Das Geheimnis der rotgelben Spinne
Stein, der keiner war. Dann schlichen sie sich zum Ausgang der Höhle zurück und saßen gleich darauf wieder neben den Resten ihres Picknicks, als ob nichts gewesen wäre.
„Ich glaube, du hast dich getäuscht“, sagte Tina nach einer Weile. „Es ist doch alles totenstill!“
„Schon möglich. Aber die Schritte kamen ja aus dem Inneren des Berges.“
„Vielleicht gibt es einen zweiten Zugang zum Schacht?“
„Das muss wohl so sein. Oder jemand hält sich da unten versteckt und wartet darauf, dass wir weggehen“, meinte Tini.
„Dann sollten wir das tun. Und uns in der Nähe so verstecken, dass wir den Ausgang der Höhle im Auge behalten können.“
„Stimmt. Kommt!“
Tobbi packte Thermosflasche, Butterbrottüten und Taschenlampe in den Rucksack und ging als Erster den Pfad entlang. Der Regen hatte aufgehört, aber der Weg war jetzt sehr glitschig. Nasses Gras und Gestrüpp schlug ihnen um die nackten Beine, sodass sie all ihre Aufmerksamkeit auf ihre Füße richteten und das Unheil, das ihnen von oben drohte, nicht bemerkten.
„Vorsicht, Tobbi!“, schrie Tina plötzlich.
Tobbi blieb stehen. Dicht vor ihm prasselte ein Sturzbach von Steinen herunter. Jetzt krachten auch hinter Tini Felsbrocken zu Boden.
„Verdammt! Drückt euch dicht an die Felswand!“, rief Tobbi. „Wir müssen abwarten, bis alles ruhig ist. Und dann laufen wir einzeln zum Steinwall hinüber.“
Vorerst war allerdings daran nicht zu denken. Immer neue Gesteinsbrocken stürzten von der Höhle herunter, es war wie ein kleines Erdbeben. Mit blassen Gesichtern drückten sich die drei Freunde eng an die Felswand.
Endlich wurde es still.
Sie warteten noch eine Weile, dann machte sich Tobbi als Erster auf den Weg. Geduckt rannte er auf den Steinwall zu, kletterte hinauf und machte den Mädchen ein Zeichen ihm zu folgen. Nichts hatte sich gerührt, als Tina und Tini atemlos an der Mauer ankamen und wie die Wiesel hinüberkletterten.
„Geschafft!“
„Das war vielleicht ein Schock!“
„Das war bestimmt der Regen, der hat den Steinschlag ausgelöst. Mann, ich dachte, mir bleibt das Herz stehen, als dieser riesige Brocken da auf Tobbi zusegelte!“, gestand Tina.
„Also, für heute habe ich genug von Bergabenteuern“, sagte Tobbi. „Ich schlage vor, wir gehen zurück zur Hütte und feiern unsere Rettung mit einem Super-Essen!“
„Genau das habe ich auch gerade gedacht!“ Tina seufzte tief und sehnsüchtig bei dem Gedanken an einen riesigen Pfannkuchen, mit Marmelade gefüllt.
„He! Geht in Deckung!“, zischte Tini aufgeregt. „Schnell! Macht schon!“
Mit einem Satz waren sie hinter einem Steinhaufen verschwunden. Nichts rührte sich, aber Tini starrte angestrengt in die Höhe.
„Was ist eigentlich los?“, flüsterte Tina.
„Schaut mal da rauf! Auf den Felsen, oberhalb der Höhle! Da bewegt sich was!“
„Noch eine Steinlawine? Jetzt sind wir ja zum Glück in Sicherheit“, sagte Tobbi. „Deshalb müssen wir uns doch nicht verstecken!“
„Das ist keine Steinlawine...“
„Sieht aus wie ein großes, dunkles Tier!“, murmelte Tina. „Glaubt ihr, dass es hier oben noch wilde Bären gibt?“
„Das ist kein Tier!“, widersprach Tini. „Schau doch hin!“
„Ich glaube, ich spinne! Ein Mann! Das ist doch... das ist doch unser Ziegen-Wasti, der da rumkriecht!“
„Du hast Recht“, sagte Tobbi überrascht. „Wie ein Affe turnt der da auf dem Felsen rum! Ganz schön gefährlich. Was treibt er da?“
„Jetzt nichts mehr“, sagte Tini geheimnisvoll. „Jetzt wartet er nur darauf, dass wir weit genug weg sind, damit wir ihn nicht entdecken.“
„Warum denn? Der braucht sich vor uns doch nicht zu fürchten.“ Tobbi schüttelte mitleidig den Kopf. „Harmlose, friedliche Touristen, die wir sind.“
„Ganz recht.“ Tini sah ihn gespannt an. „Aber woher weißt du, dass er auch so harmlos und friedlich gesinnt ist? Es ist doch merkwürdig, dass er uns vor zwei Tagen vor den rächenden Geistern der Toten gewarnt hat und heute, während wir uns in der Höhle aufhalten, ein paar Meter über uns halsbrecherische Klettertouren unternimmt. Warum wohl?“
„Du meinst...?“ Tina blieb vor Überraschung der Mund offen stehen.
„Genau! Ich meine, der Steinschlag ist nicht durch den Regen ausgelöst worden, sondern jemand hat ihn mit voller Absicht inszeniert. Man wollte uns mit diesem Schauspiel einen solchen Schrecken einjagen, dass wir uns nie wieder hier in die Nähe trauen!“
„Tini Superhirn,
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