Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
füllte! Was würde sich ihm noch offenbaren? Maurus eilte zurück zu den Schriftstücken.
Angesichts meines nahenden Endes möchte ich Zeugnis ablegen vor Gott und den Menschen und wahrhaft wiedergeben, was der eigentliche Grund für die Fehde zwischen meinem geliebten, durch Henkershand gemeuchelten Gatten, Friedrich von Isenberg, und seinem Vetter, Graf Engelbert von Berg, Erzbischof zu Cölln, war. Beurkundet und bezeugt wird mein Vermächtnis durch meinen lieben Freund und Beichtvater Arnulf van Leuven aus dem Kloster Villers. Wenngleich auch die Nachwelt glauben mag, dass es bei dem Streit zwischen Friedrich und Engelbert um die Beschwerden der Äbtissin von Essen ging, die Friedrich vorwarf, seine Rechte auszunutzen, so war es doch tatsächlich, und ich schwöre es insbesondere bei dem Leben meiner Tochter Maria Magdalena, ein ander Ding, was zum Streit zwischen diesen beiden im Grunde wunderbaren Menschen führte. Eigentlich sollte ich nicht wissen, was es mit diesen Dingen auf sich hat, Friedrich hat nie darüber gesprochen. So erinnere ich mich noch gut daran, dass er eines Abends zu mir sagte, dass das Ding Engelbert verändert habe. Friedrich hielt Engelberts Veränderung für so schwerwiegend, dass er wegen des Dings sogar zum Kaiser und schließlich zum Papst reiste und um Hilfe nachsuchte.
Voll guter Hoffnung kehrte er von seiner Reise ins ferne Italien zurück und lud einige Getreuen, die sich die Johannisritter von Cölln nannten, zu einem großen Fest nach Hattingen ein. Auch Engelbert, der Großmeister der Bruderschaft, sagte sein Kommen zu. Es sollte eine große Feier werden zum Angedenken an die glückliche Heimkehr all derer, die die Schlacht um Bèzier am Magdalenentag, dem 22. Juli im Jahre des Herrn 1209 unversehrt überstanden hatten. Engelbert zelebrierte eine Messe und nahm anschließend ebenso ausgelassen an dem fröhlichen Treiben teil. Was dann geschah, kann ich nur so erklären: Ich liebte meinen Gatten so sehr, dass ich bereit war, alles für ihn zu tun, um Schaden von ihm abzuwenden. Dazu sei gesagt, dass sich die Äbtissin Adelheid des Reichsstifts Essen sehr wohl mit Erfolg an Kaiser und Papst gewandt hatte. So ordnete er am 1. März im Jahre des Herrn 1221 an, dass Engelbert dafür Sorge zu tragen habe, dass sich alle Vögte, die Engelbert unterstanden, mit den ihnen von alters her zukommenden Einkünften zufrieden zu geben hätten. Dieser Befehl des Papstes verfehlte seine Wirkung nicht, stärkte aber auch gleichzeitig wiederum Engelberts bisherige Macht und löste in ihm weitere Machtgier aus. Doch letztendlich scheiterte jedweder Versuch, alle Angelegenheiten friedlich zu regeln. Mein geliebter Friedrich lehnte sogar einen hohen Geldbetrag ab, der ihm seitens Engelbert angeboten wurde.
Darum trafen sie sich, die einstigen Verbündeten, um noch einmal dessen zu gedenken, wozu sie sich verpflichtet hatten. Aber Engelbert erklärte ihnen, dass er vorhabe, einen Landtag einzuberufen und notfalls alle weltlichen Grafen und Edlen durch kirchliche Ministeriale zu entmachten, falls sie seinen Forderungen nicht nachkamen. Dazu sei er laut Befehl des Papstes befugt.
Friedrich und die übrigen Ritter, unter ihnen auch Heinrich III. von Sayn, wollten die Bruderschaft nicht in einem Streit enden lassen. Darum versprachen sie Engelbert, die Angelegenheiten nochmals wohlwollend zu überdenken.
Mir war jedoch klar, dass es ihnen niemals einzig und allein um wohlwollende Überlegungen ging. Darum beschloss ich, meinen geliebten Gatten vor der drohenden Gefahr zu beschützen und prostituierte mich, Maria Magdalena gleich, vor Engelbert. Ich wollte wissen, um was für ein Ding es sich handelte, das ihm solche Macht verlieh, dass Friedrich und die Anderen daran hinderte, über ihn herzufallen. Ich war fest entschlossen, das Geheimnis zu lüften. Und so bot ich mich ihm nach einigen Bechern Wein heimlich an. Doch er verlachte mich, wies mich zurück. Er drohte mir sogar, mich vor Friedrich bloßzustellen. Traurig und beschämt zog ich mich zurück. Doch später dann, schon tief in der Nacht, suchte er mich auf, berauscht vom Wein, und nahm sich dann mit Gewalt das, was ich ihm zuvor angeboten hatte und jetzt verwehren wollte.
Als ich bemerkte, dass diese furchtbare Tat nicht ohne Folgen geblieben war, gestand ich diese Schandtat meinem Gatten. Friedrich war außer sich vor Zorn, beschimpfte mich und sagte, ich wisse gar nicht, was ich da angerichtet habe. Aber genauso traf sein Zorn auch
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