Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Rotwein zurückzukehren.
»Sehr freundlich«, dankte Matthias verlegen und bemerkte dabei nicht das Augenzwinkern, das Pater Eberhard dem Hochmeister zuwarf.
»Auf Euer Wohl«, erhob der Pater sein Glas, um mit Matthias anzustoßen.
»Ist es wirklich wahr, dass Ihr bei dieser Hatz eine spanische Edelfrau gerettet habt?«, fragte der Pater neugierig.
»Ich glaube, das kann man so sagen.«
»Aha, das stelle ich mir amüsant vor.«
»Amüsant kann man wohl nicht sagen, es war eher eine Angelegenheit auf Leben und Tod, die nur Dank des beherzten Eingreifens eines anderen Bruders für mich und die Edelfrau gut ausging.«
»Das hört sich sehr spannend an, wirklich. Ihr solltet später einmal darüber ein Buch veröffentlichen.«
Beinahe hätte Matthias geantwortet, dass er bereits dabei sei, einen Roman zu verfassen. Jedoch bremste ihn noch irgendetwas im letzten Moment und er fragte sich, warum er das gerade erzählen wollte.
»Wie hat sich das Ganze denn zugetragen? Ihr dürft nichts auslassen! Erzählt uns bitte das Abenteuer.«
Wieder erhob der Mönch sein Glas, um mit Matthias anzustoßen. Unmerklich ließ sich Matthias nach und nach dazu verleiten, die Geschichte zu erzählen. Nur mit Mühe sparte er den Teil aus, als sie das Buch Walerans gefunden hatten, das die gesamte Genealogie des Gralsgeschlechtes enthält, das Buch der Abstammung.
Zu vorgerückter Stunde und nach dem Mahl erhob sich Matthias.
»Verzeiht, meine Herren. Aber ich glaube, ich habe ein wenig zu viel des guten Weins genossen. Ihr erlaubt, dass ich mich zurückziehe.«
»Aber natürlich, Liebknecht«, antwortete der Hochmeister freundlichst und winkte einen Hausdiener heran, dass er Matthias in sein Gemach begleite.
»Nun, lieber Freund?«, wandte sich Westernach an den Pater, als Matthias gegangen war. Pater Eberhard huschte ein verschlagenes Lächeln über das Gesicht.
»Es wirkt, alter Freund. Nehmt dies Fläschchen hier und sorgt dafür, dass er morgen davon jeweils fünf Tropfen in sein Getränk bekommt. Morgen Abend werde ich ihn dann abholen.« Jetzt grinsten beide Männer hinterhältig.
Noch in der darauf folgenden Nacht studierte Hochmeister Johann Eustach von Westernach die Folianten, Kopiale und Bücher, die Matthias bestellt hatte. Immer wieder zog er aufmerksam die Augenbrauen hoch, manchmal pfiff er leise durch die Zähne. Langsam verstand er Liebknechts Interesse an den Unterlagen. Und da war noch die Geschichte um das Gralsgeheimnis, die der Anwalt mehr oder weniger ungewollt ausgeplaudert hatte. Es passte alles zusammen und formte sich zu einem Bild. Wenn Adolf von dem Bongart, der Komtur der Deutschordensballei Coblentz, Recht behielt, dann waren sie bald im Besitz eines mächtigen Instruments, dann war der Deutsche Ritterorden wieder zur alten Stärke erwachsen und als Hüter des Glaubens nicht mehr wegzudenken. Johanniter, Malteser, alle würden sich in Ehrfurcht vor den Rittern mit dem weißen Mantel und dem schwarzen Kreuz verneigen.
Mit heftigen Kopfschmerzen erwachte Matthias am nächsten Morgen. Es kam ihm so vor als wäre sein Kopf ein einziger Bienenschwarm. So wankte er, mit den Händen die Schläfen reibend, zur Waschschüssel, die auf einer Kommode an der Wand vor dem Bett stand. Aus einer bereit stehenden Kanne goss er sich Wasser ein, das er sich mit beiden Händen ins Gesicht schaufelte. Matthias’ stützte sich auf der Kommode ab und betrachtete sich im Spiegel.
Sein Gesicht kam ihm alt, grau und fremd vor. Gottlob trug er keinen Bart, man hätte ihn damit jetzt wohl für einen Greis gehalten. Verdammt schwerer Wein, ging es ihm durch den Kopf, während er den Nacken massierte.
Einige Zeit später traf er Bodo von Stockhausen, der schon in der Bibliothek auf ihn wartete.
»Ihr solltet vielleicht den gleichen Wein verdünnt mit Wasser trinken. Mir hilft das immer!«, kommentierte der Bibliothekar Matthias’ Kopfschmerzen.
»Meint Ihr? Dann besorgt mir etwas von diesem Fusel und einen Krug Wasser.«
»Sehr wohl, Commissarius. Ähm, die gewünschten Unterlagen liegen bereits auf dem Tisch.« Stockhausen deutete auf einen weiteren Stapel Unterlagen, der auf dem Tisch lag.
Dann verschwand er, um Liebknecht Wein und Wasser zu besorgen. Bevor er die Bibliothek wieder betrat, träufelte er unbemerkt fünf Tropfen der klaren Flüssigkeit, die sich in dem Fläschchen befand, das ihm der Hochmeister zugesteckt hatte, in den Becher für Matthias.
»Ich werde Euch Wein und Wasser mischen«, bot er
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