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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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alle hinfortgerafft. Eine in den Schlamm gekratzte Nachricht? Aber was hätte sie ihr schon schreiben können? Je mehr Claire sagen wollte, desto mehr fehlten ihr dafür die Worte.
    Letzten Endes tauchte dann die Sonne am Horizont auf, durchbrach den Zauber des Morgens, und Claire lief die Zeit davon. Jetzt würde auch Jo bald aufstehen, und Claire wusste, dass ihre Schwester sie durch das Küchenfenster beobachten konnte, wenn sie nicht auf der Hut war. Bevor es noch heller wurde, kehrte sie zur Straße zurück, schwang sich wieder auf Icicles Rücken und ritt so davon, wie sie gekommen war: Mit leeren Händen und schwerem Herzen hinterließ sie einzig eine Hufspur im Sand. Sie konnte ja nicht ahnen, dass diese Fährte sie eines Tages nach Hause zurückführen würde.

K APITEL 13
    V on Anfang an schien Whit Dee gerne Geschenke zu machen, was toll war, weil sie gerne welche bekam. Sie hatte wegen ihres kleinen Arrangements auch überhaupt kein schlechtes Gewissen. Ganz im Gegenteil. Je mehr sie von Whit bekam, desto gieriger wurde sie, und deshalb schritt ihre Affäre auch schneller voran, als sie das sonst vielleicht getan hätte. Dee passte das aber ganz gut. Es war ja nicht so, als ob sie etwas anderes gefunden hätte, womit sie sich während ihres ersten Monats in der Stadt hätte beschäftigen können.
    Mit Whits Launen und Vorlieben machte sie sich im Verborgenen vertraut. Sie trafen sich ein paarmal in der Woche an geheimen Orten – am Strand in den Dünen oder am Picknicktisch hinter einer der Austernbuden, die nach Saisonende geschlossen waren. Immer nachts und immer heimlich, und das machte Whits morgendliche Besuche im Imbiss nur noch aufregender, bei denen er Kaffee und Eier bestellte und ihr zuzwinkerte, wenn ihr Vater gerade nicht hinsah.
    Mitte November machte die Aussicht auf neue Geschenke Dee so habgierig, dass sie sich selbst kaum wiedererkannte. Sie musste sich beherrschen, um die mitgebrachten Gaben nicht mit den Zähnen an sich zu reißen und diese danach in Whit zu schlagen. Er brachte ihr kurz hintereinander eine Flasche teure Bodylotion, einen Lippenstift mit silberner Hülle und eine Schachtel Pralinen mit, die eigentlich viel zu schön waren, um sie aufzuessen.
    Am Abend des ersten Schneefalls knabberte Whit an ihrem Hals und fragte: »Was magst du lieber, Satin oder Seide?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er schwarze French Knickers aus seiner Tasche. Dee verriet ihm gar nicht erst, dass sie die beiden Stoffe sowieso nicht auseinanderhalten konnte. In ihrem Leben war schließlich alles rau.
    »Das ist so weich«, hauchte sie und rieb die Spitze leicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Am liebsten wäre sie gleich in den Slip geschlüpft oder hätte ihn sich von Whit überstreifen lassen. Sie lehnte sich im Beifahrersitz seines Wagens zurück und zog das Baumwollhöschen aus, das sie trug. Dabei lehnte sie den Kopf zurück, um zu sehen, ob Whit ihr auch dabei zusah. Oh ja.
    »Bemüh dich nicht«, grummelte er und streckte die Hände aus, um sie gegen das Leder zu pressen.
    Bei ihrem nächsten Treffen schenkte er ihr ein winziges Fläschchen Parfüm. Ehrlich gesagt mochte Dee den Duft gar nicht besonders, für Whit würde sie aber riechen, wonach immer er wollte, solange sie nur in seinem Auto umherfahren und irgendwo unter den Sternen parken konnten.
    »Das ist ziemlich teuer«, erklärte er. »Hier, probier’s doch mal aus.« Er tupfte Dee ein wenig davon hinters Ohr, als sie den Duft einsog, wurde ihr davon jedoch beinahe schwindelig. Sie hatte vorher noch nie richtiges Parfüm getragen. Dee machte den Flakon wieder zu und wandte sich zu Whit um.
    »Trägt Claire das auch?«, fragte sie. Sie stellte sich vor, wie sie seiner Frau am Morgen das Frühstück servierte und die ihre wohlgeformte kleine Nase krauszog.
    »Wonach riecht es denn hier?«, würde Claire sagen und gar nicht fassen können, was ihr Geruchssinn ihr da vermittelte. »Das kommt mir irgendwie bekannt vor.« Und Dee würde sie einfach ohne ein Wort stehen lassen.
    Bei der Erwähnung seiner Frau wurden Whits Züge hart und starr. Er zog die Finger aus Dees Haar. »Sie mag kein Parfüm, und außerdem würde sie vor Wut in die Luft gehen, wenn sie von unseren Treffen wüsste, du hältst also besser den Mund.«
    Dee umklammerte die Parfümflasche. Whit brauchte Claires Temperament gar nicht zu erwähnen. Dee hatte damit bereits selbst Erfahrung gemacht, und zwar bei dem einen Mal, als sie sich bei Claires Bestellung vertan

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