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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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Bürste sinken und zog die Schubladen der Kommode auf. In der ersten befanden sich noch immer Idas altes Make-up und ihre Kämme, und die mittlere klemmte, wie immer. Claire musste daran denken, wie Whit ihr genau hier die Perle geschenkt hatte, und angesichts dieser Erinnerung zog sie die Lade mit einem wütenden Ruck heraus. Sie sah hinein und entdeckte den üblichen Kram, und dann bemerkte sie, vielleicht weil das Licht anders war, oder vielleicht auch, weil sie anders war, etwas, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ganz hinten in das Fach hatte jemand eine Art Brief geklebt. Eine Ecke des satten cremefarbenen Umschlags hatte sich gelöst und damit auf sich aufmerksam gemacht. Claire schob die Hand in die Kommode und zog den Umschlag mühevoll heraus.
    Er trug Idas Briefkopf, ebenfalls mit Monogramm, als reichten ihre Worte auf dem Papier noch nicht aus. Allerdings war der Brief bereits von jemandem geöffnet worden, denn das Siegel war gebrochen. Claire schlitzte den Umschlag auf und zog das Blatt Papier heraus. Während sie Idas aggressive Handschrift überflog, wurde ihr Atem immer flacher.
    Als sie fertig war, lehnte sie sich erschüttert zurück. Neue Erkenntnisse über die Vergangenheit sind meistens ein harter Schlag, vor allem, wenn es sich um die eigene Geschichte handelt. Die ganze Zeit über hatte Claire immer gedacht, dass sie gar nicht wirklich auf die Salt Creek Farm gehörte, aber offensichtlich lag sie damit falsch, und Ida hatte das gewusst. Ob ihr das nun passte oder nicht, Claire war im Salz tief verwurzelt. Bei Jo hingegen sah die Sache ganz anders aus.
    Claire schob sich den Brief in die Tasche und griff nach der silbernen Bürste auf dem Frisiertisch. Sie sah sich im Spiegel an und beschloss, dass sie die Nase nun endgültig von den Schatten der Vergangenheit vollhatte. Es reichte ihr jetzt mit den Jungfrauen, Perlen und Briefen von Toten. Langsam war es an der Zeit, beschloss sie, sich von allem zu befreien und ihre eigene Zukunft zu gestalten.
    Kurz nach ihrer Hochzeit hatte Whit sie einmal aus dem Blauen heraus mit einem Kolibri verglichen. Er hatte gemeint, sie sei genauso zart und doch unerwartet stark. Sie hatten im Bett gelegen, er hatte die Finger in ihrem Haar vergraben und ihren Schädel umfasst wie die schützenden Zweige eines Nestes. Claire hatte damals nicht gewusst, dass sie diese Finger noch ein Jahrzehnt später spüren würde, dass sie sie jeden Tag fester umfangen würden und plötzlich gar nicht mehr wie Zweige waren, denn die hätte sie notfalls zerbrechen können.
    Sie dachte an den Moment zurück, als Whit ihr die Halskette seiner Mutter mit der Perle geschenkt hatte, wie er sie ihr um den Hals gelegt hatte. »Wenn du je versuchen solltest, die Bande zwischen uns zu kappen, wird dir das nicht gelingen«, hatte er zu ihr gesagt, als sie sich an jenem Abend geliebt hatten. »Das weißt du doch, oder?«
    Das würden sie ja sehen. Sie ging zum Schrank hinüber, entdeckte dort eine Segeltuchtasche und verstaute darin so viel Reitkleidung wie möglich. Dann hielt sie inne. Ganz hinten hing in Plastik eingepackt ihr Hochzeitskleid. Sie schob die anderen Klamotten beiseite und öffnete die Schutzhülle und sog den Duft von Puder, vermischt mit irgendetwas Erdigem, in sich ein. Dann fuhr sie mit den Fingern über den Satin und zog ihren Schleier hervor. Mit den Jahren war er brüchig geworden und vergilbt. Auf der anderen Seite der Garderobe hing Whits Hochzeitsanzug ordentlich gebügelt und mit der passenden Krawatte. Also hatte er ihn wohl vor kurzem noch angehabt. Was hatte Whit damals noch getragen, überlegte Claire. Ach ja richtig, eine zu ihrem Strauß passende Ansteckblume und die Uhr seines Vaters. Wo war die nur? Sie öffnete die Mahagonischatulle, die Whit in seiner obersten Schublade aufbewahrte, und fand sie dort. Einen Platz für jedes Ding, und immer alles an seinem Platz, hatte Idas Motto gelautet, und selbst jetzt, mehr als zehn Jahre nach ihrem Tod, hatte niemand in Prospect den Mumm, sich ihrem Leitspruch zu widersetzen.
    Tja, es gibt für alles ein erstes Mal, dachte Claire und schob sich die Uhr und den cremefarbenen Umschlag mit Idas zackigen Initialen in die Tasche. Sie schloss den Schrank und ging dann pfeifend zur Haustür hinaus, die sie offen stehen ließ. Egal was für Geister Whit auf sie hetzen wollte, ihretwegen sollten sie ruhig freie Bahn haben.

K APITEL 23
    D ee machte sich gerade in der Küche einen Toast, als Claire so leise ins Haus kam,

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