Das Geheimnis der rotgelben Spinne
ich einen Bärenhunger. Gehen wir erst mal in den Gasthof.“
„Ich träume schon seit einer Stunde von einem saftigen Zwiebelrostbraten“, verriet Tina. „Ich kann’s kaum noch erwarten!“
Es erwies sich allerdings als gar nicht so leicht einen Tisch zu bekommen, denn als sie den rauchigen Gastraum betraten, war der bis zum letzten Platz besetzt. Unentschlossen blieben sie an der Tür stehen und sahen enttäuscht in die Runde. Da winkte sie ein älteres Ehepaar heran, das an einem Fenstertisch in einer Nische saß.
„Wir haben schon bezahlt“, sagte der Mann, als sie näher kamen, „ihr könnt euch gleich hierher setzen. Ich trinke nur noch mein Bier aus.“
„Super!“, freute sich Tina. „Herzlichen Dank, wir haben nämlich riesigen Hunger!“
Der Mann lachte.
„Das habe ich euch angesehen! Also dann: Lasst es euch gut schmecken. Die Rindsrouladen können wir empfehlen. Wiedersehen.“
„Danke schön! Auf Wiedersehen!“, rief Tobbi hinter dem Ehepaar her. „Na, was sagt ihr? Glück muss man haben! Jetzt haben wir den schönsten Tisch im Lokal!“
„Hoffentlich dauert’s nicht so lange, bis das Essen kommt“, sagte Tina besorgt. „Sonst verhungere ich!“
Aber der Kellner ließ sie nicht lange warten. „Guten Tag, die Herrschaften! Menü?“
„Was ist das Menü?“, erkundigte sich Tini. „Griesnockerlsuppe — Rindsrouladen mit Gemüse und Kartoffeln — Vanille-Pudding mit Himbeersaft.“
„O ja, das nehme ich.“
„Ich auch.“
„Das geht sicher am schnellsten. Ich auch.“ Behaglich lehnten sich die drei zurück und sahen sich im Lokal um. Die meisten Leute schienen Touristen zu sein, Bergwanderer in Bundhosen und Trachtenjacken. Viele Kinder waren dabei, natürlich — jetzt in den Ferien. Neben dem Tresen gab es einen Stammtisch, an dem ein paar Bauern beim Bier saßen und laut über die Heuernte diskutierten.
Tini schaute aus dem Fenster. Von hier aus sah man auf einen weiten Hinterhof, der zugleich als Parkplatz diente.
„Was macht denn der da draußen!“, murmelte Tini mürrisch. „Der soll uns lieber unsere Suppe bringen!“
„Der Kellner?“
Tina beugte sich vor und schaute ebenfalls hinaus.
„Er schließt jemandem die Garage auf, na, das kann ja nicht so lange dauern.“
„Jetzt winkt er ihm, reinzufahren.“
„He, kennen wir den Wagen nicht? Das ist doch der, der uns neulich so unverschämt überholte! Wie sagte Anselm noch mal, wie er heißt: Sauwieser . Klar, das ist dieser Sauwieser ! Na, also, weißt du! Für den dreckigen Karren braucht er auch noch eine Garage?“
„Vielleicht hat er ein paar kostbare Antiquitäten drin, die er den Bauern abgeschwatzt hat.“
„Jetzt steigt er aus.“
„Von wem redet ihr?“, erkundigte sich Tobbi, der einen Blick in die Zeitung geworfen hatte.
„Von diesem Herrn Sauwieser . Aber das ist doch...“, unterbrach sich Tini ungläubig und riss die Augen auf. „Das ist Willi Schulz oder Anton...“
„ Sauwieser . Anton Sauwieser , klar!“, sagte Tina grinsend. „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf. Oder beim Essen. Da hätten wir uns eine Menge Wege ersparen können!“
„Was hat der nur stundenlang mit dem Kellner zu quasseln, ich hab Hunger!“, murrte Tobbi.
„Jetzt zeigt er ihm den Kofferraum. Was ist da wohl drin? Er macht ihn nur einen Spaltbreit auf.“
„Der tut ja mächtig geheimnisvoll. Mist! Jetzt schließt er ab. Ich hatte gehofft...“
„...dass wir uns die Ladung auch mal ansehen könnten?“, meinte Tina. „Keine Chance! Jetzt schließen sie die Garage ab.“
„Blöd.“
„Wie er wohl reagiert, wenn er hier reinkommt und sieht uns am Tisch sitzen. Meinst du, er erkennt dich wieder?“
„Ich glaube schon, schließlich haben wir ziemlich lange miteinander geredet. Mal sehen, was er tut, wenn ich ihn vor allen Leuten mit Herr Schulz anrede!“
Aber dazu kam es nicht. Herr Sauwieser streckte zwar seinen Kopf durch den Türspalt, zog sich aber sofort wieder zurück, als er die drei am Fenster sah.
„Komisch“, säuselte Tina geziert und rollte die Augen zur Decke, „wir müssen ja Furcht erregende Gestalten sein, wenn unser bloßer Anblick so einen großen Mann in die Flucht schlägt!“
„Ungeheuer Furcht erregend!“, sagte Tini ebenso. „Furcht erregende Ungeheuer!“
„Raubkatzen mit solchen Zähnen!“ Tobbi zeigte mit beiden Händen die Größe ausgewachsener Elefantenzähne.
Tina kicherte.
„O ja, Raubkatzen, schön! Ich bin eine Löwin!“
„Und ich ein
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