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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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schneller ab. Früher haben wir uns dort herumgedrückt und über die Zukunft sinniert, bis nur noch Glut übrig war, aber mit ihren Fehlgeburten hat Claire dem Ganzen ja ein Ende gemacht.«
    Bei Claires Namen überkam Dee einmal mehr das altbekannte Kribbeln im Nacken, aber jetzt wurde die Aufregung durch Sorge getrübt. In letzter Zeit löcherte sie Mr Weatherly nicht mehr ständig mit Fragen über die Gilly-Schwestern, vor allem über Claire, aber sie wachte immer noch im ersten Morgengrauen auf und wartete auf den Klang der Hufe unter ihrem Fenster. Sie betrachtete Claire während der Messe, prägte sich die exakte Farbe ihres Twinsets ein und überlegte, wie ihr Lippenstift wohl hieß, wagte es aber nicht mehr, Claires Namen irgendwo außerhalb des Restaurants zu erwähnen. Sie plauderte nicht mehr mit der Postangestellten über Claires verflossene Liebschaften. Fragte Mr Upton in seinem klaustrophobisch kleinen Lädchen nicht mehr danach, was Claire denn am liebsten aß. Dee wollte auf keinen Fall, dass die Leute zu tratschen begannen.
    Cutt hatte Dee beauftragt, sich bei Mr Weatherly zu erkundigen, ob es wohl etwas bringen würde, am Abend des Dezemberfeuers das Restaurant in der Hoffnung auf zusätzliche Einnahmen länger geöffnet zu lassen. Vielleicht wollten die Leute gern etwas Heißes trinken, überlegte er, und dazu was Süßes essen. Aber Mr Weatherly schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, sagte er bedauernd. »Nicht nach dem, was Claire wegen all der ungeborenen Babys getan hat.«
    Nervös sah sich Dee im Lokal um, aber zwischen Mittag- und Abendessen herrschte gerade Flaute. Die einzige Kundin war die greise Mrs Butler, die mit einer alten Freundin eine Nische belegte, und beide waren stocktaub. Dee griff nach einem Lappen und polierte den Tresen. Sie versuchte, sich ihr Interesse nicht anmerken zu lassen.
    »Claires ungeborene Babys? Was meinen Sie damit?«, fragte sie und rieb in engen, genau berechneten Kreisen über die Theke. Sie hoffte, Mr Weatherly mit der Bewegung abzulenken, damit er weiterreden würde. Der Trick funktionierte. Er lehnte sich über seinen Teller und kniff die Augen zusammen.
    »Eigentlich bist du ja noch ein bisschen jung für solche Geschichten«, verkündete er. »Hast ja noch ordentlich Babyspeck auf den Rippen, was? Meine Doreen sah in deinem Alter auch so aus, aber jetzt ist sie schlank wie ein Birkenzweig.«
    Dee wurde rot, hielt sich dann aber die Hand vor den Mund, weil sie schließlich doch lächeln musste. Wenn Mr Weatherly wüsste, was sie mit diesem Babyspeck so alles anstellen konnte, würde er ihn nicht so bereitwillig zur Sprache bringen. Sie fuhr mit den kreisenden Bewegungen des Lappens fort. »Was meinen Sie denn mit Ungeborenen ?«
    Mr Weatherly schob sich eine Gabel voll Püree in den Mund. »Ich hab bei ihnen mal eine Lieferung vorbeigebracht, ein Kinderbett, und sechs Wochen später musste ich es wieder abholen. Dann ist mir aufgefallen, dass die Leute in der Stadt das Salz plötzlich nicht mehr gekauft haben. Herman Upton hat es immer noch unter der Hand angeboten, wurde aber ganz ängstlich, wenn es um das Zeug ging. Harlan Friend vom Eisenwarenladen meinte, dass seine Frau jetzt immer das abgepackte kaufe, das würde auch besser schmecken.« Er aß noch etwas Kartoffelbrei. »Meiner Meinung nach hatte Claire jedes Mal wieder ein Kind verloren, wenn sie überall rumerzählte, dass das Salz ihrer Familie vergiftet wäre. Und dann«, er schob Dee seinen Teller zu, und sie stellte ihn rasch in den Plastikkorb unter der Theke, »gab es irgendwann kein Salz mehr, gegen das sie noch angehen konnte, mal abgesehen von dem, was die Fischer benutzten – und selbst Claire wusste, dass sie da keine Chance hatte –, und dem Salz vom Dezemberfeuer.«
    Dee runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
    Mr Weatherly fixierte sie mit Blicken. »Was glaubst du denn, warum diese Feier überhaupt stattfindet?«, fragte er. »Da geht es doch nicht nur darum, sich zu amüsieren. Seit es hier in der Stadt Gillys gibt, haben sie von jeher Salz ins Feuer geworfen, um zu sehen, was uns die Zukunft bringt. Blauer Rauch ist ein gutes Zeichen. Rot bedeutet, dass sich jemand verlieben wird, Gelb ist eine Warnung, und Schwarz … na ja, Schwarz ist … nicht gut …« Seine Stimme wurde leise, und seine Augen feucht. Schließlich fischte er sein Portemonnaie aus der Tasche. »Aber das hat Claire dann unterbunden. Ihretwegen musste unser Polizist allen erzählen, dass das gegen

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