Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Inquisitors. Der Graf legte darauf seine Rechte auf die Schultern des Ritters und sagte: »Wilfred vun de Lynde, ich danke Euch für diese Nachricht und seid vergewissert, dass ich es nicht bereue, Euch als Knappe aufgenommen und zum Ritter ausgebildet zu haben. Ihr seid mir von allen meinen Getreuen der Treueste. Tragt von nun an den Namen Leeve Kneht.«
So erfuhr ich denn vom Tode Magister Konrads, eines unserer Getreuen.
Mein Herr, entsprechend Eurem Ratschluss wurde der Leichnam Konrads neben der Landgräfin Elisabeth von Thüringen in der Hospitalkirche des Ordo Teutonicus zu Marburg beigesetzt.
Es ist zwar bedauerlich, doch muss ich abschließend feststellen, dass Magister Konrad an den Folgen eigener Verblendung starb. Auch er war leider vom rechten Weg abgekommen. Durch das Urteil des Heiligen Vaters, das uns leider jetzt erst erreichte, scheint Konrads Tod jedoch gerechtfertigt zu sein. Hat doch der Papst selbst über die Vorfälle in den deutschen Landen gesagt: »Wir sind erschüttert, dass Ihr ein so unerhörtes Gerichtsverfahren so lange bei Euch geduldet habt, ohne uns hierüber längst benachrichtigt zu haben«, und er weiter fortfuhr: »Wir entziehen hiermit dem Magister Konrad von Marburg alle ihm von uns verliehenen Vollmachten und erklären alle seine rechtswidrigen Handlungen für nichtig. Ein solches Elend, wie Ihr uns geschildert habt, dulden wir nicht!«
Man sollte Graf Heinrich weiterhin beobachten, dennoch glaube ich nicht, dass er nochmals vom rechten Pfad abkehrt. Vielmehr sollten wir auf der Hut sein vor jenem Templer, der – wie ich in Erfahrung bringen konnte – ein Findelkind des Caesarius von Heisterbach ist und von ihm in den ersten Jahren aufgezogen und ausgebildet wurde. Weiter konnte ich in Erfahrung bringen, dass jener Caesarius von Heisterbach begleitete, als dieser als Chronist am Kreuzzug gegen Bézier beteiligt war. Zudem wurde mir eine Mär zugetragen, dass jener Knabe an der Gründung der Johannesritterschaft nachhaltig beteiligt war. Man muss ihn daher weiter beobachten, um das dunkle Geheimnis seiner Seele zu ergründen. Damit schließe ich meinen Bericht und grüße Euch in tiefster Demut und wünsche Euch Gottes Segen, mein Hochmeister, Euer zutiefst ergebener …
Matthias starrte auf das Papier. Die Unterschrift des Berichterstatters konnte er nicht lesen. Dennoch verschlug ihm der Bericht beinahe die Sprache. Minutenlang saß er still da und starrte auf das Pergament, bemerkte nicht, wie Bodo von Stockhausen ihn argwöhnisch beobachtete. Dann drehte er sich langsam zu Bodo um, erhob sich und wankte. Benommen faste er sich an den Kopf. Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimme des Bibliothekars.
»Commissarius, fehlt Euch etwas? Geht es Euch nicht gut?«
Matthias merkte, wie ihm die Zunge schwer wurde. Er versuchte, etwas zu sagen.
»Mir ist ... Ich fühle mich so ... Was geschieht mit mir?«
In der Abenddämmerung verließ ein Karren das Schloss des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim und hielt auf das Konvent der Dominikaner zu.
Kapitel 23
Die geheime Bruderschaft
Abtei Villers, 8. Juni a.d. 1626
Maurus glaubte, gerade erst eingeschlafen zu sein, als er durch lautes Pochen an seiner Zellentür geweckt wurde. Es war noch dunkel, nur das fahle Licht des Mondes, das durch das kleine Zellenfenster in den engen Raum fiel, spendete ein wenig Licht.
»Was gibt’s denn?«, rief Maurus unwirsch.
»Bruder, die Glocke hat zum Vigil geläutet. Bedenket den Psalm 119: Ich lobe dich des Tags siebenmal und mitten in der Nacht stehe ich auf, um dir zu danken, oh HERR «, antwortete eine Stimme von draußen.
»Ich komme«, murrte Maurus, dem schlagartig bewusst wurde, dass er sich in einem Zisterzienserkloster befand, in dem vor der Laudes die Vigil gebetet wurde. Es mochte wohl gegen zwei Uhr in der Frühe sein. Müde schlurfte er in die Kirche, in der alle versammelt waren, selbst der missbrauchte Novize war anwesend, Maurus’ Blick verlegen ausweichend. Der Jesuit nahm seinen Platz ein und der Prior eröffnete das Stundengebet mit einem Vaterunser, das Glaubensbekenntnis und Psalmen sowie Lobgesänge auf den Herrn folgten unmittelbar, nach dem Gloria in Excelsis Deo endlich das Schlussgebet. Keiner der Mönche sprach danach ein Wort, doch warf man Maurus verstohlene, misstrauische und auch neugierige Blicke zu. Während sich die Fratres in den Kapitelsaal zurückzogen, um dort geistliche Texte zur Erbauung zu lesen, ging Maurus auf den Prior, Pater Lambert,
Weitere Kostenlose Bücher