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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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nicht als habgierig und machtlüstern. Hatte er sich doch selbst zur Genüge gegen Intrigen zu wehren. Und betrachtete er dieses Zisterzienserkloster bei rechtem Lichte, so war es ein Hort des Lasters und der Sünde. Ein Sündenpfuhl. Wie konnte Gott zulassen, dass an diesem heiligen Ort derartiges geschah? Und warum hatte er ausgerechnet ihn, Maurus van Leuven, hierher geführt?
    Für einen kurzen Augenblick dachte er an nichts mehr, klärte seinen Geist, beugte sich nach vorne, um sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Da lagen sie vor ihm, die Aufzeichnungen jenes Arnulf van Leuven, der in dieser Zisterzienserabtei einstmals Abt gewesen war. Er nahm das erste Blatt und las, was darauf geschrieben stand:
    Die nachfolgenden Aufzeichnungen hinterlasse ich meinen Brüdern und Schwestern in Christo und beurkunde und bezeuge, dass ich nichts von alledem erfunden und dem, was mir wahrheitsgetreu zu Ohren gekommen ist, hinzugefügt habe. Genauso wenig habe ich Dinge verschwiegen.
    Anlass meiner jetzigen Aufzeichnungen ist der Besuch eines Freundes und Glaubensbruders aus der Abtei Heisterbach bei Bonn. Er berichtete mir von wundersamen als auch unglaublichen Vorfällen, die sich dort zugetragen haben und am Magdalenentag, dem 22. Juli 1220, in der Zerstörung eines Gotteshauses bei den 13 Linden gipfelten.
    Maurus riss die Augen auf und schreckte zurück. Caesarius von Heisterbach hatte sich offenbar doch noch jemandem anvertraut, nicht alles in seinem geheimen Tagebuch war offensichtlich so geheim gewesen. Wie sonst konnte Arnulf van Leuven Kenntnis von jenen Dingen erhalten haben? Maurus’ Bedenken, ob er das Richtige tut, waren nun vollends wie vom Winde verweht. Seine Neugier war geweckt und so machte er sich daran, die nächsten Zeilen und Seiten akribisch zu studieren.
    Nach Caesarius’ Berichten bin ich versucht zu glauben, dass die Rheinischen Lande mehr ein Ort der Sünde und des Lasters denn ein Ort Gottes sind. Erzbischöfe, die Ketzern und Juden Schutz gewähren, die sich mit Reliquienhandel Berge von Gold anhäufen und die durch Verrat an Gott, einem Pakt mit dem Teufel gleich, zu hohen Würden aufsteigen, um sich dann mit einem weiteren Verrat an Freunden den heuchlerischen Anschein der Barmherzigkeit zuzulegen, um von den eigenen Verfehlungen abzulenken. Mord wurde durch Mord gesühnt.
    Der, von dem ich hier rede, ist niemand geringeres als Engelbert I., Erzbischof von Cölln, der wiederum von seinem Vetter Friedrich von Isenberg verraten und sodann ermordet wurde. Friedrich von Isenberg wurde dafür im Jahre des Herrn 1226 am 14. November zu Cölln gerädert und gevierteilt. Mein Bruder in Christo, Caesarius von Heisterbach, berichtete mir, dass er keinen Laut ausstieß, als seine Arme und Beine und der Rücken mit dem Beil zerteilt wurden, so dass sich alle Würdenträger als auch das umherstehende gaffende Volk wunderten. Doch sind mir ebenso wahr weitere Dinge zu Ohren gekommen, die diesen wundersamen Vorgang wohl erklären können. Denn mit Friedrich von Isenberg starb ein reuiger Sünder, der seine Sünden erkannt hatte, bereute und um der Liebe willen versuchte, Gnade vor den Augen des Herrn zu erlangen, der sich dafür Kaiser und Papst offenbarte und von Engelberts teuflischer Macht und Plänen berichtete. Doch so wie Mord den Mord bestraft, bestraft Verrat den Verrat. So war denn letztendlich der Tod aller in diesem Spiel des Teufels gerechterweise vor den höchsten Richtertisch getreten, um Gnade vor den Augen des Herrn zu erlangen. Arme Sünderin! So vertraute sich mir, ihrem Beichtvater und Freund, Gemahlin Sophie von Limburg an, die kurz nach dem Tode ihres geliebten Gatten Friedrich an gebrochenem Herzen erkrankte und ihm noch vor Weihnachten im Jahre 1226 nach der Fleischwerdung des Herrn in die Ewigkeit folgte. Bedauerlich, dass sie starb, noch bevor sie ihr Vermächtnis mit ihrem Zeichen und ihrem Siegel versehen konnte.
    »Ja, ist es denn möglich!« Maurus’ Wangen glühten vor Erregung und er sprang auf und ging einige Schritte hin und her. Dabei kaute er vor Erregung auf dem Zeigefinger seiner rechten Hand. Sollte das Vermächtnis der Sophie von Limburg, das man Churfürst und Erzbischof Ferdinand von Cölln zugespielt hatte, möglicherweise eine Fälschung sein? Der Verdacht lag nahe! Doch andererseits stellten die Aufzeichnungen Arnulf van Leuvens in Maurus’ Augen eine sensationelle Offenbarung dar. Seltsame Dinge, Macht und Ränkespiel, Reliquienhandel, der die Taschen mit Gold

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