungen, die immer häufiger die Nachrichten von Ort zu Ort tragen. Neulich erst brachte sie mir ein Ordensbruder aus den rheinischen Landen mit. Danach habt Ihr einen gefährlichen Dieb und Mörder zur Strecke gebracht. Ein Abenteuer, das Euch quer durch Europa führte. Ihr müsst mir davon berichten. Ich bin neugierig, die Geschichte aus Eurem Munde zu hören.«
    »Dann trifft es sich ja gut, dass Liebknecht Euer Tischnachbar ist. Darf ich jetzt die Herren zu Tisch bitten?«, griff der Hochmeister ins Gespräch ein.
    Während sie zu Tisch schritten, flüsterte Westernach Pater Eberhard etwas zu. Dieser nickte nur stumm.
    Als sie gerade Platz nehmen wollten, stieß Pater Eberhard Matthias’ Weinglas um.
    »Oh verzeiht, Commissarius. Ich bin doch ein ungeschickter Tölpel«, entschuldigte sich der Mönch sofort. »Hier, nehmt, damit könnt Ihr Eure Hosen trocknen«, reichte ihm der Pater seine Serviette.
    »Es ist nicht so schlimm, Pater. Es ist doch gar nichts passiert«, entgegnete Matthias.
    »Doch, doch. So was ist beinahe unverzeihlich. Erlaubt mir, dass ich Euch einen neuen Pokal Wein hole.«
    Noch ehe Matthias dagegen protestieren konnte, entfernte sich der Pater, um kurz darauf mit einem neuen Pokal

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